Kleine Vegetarier oder Veganer!
Wenn Ihr Kind auf die Frage nach seinem Lieblingsessen neuerdings nicht mehr „Würstchen“ oder „Schnitzel“, sondern „Apfel-Möhren-Rohkostsalat“ oder „Tofu-Burger“ sagt, sind Sie vielleicht etwas irritiert. Viele Eltern reagieren besorgt, wenn ihr Kind sich von heute auf morgen weigert, Fleisch oder Fisch zu essen.
Groß werden ohne Fleisch: Geht das?
Keine Frage, pflanzliche Lebensmittel sind gesund und enthalten viele Vitamine. Aber geht das wirklich – so ganz ohne Fleisch auf dem Teller? Bekommt mein Kind dann überhaupt noch genug Nährstoffe, und kann es sich gesund entwickeln? Ob diese Sorgen begründet sind und worauf Sie bei der vegetarischen Ernährung achten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Vegetarische oder vegane Ernährung liegt im Trend: Immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Leben ohne Fleisch (und andere tierische Produkte). In fast jedem Supermarkt findet sich inzwischen eine bunte Auswahl an vegetarischen und veganen Produkten. Auch bei Kindern ist vegetarische Ernährung heute durchaus keine Seltenheit mehr. Ernähren sich die Eltern vegetarisch oder vegan, möchten sie meist auch, dass ihr Kind fleischlos aufwächst. Viele Kinder und Jugendliche steigen auch von sich aus auf eine vegetarische Lebensweise um. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts haben sich etwa 3 Prozent der unter 18-Jährigen für eine fleischlose Ernährung entschieden. Bei den 14- bis 17-jährigen Mädchen sind es sogar 6 Prozent.
Kann mein Kind ohne Fleisch aufwachsen?
Durch den Verzicht auf Fleisch fehlt bei allen vegetarischen Ernährungsformen ein wesentlicher Eisenlieferant. Vor allem Kleinkinder und Mädchen in der Pubertät haben einen hohen Eisenbedarf. Eisenmangel gehört in der westlichen Welt zu den häufigsten Mangelerscheinungen bei Kindern und Jugendlichen. Er kann zu Blutarmut sowie zu Beeinträchtigungen im Verhalten und in der Entwicklung führen. Je nach Art der vegetarischen Kost kann es außerdem zu einem Mangel an:
- Eiweiß
- Kalcium
- Jod
- Zink
- Vitamin B2, B12 und D
- langkettigen n-3-Fettsäuren kommen.
Bei einer ausgewogenen ovo-lactovegetarischen Ernährung können alle diese Nährstoffe ersetzt werden. Wichtig ist jedoch, dass Ihr Kind nicht einfach nur das Fleisch weglässt und sich auf die normalen Beilagen beschränkt, wenn es keine Tierprodukte essen möchte. Eine vielseitige und abwechslungsreiche Ernährung, verbunden mit der richtigen Kombination verschiedener Nahrungsmittel, ist beim Verzicht auf Fleisch besonders wichtig.
Vegetarier ist nicht gleich Vegetarier
Sicher kennen Sie das: Wenn Sie ein Essen planen und unter den Gästen Vegetarier sind, müssen Sie zunächst mal bei jedem Gast nachfragen: Isst du Fisch? Isst du Milch und Käse? Bei der vegetarischen Ernährung werden im Wesentlichen drei Grundformen unterschieden.
- Lacto-Vegetarier: Sie essen neben pflanzlichen Produkten auch Milch und Milchprodukte.
- Ovo-lacto-Vegetarier: Sie essen zusätzlich auch Eier.
- Veganer: Sie verzichten komplett auf tierische Lebensmittel. Zusätzlich werden meist auch andere Produkte, die tierische Bestandteile haben oder an Tieren getestet wurden, abgelehnt (z. B. Leder, Wolle, Kosmetika).
Vegetarier, die auf Fleisch verzichten, aber Fisch essen, heißen Pesco-Vegetarier oder „Pescetarier“.
Keine vegane Ernährung für Kinder
Je stärker die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich sich Ihr Kind ernährt, desto größer ist das Risiko für einen Nährstoffmangel. Besonders gefährdet sind vegan ernährte Kinder. Bei dieser Ernährungsweise, bei der auf alle tierischen Produkte verzichtet wird, ist das Risiko eines Protein- und Energiemangels besonders groß. Auch die Versorgung mit Vitamin B12 und Jod ist nicht ausreichend. Diese Nährstoffe müssen durch speziell angereicherte Nahrungsmittel und -ergänzungsmittel zugeführt werden. Ein Mangel kann bei Kindern schlimmstenfalls zu irreversiblen neurologischen Störungen führen.