Kinder richtig loben: Mit diesen 7 Tipps finden Sie den richtigen Ton

Fast reflexartig reagieren viele Eltern so auf alles, was ihr Kind tut. Lob soll motivieren und zu guten Leistungen anspornen. Deshalb wird es von vielen Eltern so ausgiebig verteilt. Doch Vorsicht: Falsches Lob kann Kinder auch demotivieren und verunsichern. Wie Sie Ihr Kind „richtig“ loben, erfahren Sie hier. 

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Richtiger umgang mit Lob

Zu diesem Ergebnis kam ich, nachdem meine Tochter und ich mal wieder heftig aneinandergeraten waren. „Immer meckerst du an mir rum! Du siehst gar nicht, wie sehr ich mich anstrenge!“ hatte sie mir entgegengeschleudert und türenschlagend das Zimmer verlassen. „Typisch Pubertät“, dachte ich zuerst. „Sie ist einfach nicht zum Aushalten.“ Doch dann fiel mir auf: So ganz Unrecht hatte sie nicht. Tatsächlich war ich in der letzten Zeit mit Kritik sehr freigiebig gewesen (mit einem pubertierenden Teenager zusammenzuleben ist eben anstrengend!), mit Lob aber sehr sparsam.

Ich nahm mir vor, mich zu bessern, und fing an, sie täglich zu loben. „Toll, wie du heute die Küche aufgeräumt hast“, „Prima, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast!“ Mir fiel immer etwas ein. Bis sie mir nach ein paar Tagen sagte: „Mama, du nervst!“ Ich verstand die Welt nicht mehr. „Neulich hast du dich noch beklagt, ich hätte ständig etwas an dir auszusetzen! Jetzt nervt es dich, dass ich dich lobe. Was willst du eigentlich?“ fragte ich sie. „Ich will einfach nicht ständig von dir bewertet werden“, antwortete sie. Das saß! Denn ich wusste: Sie hatte Recht. Statt sie zu bestärken, hatte ich durch die Hintertür weiter versucht, sie zu ändern. Offenbar hatte ich in Sachen richtiges Loben noch viel zu lernen.

Wie lobe ich richtig?

Wer sein Kind liebt, der lobt es.“ Lange Zeit galt Lob in unserer Gesellschaft als der Dünger, der die Psyche eines Kindes erst richtig zum Erblühen bringt. Doch ist es das wirklich? Fachleute sind sich heute einig: Zu viel und vor allem das falsche Lob schadet mehr, als es nützt. Statt zu motivieren verunsichert es Ihr Kind und setzt es unter Druck. Was nicht heißt, dass Sie auf Lob ganz verzichten sollten. Natürlich braucht Ihr Kind Ihre Anerkennung und möchte von Ihnen unterstützt werden. Die entscheidende Frage lautet daher: Wie lobe ich richtig?

Diese 7 Tipps helfen Ihnen, den richtigen Ton zu finden

Tipp Nummer 1: Seien Sie ehrlich!

Kinder haben feine Antennen. Übertriebene oder offensichtlich manipulative Anerkennung bemerken sie sofort. Lobeshymnen über jedes gemalte Bild nimmt Ihr Kind Ihnen irgendwann nicht mehr ab. Vor allem dann nicht, wenn Sie jedes Mal so tun, als hätte Ihr Kind eine großartige Leistung vollbracht, während es die Sache tatsächlich mit links bewältigt hat.

Auch Aussagen wie „Toll, wie du heute die Küche aufgeräumt hast“ erkennt Ihr Kind leicht als das, was sie sind: Versuche, Ihr Kind zu etwas zu bewegen, was es tun soll. Statt zu dem erwünschten Verhalten führt diese Art Lob zu Unsicherheit und Trotz.

  • Richtig: Loben Sie Ihr Kind nur für Leistungen, die es auch selbst für lobenswert hält

    (z. B.: „Du hast heute zwei Tore geschossen. Das war super!“).

