Ständige Infekte bei Ihrem Kind: Anzeichen einer Immunschwäche?

Wenn Ihr Kind einen Infekt nach dem anderen hat, sind Sie als Mutter oder Vater natürlich beunruhigt und befürchten eine Immunschwäche. Lesen Sie hier, wie viele Infekte normal sind und worauf Sie achten sollten, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Immunschwäche vermuten. 

Inhaltsverzeichnis

Immunsystem Ihres Kindes stärken

… das kann doch nicht mehr normal sein! Steckt womöglich eine Immunschwäche dahinter?  Sie dürfen beruhigt sein: Es ist eben doch normal. Kinder in den ersten Lebensjahren trainieren ihr Immunsystem, indem sie sich mit den verschiedensten Erregern auseinander setzen. Die Infektanfälligkeit im Kindesalter ist ganz natürlich. Und wenn Ihr Kind immer wieder  Erkältungskrankheiten hat, dann sind zwar die Symptome jedes Mal ähnlich, doch sind es immer wieder andere Erreger, mit denen es sich herumplagt. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass es allein mehr als 100 unterschiedliche Schnupfenviren gibt.

Auch ohne Immunschwäche bis zu 12 Infekte pro Jahr

Erkältungen mit Schnupfen, eventuell leichtem Fieber an den ersten Krankheitstagen und/oder zusätzlichem Husten treten selbst bei nicht immungeschwächten Kindern relativ häufig auf. Durchschnittlich leiden

  • Säuglinge 6- bis 8-mal pro Jahr,
  • Kinder im Alter von ein bis vier Jahren 8- bis 9-mal pro Jahr und
  • Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren 6- bis 8-mal pro Jahr an einer Erkältung.

Wenn Ihr Kind dieses Jahr in den Kindergarten oder in die Krippe gekommen ist, kann es sein, dass Sie das Gefühl haben, es sei momentan fast ständig krank. Gerade in den ersten Monaten folgt häufig  in Infekt dem anderen. Und selbst das ist noch normal, denn Krippen- und Kindergartenkinder haben nicht selten bis zu 12 Infekte pro Jahr.

Weil die Kleinen so viele Infekte im Hals-Nasen-Ohren-Bereich durchmachen, sind am Hals häufig geschwollene, harte und nicht selten auch druckschmerzhafte Lymphknoten zu finden. Auch wenn das viele Eltern gleich das Schlimmste befürchten lässt: Geschwollene Halslymphknoten sind Zeichen einer erhöhten Abwehrarbeit und in den allermeisten Fällen harmlos. Es kann Wochen bis Monate dauern, bis die Schwellung völlig abgeklungen ist und der Lymphknoten nicht mehr zu tasten ist. Trotzdem sollten Sie geschwollene Lymphknoten beim nächsten Untersuchungstermin dem Kinderarzt zeigen, damit ganz sicher nichts übersehen wird!

Wichtig ist weniger die Anzahl der Infekte als die rasche Erholung

Die Infekthäufigkeit ist gar nicht so wichtig, denn wie Sie eben lesen konnten, sind ziemlich viele Infekte pro Jahr noch ganz normal. Wie häufig Ihr Kind krank wird, hängt nämlich vor allem davon ab, wie viel Kontakt es zu Krankheitserregern hat.

Viel wichtiger ist, wie die Infekte bei Ihrem Kind ablaufen. Erholt es sich nach einem Infekt rasch wieder? Wird es ohne Antibiotikum damit fertig? Oder wird aus jedem Schnupfen eine dicke  Bronchitis oder Mittelohrentzündung, die doch wieder antibiotisch behandelt werden muss? Unser Test hilft Ihnen zu erkennen, wann eine ernsthafte Immunschwäche vorliegt.

Eine echte Immunschwäche ist sehr selten

Glücklicherweise sind angeborene Immundefekte, bei denen tatsächlich eine ernsthafte Störung des Immunsystems vorliegt, sehr selten. Von der häufigsten Form des Antikörpermangels ist gerade einmal eines von 15.000 Kindern betroffen.

Kinder mit einer angeborenen Immunschwäche

  • sehen in aller Regel ständig krank aus,
  • erholen sich nach Infekten nur sehr langsam (Appetit und Allgemeinzustand bleiben unverhältnismäßig lange beeinträchtigt),
  • sind oft körperlich unterentwickelt,
  • haben trotz gehäufter Infekte nicht selten kleine Mandeln (gesunde Kinder haben hingegen eher große Mandeln und „Polypen“) und
  • entwickeln bei normalerweise harmlosen Infekten häufig Komplikationen.

