Erziehung zur Stärke: So verkraftet Ihr Kind Fehler und Misserfolge besser
Je selbstständige Ihr Kind wird, umso mehr möchte es selber machen und entscheiden. Es ist ganz normal, dass dabei immer wieder Missgeschicke passieren oder Ihr Kind sich aus Unerfahrenheit falsch verhält. Fehler und Misserfolge gehören zum Leben dazu und können auch wieder gutgemacht werden! Lesen Sie, wie Fehler und Missgeschicke Ihr Kind sogar stark und selbstbewusst machen können.
- Erziehungstipps für starke und selbstbewusste Kinder
- Fehler und Misserfolge eingestehen, erfordert viel Mut von einem Kind
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass Fehler sich wiedergutmachen lassen
- Ermutigen Sie Ihr Kind, sich durch Misserfolge nicht unterkriegen zu lassen und weiter zu machen
- Regen Sie Ihr Kind zu eigenen Projekten an, das macht stolz und stark!
Erziehungstipps für starke und selbstbewusste Kinder
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Sohn (fünf Jahre) war bei einem Freund zum Spielen eingeladen. Dort konnte er der Versuchung nicht widerstehen und hat unbemerkt ein kleines rotes Rennauto, das ihm besonders gut gefiel, mitgehen lassen. Nun liegt er abends im Bett und kann einfach nicht einschlafen, weil ihn sein schlechtes Gewissen wach hält. Schließlich überwindet er sich, kommt noch einmal aus dem Bett und gesteht Ihnen alles. Er ist völlig verzweifelt und weiß nicht, was er nun tun soll. Sicher wird sein Freund sehr böse auf ihn sein. Vielleicht will er sogar nie mehr mit ihm spielen? Wie würden Sie in dieser Situation reagieren?
Fehler und Misserfolge eingestehen, erfordert viel Mut von einem Kind
Ganz klar: Es ist nicht in Ordnung, wenn ein Kind stiehlt. Trotzdem kommt es sehr häufig vor, dass ein Kind im Laufe seines Heranwachsens irgendwann einmal etwas mitgehen lässt. Doch nur die wenigsten dieser Kinder geraten dadurch auf die schiefe Bahn. Bei den meisten bleibt es eine einmalige Verfehlung. Im obigen Beispiel ist deutlich zu erkennen, dass der Junge sein Verhalten bereut und es ihm sehr Leid tut. Würden Sie Ihren Sohn in diesem Fall mit Vorwürfen überhäufen und schwer bestrafen, wäre das sehr ungünstig. Die beste Reaktion besteht darin, dem Kind zu sagen, dass es sich zwar falsch verhalten habe, aber gleichzeitig anzuerkennen, dass es mutig genug war, seinen Fehler einzugestehen. Es gehört sehr viel Stärke dazu, Fehler nicht zu verheimlichen (z. B. durch Lügen oder sie anderen in die Schuhe zu schieben), sondern sie zuzugeben. Kinder machen im Laufe ihres Heranwachsens viele Fehler. Jeder Mensch macht Fehler, denn Fehler gehören zum Leben dazu. Doch aus jedem Fehler lässt sich etwas lernen: was man in Zukunft nicht wiederholen sollte und wie man etwas besser machen könnte. Eine wichtige Lektion im Leben hat der Junge aus dem obigen Beispiel bereits gelernt: Jeder sollte zu seinen Fehlern stehen und nicht vor den Konsequenzen weglaufen. Muss ein Kind jedoch Angst davor haben, dass es angeschrien oder schwer bestraft wird, wird es Fehler lieber verheimlichen, statt sie noch einmal einzugestehen. So werden Sie vieles, was Ihrem Kind in Zukunft misslingt, gar nicht mehr erfahren. Es ist normal, dass Kinder in solchen Situationen Scham empfinden und Angst vor Strafe haben. Sie können Ihrem Kind dann erklären, dass seine unguten Gefühle daher kommen,dass es etwas Falsches getan hat. Aber es ist gut, dass es diese Gefühle wahrnehmen kann, denn sie warnen es davor, diesen Fehler noch einmal zu begehen.
