„Social skills“: So fördern Sie die soziale Kompetenz Ihres Teenagers

Teenager sind manchmal echte Egomanen. Die ganze Welt scheint sich nur um sie zu drehen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Sie suchen nämlich nicht nur sich selbst, sondern genauso auch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Doch es ist gar nicht so leicht, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden und eine gute Mitte zwischen gesundem Egoismus und Anpassung zu finden: Hier ist soziale Kompetenz gefragt. Lesen Sie in diesem Artikel, warum es für Ihren Teenager wichtig ist, soziale Fertigkeiten zu entwickeln, welche davon besonders wichtig sind und wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können. 

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung Sozialer Fertigkeiten

Die soziale Kompetenz umfasst alle Fähigkeiten eines Menschen, die er für ein gutes Zusammenleben mit anderen braucht. Sozial kompetente Menschen verfügen über eine Vielzahl von Fähigkeiten, die in der sozialen Interaktion nützlich und hilfreich sind. Diese Fähigkeiten nennt man soziale Fertigkeiten (= „social skills“). Insbesondere bei Jugendlichen sorgen ausreichende soziale Fertigkeiten auch dafür, dass sie die wichtigen und komplexen Entwicklungsaufgaben der Pubertät bewältigen können. Nur wenn das gelingt, kann aus Ihrem Teenager ein rundum gesunder, verantwortungsbewusster und lebensfroher Erwachsener werden.

Die Entwicklungsaufgaben eines Jugendlichen – Dafür braucht Ihr Kind jetzt soziale Kompetenzen

  • Aufbau von tragfähigen Freundschaften und Beziehungen zu Gleichaltrigen
  • Treffen von eigenverantwortlichen Entscheidungen
  • Übernahme von Verantwortung für sich selbst und sein Leben
  • Aufbau und Pflege der ersten verbindlichen Liebesbeziehung
  • Entwicklung eines eigenen Wertesystems, das auch von dem der Eltern abweichen kann und darf
  • Stellung der steigenden Anforderungen von Schule und der Arbeitswelt
  • Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern
  • Akzeptanz von Stärken und Schwächen
  • Entwicklung und Verfolgung von Lebens- und Berufszielen
  • Übernahme einer gesellschaftlichen Rolle und Geschlechteridentität
  • Akzeptanz gegenüber dem sich verändernden Körpers

Diese komplexen und schwierigen Aufgaben wird Ihr Kind ohne ein Mindestmaß an sozialen Fertigkeiten nicht oder nur unzureichend bewältigen können. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie es dabei unterstützen, „social skills“ zu entwickeln.

Warum auch emotionale Kompetenz so wichtig ist und wie Sie diese bei Ihrem Kind fördern können

Emotionale Kompetenz bedeutet, dass der Jugendliche in der Lage ist, mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer Personen angemessen umzugehen. Im Einzelnen bedeutet das, dass der Jugendliche lernen muss, seine Emotionen bewusst wahrnehmen, benennen, einordnen und regulieren zu können, sowie die Emotionen anderer wahrnehmen und darauf eingehen zu können. Nur wenn Ihr Kind emotional kompetent ist, kann es auch soziale Kompetenzen entwickeln. Daher sollten Sie die emotionale Kompetenz Ihres Kindes entsprechend fördern.

  1. Ich empfehle Ihnen, Ihren Teenager öfter mal zu fragen, wie er sich fühlt. Es ist wichtig, dass der Teenager ab und zu in sich hineinhorcht. Das macht ihn sensibler für sich selbst, seine Wahrnehmungen und Empfindungen.
  2. Reden Sie in Ihrer Familie offen und wertschätzend über Gefühle. Achten Sie darauf, unangenehme Gefühle wie Wut, Ärger, Trauer oder Trotz nicht schlecht zu machen oder zu ignorieren. Wenn Gefühle immer nur verdrängt werden, kann der Jugendliche für sich keine Strategie entwickeln, einen gesunden Umgang damit zu finden.
  3. Sensibilisieren Sie Ihren Teenager immer wieder für die Gefühlslage anderer Menschen, etwa indem Sie fragen: „Was glaubst du, wie sich das Mädchen/dein Freund/deine Schwester… dabei fühlt/gefühlt hat?“ So fördern Sie subtil sein Einfühlungsvermögen, was für ein gutes Miteinander extrem wichtig ist. 



