Handy Verbot: Wenn der Spaß zum Stress wird

Bemerkenswert ist aber, dass Menschen ab einem bestimmten Punkt mit ihrem Ablenkungsverhalten gar nicht mehr glücklich sind. Auch hierzu hat Levitin aufschlussreiche Untersuchungen gemacht. Er befragte spontan Menschen, die gerade entweder konzentriert oder aber mit ihren Gedanken nicht bei der Sache waren, über ihren jeweiligen Gefühlszustand. 

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Konzentration

Die Probanden fühlten sich durchweg unglücklicher in den Phasen der Ablenkung (selbst wenn sie sich schönen Gedanken hingaben).Wer konzentriert bei der Sache war, fühlte sich hingegen wohl! Das Dauerdaddeln am Handy kann also irgendwann auch auf die Stimmung drücken – nämlich dann, wenn Ihr Kind sich konzentrieren will, aber nicht mehr kann. Es ist dann nicht mehr nur faul, sondern steht zunehmend unter Stress. Der Berg an Arbeit wird immer größer, und es fühlt sich immer unfähiger, ihm aus eigener Kraft abzuarbeiten. Prokrastination lautet der Fachbegriff für das chronische Verhalten, alle Arbeit auf den immer wieder nächsten Tag zu verschieben. Schätzungsweise leiden darunter mittlerweile etwa 20 Prozent der Bevölkerung, also jeder Fünfte. Betroffen sind Schüler, Studenten, Azubis, Handwerker, Akademiker etc. – allen ist gemein, dass sie es durch ihre eigene Unkonzentriertheit nicht mehr schaffen, wichtige Dinge zu Ende zu führen.

Nur eingeschränkt zu empfehlen: Handy Verbot

Vielleicht denken Sie angesichts solch möglicher Gefahren, dass es vielleicht das Beste sei, Ihrem Kind das Smartphone ganz zu entziehen. Nachvollziehbar ist dieser Gedanke sicher, aber vielleicht doch nicht ganz der richtige Weg, um einen verantwortungsvollen Umgang damit zu lernen. Ihr Kind wird in einer mediengeprägten Zeit groß. Zunehmend gehört der kompetente Umgang mit Medien bereits in der Schule und später im Berufsleben wie selbstverständlich dazu. Die Herausforderung liegt also nicht in der völligen Vermeidung, sondern im selbst kontrollierten Umgang. Selbst kontrolliert heißt in diesem Zusammenhang, dass Ihr Kind lernt, sein Smartphone bewusst ein- und auszuschalten, und problemlos in der Lage ist, das Handy für längere Zeit wegzulegen. Einen derart bewussten Umgang trainiert mittlerweile eine Vielzahl von Schulen mit unterschiedlichen Modellen: So spricht sich zum Beispiel das Eliteinternat Salem (allerdings unter großem Protest der Schüler) für ein „Fast-Handy-Verbot“ aus. Nur nachmittags bis zur Schlafenszeit dürfen die Schüler ihre Smartphones für einige Stunden nutzen, danach müssen sie abgegeben werden.

Leistungsschwache Schüler profitieren von einem Handy Verbot an Schulen

Dass ein Handy Verbot an Schulen durchaus sinnvoll sein kann, haben zwei britische Wissenschaftler im Auftrag des Centre for Economic Performance der London School of Economics zeigen können. An vier englischen Schulen untersuchten sie den Leistungszuwachs bei 16-jährigen Schülern vor und nach einem Handy-Verbot: Durchschnittlich verbesserten sich die Leistungen der Schüler nach dem Verbot um 6 Prozent. Dabei ist vor allem die Gruppe der leistungsschwachen Schüler aus Haushalten mit geringem Einkommen hervorzuheben: Ihre Leistungen wurden um mehr als 14 Prozent besser!

Mittlerweile haben viele deutsche Schulen eigene, oft sehr differenzierte Regeln für den Gebrauch von Handys während der Schul- und Unterrichtszeit gefunden. Sie versuchen dabei teilweise auch, die sinnvolle Nutzung der Smartphones in den Schulalltag zu integrieren (z.B. das „Digitale Schwarze Brett“ informiert morgens früh über Ausfall- und Vertretungsstunden, Verwendung von Apps beim Lernen, Recherchearbeit etc.).

Dennoch: Die entscheidende Instanz für das Lernen eines verantwortungsvollen Umgangs mit Smartphone & Co. sind Sie – die Eltern!

Hilfen für Eltern jugendlicher Smartphone-Nutzer

Nicht die Menge an Tipps und Verhaltensregeln ist hier wichtig, entscheidend ist, dass Sie als Eltern sich Ihrer Vorbildrolle bewusst sind, über einige Jahre Durchhaltevermögen und Konsequenz beweisen und Folgendes beachten:

1. Behalten Sie den Smartphone-Gebrauch Ihres Kindes dauerhaft im Blick! Nur wenn Sie sehen, in welchem Umfang und wofür Ihr Kind sein Handy nutzt, können Sie auch mögliche Anzeichen von Sucht, Cybermobbing etc. erkennen.

2. Klären Sie Ihr Kind über die Gefahren der Nutzung auf! Viel Aufklärung geschieht mittlerweile auch über die Schulen. Das ersetzt aber nicht das persönliche Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Kind.

3. Vereinbaren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind klare Regeln zur Nutzung des Smartphones!

Geben Sie diese Regeln nicht vor, sondern verhandeln Sie sie mit Ihrem Kind. Ihr Kind muss die festgelegten Regelungen mit vertreten (z.B. nicht beim Essen, nicht beim Lernen, nicht nach 21 Uhr etc.), sonst wird es sich schon bald nicht mehr daran halten. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie mit zunehmendem Alter Ihres Kindes diese Regeln immer wieder neu verhandeln müssen. Im Normallfall bedeutet das, dass sie nach und nach abgeschafft werden, bis Ihr Kind schließlich selbst in der Lage ist, sich beim Gebrauch seines Smartphones zu kontrollieren.