7 Tipps wie Ihr Teenager lernt mehr Verantwortung zu übernehmen
Ihr Teenager lässt sich gerne von A nach B kutschieren und das Butterbrot in den Ranzen packen, will aber abends immer länger Fernsehen schauen, hat keine Lust, den Mülleimer rauszutragen, und will sich auch ansonsten von Ihnen nichts mehr sagen lassen? Normal! Typisch Teenager eben. Warum es so wichtig ist, dass Ihr Kind immer mehr Verantwortung für sich trägt, was es dafür lernen muss und wie Sie ihm liebevoll dabei helfen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Persönlichkeitsentwicklung
weder das eine noch das andere passt so recht. Auch Eltern sind nun manchmal unschlüssig, ob sie ihren Jugendlichen denn nun noch ein bisschen „pampern“ oder mehr Eigenständigkeit von ihm einfordern sollten. Ganz einfach: Tun Sie am besten beides in angemessenem Maße!
Ein erklärtes Erziehungsziel aller Eltern ist es, dass ihr Kind mit der Volljährigkeit in der Lage ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dazu gehört ein gewisses Maß an Eigen- und Selbstständigkeit, die sie besonders in der Pubertät erlernen und ausweiten. Allerdings beginnen Kinder bereits mit einem Jahr, sich zunehmend in Autonomie und Selbstständigkeit zu erproben, sodass sie mit elf Jahren schon viele Alltagsanforderungen eigenständig bewerkstelligen können. Kinder und junge Teenager neigen jedoch entwicklungsbedingt zu impulsivem und unüberlegtem Handeln, da sie die Folgen ihres Tuns noch nicht absehen können.
Sollte dieses kindliche Verhalten Gefahren mit sich bringen, greifen an dieser Stelle dann im besten Fall die Eltern oder andere Erwachsene regulierend ein, um das Kind entsprechend zu schützen. So hindern verantwortungsbewusste Eltern ein Kleinkind etwa daran, blindlinks auf eine Straße zu laufen, und einen jungen Teenager daran, jeden Abend bis um Mitternacht fernzusehen oder sich ausschließlich von Chips und Cola zu ernähren. Im Laufe der Pubertät sollten sich Eltern jedoch immer mehrzurücknehmen, damit der Jugendliche selbst diese wichtige Regulationsfunktion übernehmen kann.
Verantwortungsbewusstsein führt zu mehr Selbstvertrauen
Wer für sein Leben Verantwortung übernimmt, regelt seine alltäglichen Angelegenheiten überwiegend allein und sorgt für sich selbst. Darüber hinaus ist er in der Lage, sich Ziele zu setzen, an diesen zu arbeiten und so sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Dazu benötigen Teenager unter anderem die Fähigkeit, die möglichen Konsequenzen des eigenen Handelns einzuschätzen. Das heißt, dass Ihr Teenager vor einer Entscheidung zu einer realistischen Risikoabwägung kommt („Was passiert, wenn…?“). Verantwortung zu übernehmen heißt jedoch nicht nur, sich bewusst für oder gegen etwas zu entscheiden, sondern auch für die eigenen Handlungen einzustehen. Dazu gehört natürlich auch, sich Fehlentscheidungen oder Versäumnisse einzugestehen. Das fällt uns schwer, je mehr Schuldgefühle dabei entstehen. (Insofern ist es also gar nicht hilfreich, in der Erziehung stark mit Schuldzuweisungen zu arbeiten!) Eigene Fehler zu bemerken, sollte dann gegebenenfalls auch dazu führen, bei betroffenen Personen um Entschuldigung zu bitten oder sich ernsthaft um eine Wiedergutmachung zu bemühen.
Verantwortung für sich selbst übernehmen zu können, fördert außerdem das Selbstbewusstsein und macht „stark“: Ihr Kind bekommt das Gefühl, etwas bewirken, sein Leben in die Hand nehmen, etwas erreichen und gestalten zu können. So gewinnt Ihr Teenager immer mehr Macht über sein Leben, es entsteht ein Gefühl von Eigenmacht. Man nennt das auch Selbstwirksamkeit. Je selbstwirksamer sich ein Mensch erlebt, desto stärker, stabiler und handlungsfähiger fühlt er sich. Menschen hingegen, die sich als nicht selbstwirksam erleben, fühlen sich oft hilflos, unsicher und fremdbestimmt. Die Fähigkeit, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen, ist also nicht nur lästige Pflicht oder notwendiges Übel des Erwachsenwerdens, sondern auch ein wichtiger Baustein für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Kindes.
Warum es schwer für Jugendliche ist, Verantwortung zu übernehmen
Jugendliche befinden sich in einer schwierigen Situation: Einerseits wollen sie erwachsen und selbstständig werden, andererseits fürchten sie das auch und wissen noch nicht so recht, wie das überhaupt geht. Außerdem fehlt ihnen noch die rechte Weitsicht, um wirklich vorausschauend zu planen (etwa ihren beruflichen Werdegang). Wie in der ersten Autonomiephase im Alter zwischen 2 und 4 (im Volksmund „Trotzphase“ genannt) kommt es auch in der Pubertät zu starken inneren Konflikten: Sie wollen schon erwachsen sein, können es aber noch nicht.
Diese Ambivalenz führt zu großen Stimmungsschwankungen, Ängsten oder auch Unsicherheit. Haben Sie also stets im Hinterkopf, dass Ihr Jugendlicher es zurzeit nicht leicht hat, und bleiben Sie innerlich und äußerlich möglichst geduldig. Ab und zu will Ihr „cooler Teenie“ einfach noch mal ein bisschen „auf den Schoß“ – er braucht Zuwendung, Hilfe und Aufmerksamkeit, manchmal auch Kuscheleinheiten. Nehmen Sie das locker und geben Sie ihm, was er braucht: Es ist normal!