11 soziale Fertigkeiten, die Ihr Kind während der Pubertät entwickeln sollte, und wie Sie ihm dabei helfen können

1. Kontaktfähigkeit

Warum das wichtig ist: Die üblichen Höflichkeitsregeln werden in der heutigen Gesellschaft als selbstverständlich angesehen. Ob es in der Schule um die Bildung von Arbeitsgruppen geht, oder später um das Auftreten im Bewerbungsgespräch: Kontaktfähigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können: Fordern Sie von Ihrem Kind freundliches und offenes Verhalten gegenüber Fremden ein, allerdings ohne zu viel Druck auszuüben.

2. Kommunikationsfähigkeit

Warum das wichtig ist: Wichtig, um mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen über verschiedene Themen reden und sich ggf. auch streiten zu können.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Nehmen Sie die Meinung Ihres Kindes ernst.
  • Diskutieren Sie auch politische und soziale Themen mit Ihrem Kind.
  • Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass der Teenager lieber über wichtige Dinge aus seinem eigenen Leben redet als über das Essen, das Wetter oder Ihre neue Frisur. Das ist normal, Sie sollten das respektieren.

3. Kooperationsbereitschaft

Warum das wichtig ist: Diese Fähigkeit wird im Unterricht (speziell auch in Gruppenarbeiten) gefordert und später natürlich in (fast) jedem Job.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können: Ermöglichen Sie Ihrem Teenager Teamsport und / oder machen Sie ihm immer wieder klar, dass man nur gut gemeinsam mit anderen Menschen etwas erreichen kann.

4. Kompromissbereitschaft

Warum das wichtig ist: Davon ist ein gewisses Maß notwendig, um gut durch das Leben zu kommen und nicht ständig anzuecken. wer immer nur stur auf seiner Meinung beharrt, wird auf Dauer keine lange Beziehung halten können – privat und beruflich.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können: Kompromissbereit wird Ihr Kind am ehesten,

  • wenn es auch gelegentlich seinen Willen durchsetzen darf,
  • wenn es weiß, dass es einen Kompromiss eingehen muss, weil es derzeit keine bessere Lösung gibt,
  • wenn es auch weiß, dass Sie es nicht aus Mangel an Zuneigung oder purer Machtdemonstration zu einem Kompromiss verdonnern, und
  • wenn Sie und Ihr Partner sich auch öfter kompromissbereit zeigen.

5. Empathiefähigkeit

Warum das wichtig ist: Wenn Ihr Kind empathisch ist, kann es immer mehr in der Lage sein, die Perspektive eines anderen Menschen zu erfassen und zu verstehen.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können: Zeigen Sie möglichst oft Verständnis für Ihr Kind. Gehen Sie liebevoll mit seinen Gefühlen um und haben Sie Mitgefühl, wenn es ihm nicht gut geht. Das wird es sich dann bald von Ihnen abschauen.

6. Durchsetzungsvermögen



Warum das wichtig ist:
Das heißt nicht, dass er rücksichtlos oder auf Kosten anderer agieren sollte, sondern dass er in seinen Bemühungen und Interessen zielgerichtet agieren kann. Für Ihr Kind ist diese Fähigkeit auch so wichtig, um zu lernen, selbstbewusst gegenüber anderen zu seiner eigenen Meinung zu stehen und diese auch vertreten zu können.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Geben Sie Ihrem Kind zu Hause die Möglichkeit, bei wichtigen Entscheidungen mitreden zu können.
  • Mischen Sie sich nicht bei jedem Geschwisterstreit ein, sondern lassen Sie es zu, dass sich mal der eine, mal der andere durchsetzt.

