So übernimmt Ihr Teenager Haushaltspflichten
Wenn Kinder in die Pubertät kommen, verhalten sie sich oft anders, als sich Eltern das wünschen. Manche werden aufmüpfig und wehren sich lautstark gegen jede Form der Bevormundung. Andere wiederum vermeiden Konflikte, machen aber trotzdem nicht das, was die Eltern von ihnen erwarten. Besonders verordnete Haushaltspflichten werden als lästig oder uncool empfunden und daher – zum Leidwesen der Eltern – vernachlässigt bzw. gar nicht mehr erledigt. Endlose Diskussionen lassen da nicht lange auf sich warten. Lesen Sie hier, wie Sie eine nervenschonende Haltung zum Thema „Haushaltspflichten“ finden und wie Sie es schaffen, Ihren Teenager zu mehr Mithilfe zu bewegen
Mithelfen, bitte!
Robin ist 13 und reagiert sehr störrisch, wenn ich ihn mal um einen kleinen Gefallen bitte. Als wäre es so schlimm, mir mal eine Einkaufstüte zu tragen oder das Waschbecken zu putzen. Immer will er dann diskutieren. Oder er fragt, warum das nicht sein kleiner Bruder machen könne. Der anschließende Streit ist so anstrengend, dass ich dann oft gar nicht mehr um seine Hilfe bitte, sondern lieber alles allein mache. Aber ist das die richtige Lösung? Ich weiß es nicht.“ Robins Mutter macht einen erschöpften Eindruck. Sie seufzt. Was sie beschreibt, kommt in Familien mit Teenagern sehr häufig vor: Der Jugendliche sorgt durch sein Verhalten dafür, dass seine Eltern ihn lieber in Ruhe lassen und weniger Mithilfe einfordern. Und in der Tat ist es anstrengend und kräfteraubend, immer wieder auf dieselben müßigen und zum Teil auch provokativen Fragen einzugehen. Daher ist die Reaktion von Robins Mutter nur allzu verständlich. Und es ist auch völlig in Ordnung, manchmal eine solche stressreiche Begegnung zu vermeiden, etwa dann, wenn man selbst gestresst und/oder angeschlagen ist. Dennoch ist es auf Dauer durchaus sinnvoll, sich – zumindest hin und wieder – dem Konflikt zu stellen und nicht dauerhaft auf die Mithilfe des Jugendlichen zu verzichten. Auch wenn es mitunter nervt: Es lohnt sich, seine Hilfe einzufordern. Selbst dann, wenn es nicht immer funktioniert, sollte Ihr Kind nicht alles erledigt bekommen, ohne selbst einen Finger zu krümmen. Das geht auf Dauer auf Ihre Kosten und führt zu schlechter Stimmung und Frust.
Aufgabenverteilung am runden Tisch: So geht’s
1. Reden Sie mit Ihrem Teenager in Ruhe über die grundsätzliche Notwendigkeit, dass er gewisse Haushaltspflichten zu übernehmen hat. Beziehen Sie dabei eine klare Position, und bringen Sie die auch deutlich rüber: „Ich erwarte von dir, dass du hier mithilfst.“
2. Kündigen Sie der ganzen Familie einen „runden Tisch“ an, an dem Sie das in Ruhe miteinander klären und besprechen wollen. Lassen Sie sich von der genervten Reaktion Ihres Kindes nicht frustrieren. Wenn es einmal merkt, dass Sie es in diesen Prozesseinbeziehen und seine Meinung ernst nehmen, wird es eher bereit sein, sich darauf einzulassen.
3. Setzen Sie sich dafür mit der ganzen Familie zusammen. Planen Sie dafür genügend Zeit ein, um nicht unter Druck geraten. Schaffen Sie ein lockeres Ambiente, damit Ihr Kind nicht gleich von Anfang an eine Abwehrhaltung einnimmt, etwa indem Sie Chips oder Kuchen servieren.