7 Tipps: So fördern Sie das Verantwortungsbewusstsein Ihres Kindes
1. Schubsen Sie Ihr Kind (gelegentlich) aus seiner Komfortzone!
- Überlegen Sie genau, welche Aufgaben Sie Ihrem Kind jetzt noch abnehmen wollen oder ob es nicht an der Zeit ist, bestimmte Gewohnheiten aufzugeben. Kann es ab jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zum Sport und zum Klavierunterricht fahren?
- Laufen Sie Ihrem Kind ständig hinterher, damit es seine Hausaufgaben macht oder für einen Vokabeltest lernt? Dann sagen Sie ihm freundlich, dass es sich ab jetzt darum selbst kümmern muss. Vielleicht vergisst Ihr Kind das ein- oder zweimal, und es bekommt als Quittung eine schlechte Zensur im Test. Dann spätestens ist der Groschen vermutlich gefallen.
- Verabreden Sie mit Ihrem Kind, dass es sich an Sie wenden soll, wenn es Hilfe oder Unterstützung von Ihnen benötigt.
2. Nehmen Sie Ihrem Kind „Fehler“ und falsche Entscheidungen nicht übel.
- Wir alle machen Fehler im Leben und bereuen so manches, was wir getan haben. Erwarten Sie also nicht von Ihrem Kind, dass es immer alles richtig entscheidet, das wäre eine Überforderung.
- Nehmen Sie es ruhig auf, wenn Ihr Kind „Mist gebaut“ hat, und verkneifen Sie sich abschätzige, ironische oder vorwurfsvolle Bemerkungen. Überlegen Sie lieber gemeinsam, wie es nun weitergehen kann und soll.
3. Fordern Sie Ihr Kind zum Mitdenken auf, und geben Sie ihm Mitspracherechte.
- Verantwortungsvoll denken und planen will gelernt sein. Deshalb braucht ihr Jugendlicher die Möglichkeit, seine Gedanken zu äußern und seine Pläne mit Ihnen zu besprechen.
- Fragen Sie Ihr Kind öfter mal nach seiner Meinung, etwa wenn es um Entscheidungen im Familienbereich geht. Nehmen Sie diese unbedingt ernst – auch dann, wenn Sie anderer Ansicht sind.
- Erlauben Sie Ihrem Kind immer mehr, etwas selbst zu bestimmen. Das betrifft den Einrichtungsstil seines Zimmers genauso wie die Wahl seiner Kleidung, Hobbys und Freunde.
4. Zollen Sie Ihrem Kind angemessene Anerkennung.
- Loben Sie Ihren Teenager nicht für Selbstverständlichkeiten oder Kleinigkeiten.
- Seien Sie vorsichtig mit „Lob“, da beim Loben immer eine gewisse Hierarchie mitschwingt. Um es etwas überspitzt auszudrücken: Loben kann sozusagen nur der Kluge den Dummen. Sagen Sie also statt „Das hast du aber ganz toll gemacht!“ lieber „Freust du dich auch so wie ich über deine gute Note?“ oder „Ich finde es beeindruckend, wie selbstständig du diese Aufgabe gelöst hast!
5. Seien Sie ein gutes Vorbild.
- Wenn Sie Ihrem Kind in Sachen Verantwortungsbewusstsein ein gutes Vorbild sind, lernt es quasi nebenbei, Verantwortung zu übernehmen.
- Wichtig ist allerdings nicht nur, dass Sie ihm vorleben, verantwortungsbewusst alle Pflichten zu erledigen. Genauso wichtig ist es, ihm vorzuleben, auf die eigenen körperlichen und psychischen Grenzen zu achten sowie achtsam mit sich selbst umzugehen. Auch für unsere Gesundheit tragen wir schließlich die Verantwortung
6. Fordern Sie ein gewisses Maß an Mithilfe ein.
- Erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen bedeutet mitunter auch, Tätigkeiten zu verrichten, die nicht immer Spaß machen. So kann es Teenagern zwar Spaß machen, mit dem Hund zu kuscheln, aber ihn Gassi zu führen oder regelmäßig zu füttern, erscheint dann schon wieder eher lästig
- Muten Sie Ihrem Teenager solche alltäglichen Aufgaben zu. Das müssen keine Tätigkeiten sein, die besonders viel Zeit in Anspruch nehmen: Vielmehr geht es darum, sie regelmäßig zu erledigen.
- Wichtig ist allerdings, dass Sie diese Pflichten vorher besprechen und gemeinsam festlegen, wann und wie sie erledigt werden müssen. Besprechen Sie auch im Vorfeld genau, was passiert, wenn Ihr Kind sich nicht an die Verabredung hält.
7. Lassen Sie genug Entscheidungsspielraum und erweitern Sie ihn kontinuierlich.
- Ihr Kind geht auf eine Feier? Dann legen Sie nicht gleich fest, wann es nach Hause kommen soll, sondern fragen Sie es, wann es das möchte. Wenn Sie den von ihm vorgeschlagenen Zeitpunkt für zu spät halten, verhandeln Sie mit Ihrem Kind und einigen Sie sich auf eine Uhrzeit. Je mehr Ihr Kind das Gefühl hat, dass seine Person respektiert wird, umso weniger wird es trotzig reagieren. Je älter es wird, desto häufiger sollte es selbst entscheiden, wann es sich wo und wie lange aufhalten möchte. Spätestens bis zum 16. Geburtstag sollte Ihr Kind dazu in der Lage sein, einigermaßen realistisch über sein Zeitbudget zu verfügen