Mein Erziehungstipp für starke und selbstbewusste Kinder: |
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Stehen Sie zu Ihren eigenen Fehlern – auch vor Ihrem Kind. Denn Sie sind sein wichtigstes Vorbild, von dem es lernen kann, wie man richtig mit Fehlern umgeht. |
Erklären Sie Ihrem Kind, dass Fehler sich wiedergutmachen lassen
Mit dem Eingestehen eines Fehlers ist es allerdings noch nicht getan. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, seinen Fehler wiedergutzumachen. Im obigen Rennauto-Beispiel würde das beispielsweise bedeuten, dass Ihr Sohn am nächsten Tag zu seinem Freund hingeht, das Auto zurückbringt und sich entschuldigt. Vielleicht könnte er als Wiedergutmachung auch eines seiner Autos mitnehmen und dem Freund schenken. Die Wiedergutmachung darf Ihrem Kind durchaus etwas unangenehm oder mit Mühe verbunden sein. Wichtig ist jedoch, dass die Wiedergutmachung keine Strafe ist, sondern direkt mit dem Fehlverhalten zu tun hat. Hat Ihr Kind etwas verschüttet oder das Sofa beschmiert, dürfen Sie von ihm verlangen, dass es beim Saubermachen hilft. Hat es etwas kaputtgemacht, kann es bei der Reparatur helfen. Am schwersten fällt es dem Kleinen meist, wenn sie sich beim Geschädigten entschuldigen müssen. Dabei ist oft die Anwesenheit von Mama oder Papa erforderlich, denn ohne diese „Rückendeckung“ trauen sie sich häufig gar nicht hin.
Ermutigen Sie Ihr Kind, sich durch Misserfolge nicht unterkriegen zu lassen und weiter zu machen
Auch wenn Ihr Kind gar nichts falsch gemacht hat, wird es bestimmt ein paar Misserfolge zu verkraften haben. Helfen Sie Ihrem Kind, damit umzugehen. Vielleicht hat es bei einem Wettbewerb nur einen der letzten Plätze belegt, oder seine selbst gebaute Bauklotz-Burg ist nun schon zweimal hintereinander eingestürzt? Zeigen Sie Verständnis dafür, dass Ihr Kind nun enttäuscht ist. Ermutigen Sie es aber gleichzeitig, es noch einmal zu versuchen. Überlegen Sie gemeinsam, wo die Ursache für die Misserfolge iegen könnte und was Ihr Kind beim nächsten Versuch besser machen könnte. Betonen Sie, dass nicht immer nur das Ergebnis zählt. Allein das Aufbauen der Burg oder die Teilnahme am Wettkampf war schon eine Leistung. Ermutigen Sie Ihr Kind, sich durch Misserfolge nicht entmutigen zu lassen , sondern immer wieder nach vorne zu schauen und es erneut zu versuchen: „Beim nächsten Mal kannst du das schon viel besser!“ „Komm, wir probieren es gleich noch einmal!“ „Lass uns die Burg gleich noch einmal aufbauen. Bestimmt wird sie jetzt stabiler als vorher.“ „Versuch gleich noch einmal, auf das Klettergerüst zu steigen. Ich stehe hier unten und gebe dir die Hand, wenn du unsicher bist.“ „Ich finde, es war sehr mutig, dass du bei dem Wettkampf mitgemacht hast.“
Regen Sie Ihr Kind zu eigenen Projekten an, das macht stolz und stark!
Ihr Kind braucht Anregungen und Herausforderungen, um daran zu wachsen. Dabei darf es jedoch nicht überfordert werden, denn das würde seinen Entdeckergeist bremsen und seinem Selbstbewusstsein einen Dämpfer versetzen. Sinnvolle kindgerechte Aufgaben und Projekte sind immer so konzipiert, dass Ihr Kind sie mit etwas Anstrengung und/ oder Hilfe von Ihnen durchaus bewältigen kann. Wie wäre es beispielsweise, wenn Sie im Frühjahr gemeinsam mit Ihrem Kind ein kleines Beet auf dem Balkon oder im Garten anlegen würden? Ihr Kind bekommt die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, die wachsenden Pflänzchen regelmäßig zu gießen. Wenn die ersten Früchte zu ernten sind oder die ersten Blumen blühen, darf Ihr Kind zu Recht auf seine Leistung stolz sein. Auch im zwischenmenschlichen Bereich braucht Ihr Kind manchmal Ihre Unterstützung: Etwa wenn es sich mit einem anderen Kind anfreunden möchte, sich aber nicht traut, es anzusprechen. Dann können Sie ihm Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Vielleicht laden Sie das betreffende Kind zum Spielen zu sich nach Hause ein (siehe auch Seite 11). Bestärken Sie Ihr Kind darin, seine Ideen und Pläne zu verwirklichen. Trösten Sie es, wenn einmal etwas nicht so klappt, wie es sich das wünscht. So etwas wird immer wieder einmal vorkommen und ist kein Grund zu verzweifeln oder aufzugeben.