4. Stellen Sie eine Liste zusammen, was täglich/wöchentlich erledigt werden muss, und verteilen Sie dann gemeinsam möglichst einvernehmlich die anstehenden Aufgaben. Achten Sie dabei darauf, dass die Vereinbarungen realistisch sind. Es sollte niemand überfordert werden.
5. Beziehen Sie Ihr Kind auf jeden Fall in den Entscheidungsprozess ein, damit es sich nicht bevormundet fühlt. Hören Sie sich die Vorschläge Ihres Teenagers an, oder lassen Sie ihn zumindest aus verschiedenen Möglichkeiten eine auswählen: „Was unternimmst du: Treppe putzen, Waschbecken säubern oder Einkaufen gehen?“
6. Überlassen Sie Ihrem Kind die Entscheidung, an welchen Tagen es seine Pflichten erledigt. An diese sollte es sich dann aber auch zukünftig halten.
7. Halten Sie die Ergebnisse schriftlich fest, etwa indem Sie sie in einen Wochenplan eintragen.
8. Vereinbaren Sie mögliche Konsequenzen, wenn Ihr Teenager sich nicht an die Vereinbarung hält. Zum Beispiel könnte er ein bisschen Geld in ein Familiensparschwein stecken. (Das sollte dann aber auch für alle Familienmitglieder gelten!)
9. Vereinbaren Sie einen Termin, an dem Sie sich wieder treffen und schauen Sie, wie es geklappt hat. Wenn es gut gelaufen ist, feiern Sie das (z.B. mit einem leckeren Essen) und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie sich darüber freuen. Überlegen Sie ansonsten gemeinsam, was verbesserungsbedürftig ist und korrigieren Sie das.
10. Seien Sie nicht allzu frustriert, wenn nicht alles sofort klappt. Solange Ihr Kind sich einigermaßen an die vereinbarten Regeln hält und Versäumtes rasch nachholt bzw. die vereinbarten Konsequenzen trägt, ist alles im grünen Bereich.
Klartext sprechen! Über den Unterschied von Bitten in Frageform, Befehlen und freundlichen Aufforderungen
Manche Eltern verwechseln Bitten mit Aufforderungen und umgekehrt. So entstehen im Umgang mit den Teenagern viele Missverständnisse, die leicht vermieden werden könnten.
Eine Bitte ist eine höfliche Anfrage, die auch ausgeschlagen werden kann. Wenn Sie also fragen: „Würdest du bitte die Schüssel spülen?“ hat Ihr Kind zwei Möglichkeiten. Es kann sagen: „Klar, kein Problem!“ oder aber „Nein, dazu habe ich keine Lust/Zeit.“ Eine Bitte eröffnet also immer auch die Möglichkeit, Nein zu sagen. Es gilt zwar nicht als besonders höflich, ist aber möglich. Formulieren Sie also nur eine fragende Bitte, wenn es für Sie okay ist, dass Ihr Kind eventuell auch mit Nein antwortet. Wenn Sie Ihrem Kind diktieren/vorschreiben wollen, was es zu tun hat, geben Sie ihm einen Befehl.
Einen Befehl aussprechen zu können, ist Ausdruck eines ungleichen Machtverhältnisses. „Putz jetzt sofort deine Schuhe!“ wäre ein solcher Befehl. Auf solche autoritär anmutenden elterlichen Sätze reagieren Jugendliche oft allergisch, da sie sich dadurch bevormundet und nicht ernst genommen fühlen. Eine günstige Mischform aus beidem ist die freundliche Aufforderung, etwa: „Ich möchte, dass du heute noch dein Zimmer aufräumst.“ In einer solchen Aussage wird klar, was Sie von Ihrem Kind erwarten, ohne es zu autoritär/von oben herab zu behandeln.
Natürlich hat der Teenager immer noch die Möglichkeit zu intervenieren. Und das ist ja auch in Ordnung. Trotzdem hat eine solche Aufforderung eine deutlichere und stärkere Aussagekraft als eine Bitte, die als Frage daherkommt, ohne eigentlich als solche gemeint zu sein.