Immunschwäche: Bei Dauererkältung an Asthma und Allergien denken!

Wenn Ihr Kind in den Wintermonaten ständig erkältet ist, muss es nicht immer ein Virusschnupfen sein, der ihm zu schaffen macht. Es könnte auch eine Allergie gegen Hausstaubmilben oder Schimmelpilze dahinter stecken. Diese äußern sich in einer verstopften Nase oder Niesanfällen (bei Milbenallergie häufig morgens nach dem Aufstehen). Außerdem sind die Schleimhäute der Atemwege durch die Allergie so angegriffen, dass sich jede zusätzliche Erkältung besonders schnell festsetzt.

Wenn Ihr Kind ständig Bronchitis hat, schon mehrmals an einer Lungenentzündung erkrankt war und/oder nachts oft hustet, könnte ein Asthma dahinter stecken. Weitere Anzeichen dafür sind beispielsweise Husten oder auch pfeifende Atmung nach dem Rennen und Toben oder nach heftigem  Lachen. Kinder mit infektbedingtem Asthma fangen oft bereits eine Nacht vor den ersten Schnupfensymptomen (laufende Nase, Niesanfälle) nachts trocken zu husten an.

Wenn Ihr Kind ständig erkältet ist, sollte es unbedingt gründlich vom Kinderarzt (am besten mit der Zusatzbezeichnung Allergologie) untersucht werden. Zusätzlich zur üblichen Untersuchung einschließlich Abhorchen der Lunge gehören dann ein Allergietest und – etwa ab dem Vorschulalter – auch ein Lungenfunktionstest. Denn ohne die erforderliche antiasthmatische Behandlung oder eine entsprechende Wohnungssanierung bei Milben- oder Schimmelpilzallergie wird sich die „Dauererkältung“ auch nicht bessern.

Besteht bei Ihrem Kind Verdacht auf eine krankhafte Immunschwäche?

Fragejanein
Leiden Sie selbst oder ein anderes Familienmitglied unter einem angeborenen Immundefekt?
Ist Ihr Kind älter als ein Jahr und hat es ständig Soorpilz im Mund?
Leidet es zweimal pro Jahr oder öfter unter einer Lungenentzündung?
Treten bei Ihrem Kind zweimal pro Jahr oder öfter schwere Nebenhöhlenentzündungen auf?
Hat Ihr Kind acht oder mehr eitrige Mittelohrentzündungen pro Jahr?
Ist Ihr Kind schon einmal an schweren Infektionen wie einer Knochenmarks-oder Hirnhautentzündung erkrankt?
Sin bei ihm bereits mehrmals Abszesse der Haut oder der inneren Organe aufgetreten?
Bestehen bei Ihrem Baby bzw. bestanden bei Ihrem Kind im Säuglingsalter Rötungen an Händen und Füßen, die nicht durch eine Hauterkrankung ausgelöst sind/waren?
Wurde Ihr Kind schon einmal zwei Monate lang antibiotisch behandelt, ohne dass die Therapie angeschlagen hat?
Sind bei Ihrem Kind nach der Maser-, Mumps-, Röteln- und/oder Windpocken-Impfung Komplikationen aufgetreten, die über eine Rötung der Impfstelle, kurzfristiges Fieber oder einen kurzfrstigen schwachen Hautausschlag hinausgegangen sind?
Besteht bei Ihrem Kind eine Gedeihstörung? Wächst es nur wenig und ist es unterenwickelt?
Sind bei Ihrem Kind schon einmal Auffälligkeiten im Blutbild festgestellt worden, die für eine Immunschwäche sprechen, z.B. eine so genannte Leukopenie (Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen)?

Auswertung: Wenn Sie bei keiner der Fragen mit „ja“ geantwortet haben, besteht bei Ihrem Kind kein Verdacht auf eine Immunschwäche, selbst wenn es sehr häufig unter Erkältungen oder auch Magen-Darm-Infekten leidet. Haben Sie eine oder mehrere Fragen mit „ja“ beantwortet, sollten Sie Ihren Kinderarzt um eine gründliche Untersuchung bitten, auch wenn eine Immunschwäche erst beim Vorliegen  mehrerer Anzeichen aus dem Fragebogen wahrscheinlich ist. Jedoch können Gedeihstörungen z. B. durch eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) ausgelöst werden, und bei wiederholten  Lungenentzündungen kann ein Asthma dahinter stecken, sodass eine Abklärung immer erforderlich ist.