Tabuthema Selbstbefriedigung: Antworten auf die 7 häufigsten Fragen
Jugendliche sind oft überrollt von den neuen und aufregenden Gefühlen, manchmal reagieren sie auch irritiert. Der Jugendliche muss seine sexuelle Lust von nun an in sein Leben integrieren und einen guten Umgang damit finden. Eine gute Möglichkeit dafür ist die Masturbation. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie am besten mit dem heiklen Thema Selbstbefriedigung Ihres Teenagers umgehen sollten und warum eine positive Einstellung hilfreich ist.
Umgang mit Sexualität
In der Antike z.B. ging man damit offen und gelassen um. Masturbation galt als normales Verhalten, als Ausdruck natürlichen sexuellen Verlangens. Erst im Mittelalter befand die katholische Kirche, Onanie sei Sünde und daher zu unterbinden. Diese Einstellung prägte das Bild von der Selbstbefriedigung jahrhundertelang. Das sogenannte „Handanlegen“ musste als Ursache für viele Krankheiten herhalten, und die Androhung, Masturbation mache Pickel oder sogar dumm, wurde als Druckmittel eingesetzt. Siegmund Freud war schließlich einer der ersten, der die kindliche und jugendliche Selbstbefriedigung als etwas Positives und Gesundes einschätzte und sie als wichtigen Meilenstein zur Entwicklung einer reifen Persönlichkeit deutete. Mittlerweile haben wir hierzulande wieder ein relativ gesundes Verhältnis zur Masturbation entwickelt.
3 Tipps zum Umgang mit der Sexualität Ihres Kindes: Das sollten Sie berücksichtigen
1. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie kein Problem damit haben,
wenn sich Ihr Kind ausgiebig mit seinem Körper beschäftigt.
Erwähnen Sie diese Ansicht einfach öfter mal nebenbei („In der Pubertät ist es doch ganz normal, sich zu entdecken – auch körperlich. Das ist gesund und gehört zum Erwachsenwerden dazu!“). Äußern Sie sich nicht abwertend über entsprechende Filmsequenzen oder Artikel in Zeitschriften – das merkt sich Ihr Kind sofort und lernt, dass Sie dem Thema irgendwie doch ablehnend gegenüberstehen.
2. Leben Sie einen möglichst natürlichen Umgang mit Liebe, Körperkontakt und Sexualität vor.
Ihr Kind lernt so, dass körperlicher Nähe und Sexualität gut und wichtig sind. Je selbstverständlicher Ihr Kind körperliche Zuwendung findet, desto leichter wird es ihm fallen, seine eigene sexuelle Identität zu entwickeln.
3. Wenn Sie merken, dass Sie Probleme mit der Vorstellung haben,
dass Ihr Kind sich sexuell befriedigt, dann überlegen Sie, woher das kommen könnte.
Hat das etwas mit Ihrer eigenen Kindheit und Erziehung zu tun? Wie sind Ihre Eltern mit dem Thema umgegangen? Und was haben sie Ihnen diesbezüglich vermittelt? Haben Sie selbst immer unter einem schlechten Gewissen gelitten? Vermeiden Sie unbedingt, Ihr Kind deswegen einzuschränken oder ihm aus Sorge nachzuspionieren. Ihr Teenager hat ein Recht auf seine eigene Körperlichkeit und Intimität.
Antworten auf die 7 häufigsten Fragen von Eltern zum Thema
Sexualität und Selbstbefriedigung von Teenagern
Frage 1: „Hilfe, ich habe mein Kind beim Masturbieren erwischt! Was soll ich tun?“
- Immer schön locker bleiben! Auch wenn es sich zunächst fremd anfühlt, dass Ihr Kind masturbiert, und Sie von dem Gesehenen vielleicht gehörig irritiert sind: Machen Sie sich klar, dass Ihr Kind von Geburt an ein sexuelles Wesen war. Es ist nur gesund und natürlich, dass Ihr Teenager sich nun mit sich selbst „befasst“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Atmen Sie tief durch und freuen Sie sich, dass Ihr Kind nun langsam erwachsen wird und Spaß mit sich und seinem Körper haben kann.
- Sagen Sie Ihrem Kind, dass es Ihnen leid tut, dass Sie gestört haben. Es sollte wissen, dass Sie sein Verhalten nicht missbilligen. Sie können aber ruhig offen und humorvoll zugeben, dass Sie etwas peinlich berührt waren: „Ups, da bin ich ja vorhin zu einem etwas ungünstigen Zeitpunkt hereingeplatzt, das tut mir leid.“ Ihr Teenager wird das verstehen, denn auch für ihn wird es peinlich gewesen sein.
Frage 2: „Ich glaube, dass mein Sohn Pornos sieht. Muss ich etwas unternehmen?“
- Sprechen Sie Ihr Kind darauf an, wenn es noch jung ist. Jungen unter 16 könnten von Pornos irritiert oder – je nach Härte – regelrecht geschockt sein. Freigegeben und zugänglich sind Pornos ohnehin erst ab 18 Jahren.
- Reden Sie mit ihm ganz allgemein über Pornografie. Stellen Sie klar, dass Pornos keine sexuelle Realität darstellen, dass „echter Sex“ anders ist, und dass Mädchen und Frauen oft sexuell etwas anderes brauchen und mögen als das, was in Pornos gezeigt wird. Sinnvoll kann es sein, dass der Vater dieses Gespräch führt: Das kommt dann noch authentischer und glaubwürdiger rüber.