7. Umgang mit Kritik

Warum das wichtig ist: Besitzt Ihr Kind diese Fähigkeit, wird lässt es sich von Kritik nicht nachhaltig frustrieren oder emotional umhauen. Bereits in der schulischen Laufbahn ist das eine sehr wichtige Eigenschaft.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Üben Sie ausschließlich verhaltensbezogene Kritik und niemals bezogen auf die Persönlichkeit Ihres Kindes („Da warst du wohl leider nicht fleißig genug!“ statt: „Du bist dumm!“). So kann es die Kritik besser annehmen.
  • Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe. Das bringt es in die Rechtfertigungsfalle, was es als bedrängend und ärgerlich erleben könnte: Die im Vorwurf enthaltene „Kritik“ wehrt es dann quasi ungehört ab.

8. Wertschätzung

Warum das wichtig ist: Dazu gehört die Fähigkeit, anderen Menschen und Kulturen freundlich, respektvoll und möglichst ohne Vorurteile begegnen zu können. Ihr Kind kann mit dieser Eigenschaft den Menschen in seiner Umgebung zeigen, wie bedeutsam sie sind. Ein wertschätzender Umgang miteinander steigert das Wohlbefinden und die Zufriedenheit.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können: Diese Fähigkeit entwickelt Ihr Teenager am besten, wenn Sie selber Menschen gegenüber aufgeschlossen und hilfsbereit sind, sich aber auch nicht ausnutzen lassen. Diese menschenfreundliche Haltung wird Ihr Kind dann übernehmen und selbstverständlich finden.

9. Flexibilität

Warum das wichtig ist: Ihr Kind sollte in der Lage sein, umzudenken und auf eine veränderte Situation spontan angemessen zu reagieren. Das heißt, dass es bei Planänderungen nicht die Nerven verliert, sondern sich (ggf. nach anfänglichem Murren und Ärgern) auf eine neue Situation einstellen kann.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Auch hier sind Sie in erster Linie als gutes Vorbild gefragt. Gehen Sie konstruktiv mit Unerwartetem um und halten Sie sich nicht zu lange damit auf, sich über gescheiterte oder geänderte Pläne zu ärgern.
  • Gestehen Sie Ihrem Kind zu, dass es sich kurz darüber ärgert. Helfen Sie ihm dann aber auch dabei, anschließend eine gute und konstruktive Lösung zu finden. („Ja, es ist schade, dass wir am Wochenende wegen meines gebrochenen Knöchels nicht wie verabredet Kartfahren gehen können, das tut mir leid. Aber vielleicht hast du ja eine andere Idee, was wir Schönes machen könnten?“)

10. Konfliktfähigkeit

Warum das wichtig ist: Diese Fähigkeit ist wichtig, um Streit nicht immer aus dem Weg zu gehen, sondern Konflikte auch aushalten zu können. Ihr Teenager lernt so, seine Meinung und Position zu vertreten und zwischenmenschliche Spannungen auszuhalten, ohne weglaufen oder (verbal) angreifen zu müssen.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Streiten Sie sich mit Ihrem Teenager nur auf konstruktive Weise.
  • Hören Sie Ihrem Teenager zu, wenn er etwas sagen will, und halten Sie auch mit Ihrer eigenen Meinung nicht zurück (ohne allerdings zu barsch zu sein). So lernt Ihr Kind, dass man unterschiedliche Ansichten haben kann, ohne sich gegenseitig bekämpfen zu müssen.

11. Verantwortungsbewusstsein

Warum das wichtig ist: Dazu gehört auch, die Folgen und Konsequenzen zu akzeptieren. Auch muss es verstehen, dass nicht immer die anderen schuld an etwas sind, sondern dass vieles, was im Leben passiert, etwas mit ihm selbst zu tun hat. So ist es z.B. wenig hilfreich, immer nur auf einen „blöden Lehrer“ zu schimpfen, wenn Ihr Kind eine schlechte Zensur geschrieben hat.

Wie Sie Ihr Kind dabei fördern können:

  • Überlassen Sie Ihrem Teenager immer mehr Entscheidungen. Allerdings muss er dann die Konsequenzen tragen – und Sie müssen das aushalten.
  • Nehmen Sie Ihrem Kind nicht zu viele Entscheidungen ab. Das fördert nur die Bequemlichkeit und sein Anspruchsdenken. („Mama macht das schon, da muss ich mich nicht drum kümmern“)

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