Aktives Zuhören hilft Ihrem Kind, seine Probleme selbst zu lösen

Durch diese spezielle Form des Gespräches fühlt sich Ihr Kind verstanden. Es kann dabei seine Gefühle zum Ausdruck bringen und selbst das Problem lösen. Dadurch wächst auch sein Selbstvertrauen. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungstipps zum Thema Eltern-Kind-Kommunikation

Diese spezielle Form des Zuhörens wurde erstmals von Thomas Gordon, einem amerikanischen Psychologen, der sich schon in den 50er Jahren um eine gewaltfreie Erziehung bemühte, zur Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung eingesetzt und in Elternkursen gelehrt. Das aktive Zuhören funktioniert bereits bei Kleinkindern, wird aber überwiegend ab dem Kindergarten- oder Schulalter mit großem Erfolg eingesetzt.

Probleme gemeinsam mit dem Kind lösen, durch die richtige Technik des aktiven Zuhörens

Die meisten Eltern reagieren auf Äußerungen oder Probleme ihres Kindes häufig mit Warnungen, guten Ratschlägen und Belehrungen. Oft missverstehen sie dabei, was ihnen ihr Kind sagen will, und bauen eine Kommunikationsblockade auf, weil sich das Kind dann unverstanden oder ungerecht behandelt fühlt. Diese Probleme lassen sich durch aktives Zuhören umgehen. Dabei geben Sie als Zuhörer das eben Gehörte, also die Botschaft Ihres Kindes, durch eine Rückmeldung wieder, so wie Sie es verstanden haben. Dadurch kann sich Ihr Kind sicher sein, dass Sie es verstanden haben, und gerade Kleinkinder, die ihre eigenen Gefühle oft noch gar nicht richtig einordnen können, werden sich ihrer Gefühle dadurch erst bewusst. Wenn Sie Ihrem Kind etwas mitteilen möchten, sprechen Sie in Ich-Botschaften. Statt Ihrem Kind Schuld zuzuweisen, indem Sie beispielsweise sagen „Du bist faul. Nie kannst du dein Zimmer aufräumen!“, teilen Sie ihm Ihre eigenen Gefühle mit durch den Satz „Ich ärgere mich, wenn ich in deinem Zimmer Staub saugen möchte, und komme gar nicht durch, weil so viel am Boden liegt.“ Geben Sie hingegen das eben Gehörte wider, so wie Sie es verstanden haben, sprechen Sie in Du-Botschaften, ohne die Aussage Ihres Kindes positiv oder negativ zu bewerten. Sie beginnen Ihren Satz beispielsweise mit „Du glaubst also, …“ oder „Du fühlst dich …“ oder „Das klingt, als würdest du …“. Dann weiß Ihr Kind, dass seine Botschaft angekommen ist, oder es kann, falls Sie sich einmal getäuscht haben und seine Aussage falsch interpretiert haben, Sie korrigieren und sagen „Nein, so meine ich das nicht!“

Ein Fallbeispiel zum Lösen der Probleme des Kindes

Ihr Kind will abends nicht ins Bett gehen und sagt: „In meinem Zimmer ist es so dunkel, und da sind lauter Geister drin!“ Statt nun zu sagen „Aber du weißt doch, dass es gar keine Geister gibt. Du brauchst nur Licht anzumachen, dann siehst du, dass niemand in deinem Zimmer ist. Also, marsch ins Bett!“ können Sie als Mutter oder Vater – ganz ohne zu werten oder eine Problemlösung vorzuschlagen – sagen: „Du glaubst also, dass Geister in deinem Zimmer sind, und hast große Angst vor ihnen.“ Ihr Kind wird vermutlich erleichtert reagieren, weil es sich verstanden fühlt, und beispielsweise sagen: „Ja, davor habe ich Angst!“

Lassen Sie Ihr Kind seine Probleme selbst lösen

Das aktive Zuhören ist eine gute Möglichkeit, Ihr Kind zum Sprechen zu bringen und seine Gefühle ernst zu nehmen. Im Dialog mit Mutter oder Vater kann Ihr Kind nun damit anfangen, selbst eine Lösung für sein Problem zu finden. Durch Ihre Rückmeldung beim aktiven Zuhören bringen Sie Ihr Kind dazu, selbstständig zu denken und nach einer Lösung zu suchen, da Sie ihm keine „Patentlösung“ oder einen guten Rat aufdrängen. Sie zeigen Ihrem Kind damit, dass Sie ihm zutrauen, selbst mit diesem Problem fertig zu werden. So entwickelt es sich zu einer selbstständigen, verantwortungsbewussten und unabhängigen Persönlichkeit. Ihr Kind kann Lösungsmöglichkeiten vorschlagen, die sie dann gemeinsam daraufhin überprüfen, ob sie auch praktikabel sind. Gerade bei Klein- und Kindergartenkindern werden aber immer wieder Vorschläge kommen, die in dieser Form nicht Erfolg versprechend sind. Hier kann es sinnvoll sein, selbst Alternativen anzubieten. Wichtig dabei ist, dass Sie Ihren Vorschlag wirklich als eine von mehreren möglichen Lösungen sehen und Ihr Kind nicht jedes Mal automatisch dazu „verdonnern“, ihn auch anzunehmen (was allerdings manchmal als letzte Möglichkeit trotzdem nötig sein kann).

So lösen Sie im Dialog mit Ihrem Kind Probleme

Um beim obigen Fallbeispiel zu bleiben, könnte sich der Dialog zwischen Ihnen und Ihrem Kind etwa wie folgt entwickeln und zu einer Lösung führen: Sie sagen: „Was könnten wir denn tun, damit du keine Angst mehr haben musst?“ Ihr Kind: „Wir können doch einfach das Licht anlassen.“ Sie: „Ich befürchte, dass du nicht einschlafen kannst, wenn das Licht brennt. Würde es auch genügen, wenn wir im Flur Licht machen und die Türe auflassen? Dann ist es in deinem Kinderzimmer auch nicht mehr so dunkel.“ Ihr Kind: „Ja.“ Sie: „Gut, dann machen wir das so.“

In Deutschland wird von der Akademie für personenzentrierte Psychologie in Bonn ein Gordon-Familientraining für Eltern angeboten. Sind Sie an Elternkursen interessiert, können Sie sich unter www.gordonmodell.de informieren, wann und wo diese stattfinden.