- Klären Sie Ihren Sohn auch darüber auf, dass es normal ist, Pornos nicht zu mögen. Unter Jungen und Männern wird oft Gruppendruck aufgebaut, und jeder, der keine Pornos mag, gilt als „Weichei“ oder verklemmt. Es ist aber ganz einfach: Viele Menschen werden von Pornos angetörnt, viele aber auch nicht. Beides ist normal. Das sollte Ihr Sohn wissen.
Frage 3: „Bis jetzt zeigt mein Kind kein Interesse an Sex. Muss ich mir Sorgen machen?“
- Nein, Sie müssen sich in der Regel keine Sorgen machen. In Bezug auf Sexualität entwickeln sich Jugendliche sehr unterschiedlich. Manche haben schon vor der Pubertät Sex mit sich selbst, manche später oder selten. Das ist normal und nicht besorgniserregend.
- Gehen Sie mit Ihrem Kind zum Jugendarzt, wenn Ihr Kind sich körperlich nicht altersgerecht entwickelt (z.B. wenn Ihre Tochter mit 14 noch keine Brust entwickelt oder Ihr Sohn mit 15 noch keine Schambehaarung hat). Der Kinderarzt kann ausschließen, dass es unter einer Hormonstörung oder einer anderen Krankheit leidet, die die Geschlechtsreife verzögert oder sogar verhindert.
- Hellhörig sollten Sie auch werden, wenn Ihr Kind sich seinem Körper gegenüber sehr ablehnend äußert, sich selbst verletzt, ständig an sich herummäkelt oder mit Diät und einem übertriebenen Fitnessprogramm beginnt. Das könnte auf eine psychische bzw. eine Essstörung hinweisen. Da damit nicht zu spaßen ist, sollten Sie möglichst schnell professionelle Hilfe holen (Kinderarzt, Jugendpsycho- oder Familientherapeut oder Kinder- und Jugendpsychiater). Telefonische Hilfe erhalten Sie beim BZgA-Infotelefon zu Essstörungen, Tel.: 0221 / 89 20 31
Frage 4: „Es fällt mir schwer, über Selbstbefriedigung mit meinem Kind zu sprechen.
Wie komme ich trotzdem mit ihm ins Gespräch?“
- Seien Sie möglichst ehrlich: „Es fällt mir sehr schwer, darüber zu sprechen, aber ich möchte es trotzdem versuchen.“
- Überlegen Sie sich im Vorfeld, was Sie Ihrem Kind mitteilen möchten.
- Wenn Ihnen das Gespräch zu unangenehm ist, schreiben Sie ihm einen persönlichen Brief oder eine E-Mail.
- Wenn in Ihrer Familie ohnehin offen über das Thema Sexualität gesprochen wird und Ihr Sohn bereits aufgeklärt ist, müssen Sie nicht unbedingt noch einmal ausgiebig mit Ihrem Kind über Masturbation reden. Stellen Sie sich aber für Fragen zur Verfügung und versorgen Sie Ihr Kind mit der passenden Lektüre.
Frage 5: „Ich habe einen nassen Fleck im Bett meines Sohnes gefunden.
Muss ich ihn darauf ansprechen?“
- Haben Sie Ihr Kind rechtzeitig aufgeklärt? Weiß Ihr Kind, dass es sich bei einer Ejakulation um ein normales Geschehen handelt? Dann brauchen Sie Ihren Sohn nicht unbedingt anzusprechen.
- Sollten Sie das aber verpasst haben, kann es sinnvoll sein, Ihren Sohn im Nachhinein darüber aufzuklären und so zu beruhigen. Jungen, die nicht wissen, was es mit dem unwillkürlichen nächtlichen Samenerguss auf sich hat, könnten denken, sie seien krank, und sich Sorgen machen.
Frage 6: „Mein Kind will mit mir nicht über Sex sprechen. Was soll ich tun?“
- Teenagern ist es oft unangenehm, über ihre Sexualität zu sprechen. Das gilt insbesondere für das Thema Selbstbefriedigung. Immerhin ist es ein sehr intimer Vorgang, sich zu berühren und zu erregen, das geht auch niemanden etwas an. Lassen Sie Ihrem Kind seine Intimsphäre und fragen Sie es keinesfalls aus. Ihr Teenager sollte prinzipiell selbst entscheiden können, ob er über seine Sexualität sprechen möchte oder nicht.
- Wichtig ist nur, dass er gut aufgeklärt ist und sich bei Fragen an Sie wenden kann.
Frage 7: „Mein Kind masturbiert sehr häufig. Muss ich mir Sorgen machen?“
- Nein, normalerweise nicht. Tägliches Masturbieren in der Pubertät ist nicht ungewöhnlich. Immerhin spielen die Hormone verrückt und das sexuelle Verlangen erwacht!
- Bedenklich wird es erst, wenn das Masturbieren (und ggf. der Pornokonsum) zwanghaft wird und/oder Suchtcharakter bekommt, also wenn Ihr Kind deswegen Schule und Freunde vernachlässigt, zu essen vergisst, nach kurzer Abstinenz schon unruhig wird etc. In diesem Falle sollten Sie Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle aufnehmen oder Ihr Kind davon überzeugen, einen Jugendpsychotherapeuten aufzusuchen. Mehr Infos erhalten Sie auf www.sucht-und-drogen-hotline.de und unter der Telefonnummer 01805/31 30 31 (rund um die Uhr).