Liebe Frau Reimann-Höhn,
mein Sohn ist in der zweiten Klasse. Er hat nicht viele Freunde, so dass ich mich immer freue, wenn er sich einem anderen Kind enger anschließt. Jetzt hat er sich als Freund ein Kind ausgesucht, das gar nicht zu ihm passt. Der andere Junge ist ziemlich wild, ständig in Bewegung und hat keinen besonders guten Wortschatz. Er flucht viel und benutzt diese Pseudo- Türkensprache ohne Artikel. Soll ich meinem Kind diese Freundschaft ausreden? Es gibt ja doch Möglichkeiten für Eltern, weitgehend unbemerkt darauf Einfluss zu nehmen.
von Anonym
Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn
Liebe Leserin,
im Alter Ihres Sohnes beginnen Kinder ganz gezielt nach einem Freund oder einer Freundin zu suchen. Im Kindergarten und auch zu Beginn der Schulzeit entstehen Freundschaften noch eher zufällig. Der Banknachbar oder das Nachbarkind wird anfangs automatisch zum Freund. Ab einem Alter von circa acht Jahren ändert sich das. Kinder beginnen, bestimmte Vorstellungen zu entwickeln, wie ein Freund sein sollte. Sie können also davon ausgehen, dass Ihr Sohn sich seinen Freund bewusst ausgesucht hat. Vielleicht ist er davon fasziniert, wie unterschiedlich der andere Junge ist. Auf keinen Fall sollten Sie diese Freundschaft unterbinden! Falls Sie den Kontakt kontrollieren möchten, sollten Sie das andere Kind zu sich nach Hause einladen. Dort können die beiden Jungen dann ihre Freundschaft in einem geschützten Bereich pflegen. Geben Sie Ihrem Kind die Freiheit, selbst zu entscheiden, mit wem es befreundet sein möchte. In diesem Alter hat jede Freundschaft einen Sinn. Sobald Ihr Kind merkt, dass es sich auf einen Freund nicht verlassen kann oder dass die Interessen und Vorlieben doch zu unterschiedlich sind, wird es sie von selbst beenden.
Herzliche Grüße
Ihre Uta Reimann-Höhn