5 Tipps für den Umgang mit „Stubenhockern“

Viele Jugendliche in der Pubertät können den ganzen Tag Zuhause sitzen und stundenlang am PC oder Handy „zocken“ oder ähnliches. Viele Eltern fragen sich, ob das normal ist oder der Heranwachsende an einer Sozialphobie leidet. Ein gewisses Maß an sozialer Angst sind bei vielen Teenagern ganz normal. Was Sie beachten sollten, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Sozialphobie oder ganz normal?

Wenn Ihr Kind viel zu Hause ist und oft keinen Bock hat, nach draußen zu gehen oder andere Jugendliche zu treffen, leidet es noch nicht an sozialen Ängsten. Bedenken Sie bitte Folgendes:

  1. Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind jetzt andere Bedürfnisse hat, als sich mit anderen Kindern zu treffen oder neue Menschen kennenzulernen.

Vielleicht ist es von der Schule gestresst. Oder es reicht ihm, dort ständig von Menschen umgeben zu sein. Erlauben Sie ihm, dass es selbst entscheidet, wann es wie viele Menschen um sich haben möchte und wann es bereit ist, sich Neuem und Unvertrautem gegenüber wieder zu öffnen.

  1. Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck, sich mehr unter Kinder zu mischen.

Sätze wie „Geh doch mal zu xy, der ist doch sympathisch“ sind zwar nett gemeint, signalisieren aber auch eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Verhalten des Kindes. Die dahinterliegende Botschaft lautet: „Ich finde es nicht so gut, dass du hier so viel allein bist, und hätte es gerne, dass du mehr Kontakt zu anderen pflegst.“ Diese Botschaft erspüren Jugendliche sofort, sie fühlen sich dann eher kritisiert als ermutigt.

  1. Vergleichen Sie Ihr Kind nicht mit anderen Kindern oder Geschwistern.

„Die xy geht doch auch dauernd auf Feiern, warum traust du dich das denn nicht?“ Solche Sätze können Kinder verletzen. Teenager sind nun mal unterschiedlich, und es wird schon einen Grund geben, warum Ihr Kind sich so und nicht anders verhält – auch wenn wir diesen Grund vielleicht nicht kennen.

  1. Beruhigen Sie Ihr Kind, wenn es sich selbst Sorgen macht.

Möglicherweise bekommt es in der Schule gespiegelt, dass es „anders“ sei als andere. Sagen Sie ihm, dass es in Ordnung ist, wie es ist. Und dass es das Wichtigste ist, dass es sich in seinem Leben wohl fühlt. Erklären Sie ihm, dass es vielleicht noch ein bisschen Zeit für sich allein braucht, sich das aber auch wieder ändern kann. Machen Sie ihm Mut, ohne es zu etwas zu drängen.

  1. Haben Sie Geduld.

Jedes Kind reift eben anders. Viele Teenager wachsen aus dem Stubenhocker-Dasein heraus und haben später dann einen Freundeskreis wie alle anderen auch. Ob dieser Freundeskreis eher groß oder klein ist, spielt für die Lebensqualität und die körperliche und psychische Entwicklung Ihres Kindes keine Rolle. Auch im Umgang mit fremden Menschen wird Ihr Kind aller Voraussicht nach wieder selbstbewusster werden – es muss nur noch ein wenig reifen.

Stubenhocker: Ganz normal oder schon eine Sozialphobie?

Folgende Warnsignale sollten Sie ernst nehmen:

  • wenn Ihr Kind sich nicht mehr aus dem Hause traut,
  • wenn es sich über Tage oder Wochen weigert, in die Schule zu gehen,
  • wenn es starke Angst vor Plätzen oder Menschenansammlungen hat,
  • wenn es unter Panikattacken und/oder heftigen Schweißausbrüchen leidet,
  • wenn es über einen längeren Zeitraum hinweg teilnahmslos und niedergeschlagen wirkt sowie kaum noch aus dem Bett kommt,
  • wenn Ihrem Kind die virtuelle Welt (PC, Playstation etc.) wichtiger zu sein scheint als die reale,
  • wenn Ihr Kind alle Hobbys vernachlässigt,
  • wenn Ihr Kind keine Freunde mehr hat.

Falls Ihr Kind eines oder mehrere dieser Verhaltensweisen zeigt, sollten Sie sich unbedingt an einen Kinder- und Jugendtherapeuten wenden, denn dann könnte es an einer Sozialphobie leiden.

Mein Buchtipp zum Thema: Stubenhocker und soziale Angst

Wenn Ihr Kind in ungewohnten Situationen leicht irritiert ist, könnte das folgende Buch vielleicht hilfreich sein: „Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch: Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co.“ von Claudia Croos-Müller. Die Autorin gibt in diesem hübsch und witzig illustrierten Buch einfache und praktische Tipps gegen akute Angst und Unruhezustände. Zusammen mit dem Protagonisten, dem „Gute-Laune-Schaf Oscar“, stellt sie zwölf leicht auszuführende Körperübungen vor. Das Buch ist für Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen geeignet. Es ist im Kösel-Verlag erschienen und kostet 9,99 Euro.