Tipp Nummer 2: Loben Sie Leistungen, keine Eigenschaften

Gut gemeinte Sätze wie „Du bist ein super Fußballspieler“ oder „Wie schlau du bist!“ können Kinder leicht demotivieren. Zweifelt Ihr Kind ohnehin schon an sich selbst, kann diese Strategie die Selbstzweifel sogar noch verstärken. Der Grund: Ihr Kind bekommt so den Eindruck, dass es mit Talenten und Defiziten ausgestattet ist, an denen es nichts ändern kann. Wird es dagegen für seine Anstrengung gelobt, hat es das Gefühl, etwas bewirken zu können, wenn es sich anstrengt.

  • Richtig: Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich besonders angestrengt hat

    (z. B.: „Bei diesem Bild hast du dir aber wirklich Mühe gegeben“).

Tipp Nummer 3: Dosieren Sie Ihr Lob!

Je öfter Sie Ihr Kind loben, desto besser? Falsch! Wenn Ihre Anerkennung für Ihr Kind zur Dauerberieselung wird, nimmt es sie gar nicht mehr wahr. Ein seltenes, aber ernst gemeintes Lob dagegen gibt ihm das Gefühl, dass Sie sich ernsthaft mit seiner Leistung beschäftigt haben.

Auch mit der Art des Lobs sollten Sie eher zurückhaltend sein. Statt „Das ist aber sehr, sehr, sehr toll, dass du dem Jungen dein Auto geliehen hast“ reichen auch weniger Worte oder sogar nur ein einfaches Lächeln.

  • Richtig: Setzen Sie Ihr Lob sparsam und gezielt ein.

Tipp Nummer 4: Loben Sie dem Alter Ihres Kindes entsprechend!

Kleine Kinder reagieren anders auf Lob und Kritik als Teenager oder Erwachsene. Der Grund: Je älter ein Kind wird, desto weniger bezieht es seine Motivation und sein Selbstwertgefühl aus dem Lob der Eltern. Stattdessen werden die eigenen täglichen Erfahrungen immer wichtiger.

  • Richtig: Loben Sie kleine Kinder im Kindergartenalter häufiger, das heißt mehrmals, während sie etwas tun und noch mal danach. Bei älteren Kindern (ab sechs Jahren) können Sie sich auf ein paar Worte der Anerkennung nach einer besonders gelungenen Aktion beschränken.

Tipp Nummer 5: Loben Sie ein selbstbewusstes Kind anders als ein unsicheres!

Ein Kind mit einem geringen Selbstwertgefühl muss man besonders oft loben? Falsch! Studien haben bewiesen, dass selbstsichere Kinder mit Lob besser umgehen können als unsichere. Während starke Persönlichkeiten von Lob eher angespornt werden, empfinden unsichere Kinder zu viel Anerkennung als peinlich. Weiteren Herausforderungen gehen sie danach lieber aus dem Weg.

  • Richtig: Achten Sie darauf, wie Ihr Kind auf ein Lob reagiert. Erleben Sie es eher verunsichert, loben Sie es nicht zu oft oder zu überschwänglich.

Tipp Nummer 6: Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen!

Wow, du kannst ja viel schneller laufen als dein großer Bruder!“ Statt Ihr Kind zu ermutigen, fördert dieses Lob nur unerwünschtes Konkurrenzdenken. Der bessere Läufer wird zukünftig weiter versuchen, den großen Bruder zu übertrumpfen. Schließlich bekommt er dafür ja Ihre Anerkennung. Der Große dagegen fühlt sich durch den Ehrgeiz des Kleinen unter Druck gesetzt.

  • Richtig: Heben Sie das Können jedes einzelnen Kindes hervor!

Tipp Nummer 7: Loben Sie den Lösungsweg, nicht nur das Ergebnis

Die Mathe-Arbeit verhauen oder das Fußballspiel verloren: Jedes Kind muss hin und wieder auch Rückschläge verkraften. Ist Ihr Kind gewöhnt, von Ihnen für seine Erfolge gelobt zu werden, ist ein Fehlschlag besonders schlimm. Loben Sie dagegen unabhängig vom Ergebnis die Mühe, die es sich gegeben hat, beginnt es den Weg zum Ziel mit neuem Mut.

  • Richtig: Betonen Sie immer wieder die Anstrengung und das Durchhaltevermögen, die Ihr Kind aufgebracht hat.