Vorbild Eltern: Wie Sie Ihre Vorbildfunktion richtig einsetzen!
Schon von Geburt an ahmen Kinder das Verhalten ihrer Eltern nach. „Erziehung sei Vorbild und Liebe“, so hat es Pestalozzi vor mehr als 200 Jahren einmal ausgedrückt und hinzugefügt, dies gelte insbesondere für die Phase der Pubertät. Erziehung ist also auch dann nicht überflüssig, wenn die Kinder sich abnabeln, wenn sie flügge werden, sich von den Eltern abwenden und einen eigenen Weg suchen. Gerade dann ist die Vorbildfunktion der Eltern gefragt.
Vorbildfunktion in der Pubertät
Kinder lernen in den ersten sieben Lebensjahren fast ausschließlich durch Nachahmung. Aber auch später, wenn die Aufgaben und Herausforderungen des Alltags größer werden, behält das Lernen am Vorbild weiterhin seine starke Bedeutung. Ihr eigenes Verhalten im Alltag hat somit einen großen Einfluss auf Ihr Kind. Ihr Kind erfährt von Ihnen unter anderem, wie wichtig bestimmte Verhaltensweisen, wie beispielsweise Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme oder Zuverlässigkeit sind.
Vorbildsuche während der Pubertät: Erziehung hat mit Beziehung zu tun!
Sie können als Vater und Mutter nur erziehen, wenn Sie zu den Heranwachsenden eine belastbare Beziehung aufgebaut haben. Ihre pubertierenden Kinder hingegen können die Zumutungen, die mit dem Erziehungsprozess einhergehen, nur dann aushalten, wenn sie sich von Ihnen angenommen fühlen – wenn sie spüren, woran sie bei Ihnen sind. Doch das gelingt den Vätern und Müttern nur, wenn sie sich selber als jemand empfinden, die sich – wie ihre Kinder – auf den Weg machen. Empfinden Pubertierende ihre Eltern so – eben nicht als einen starren Stein, unverrückbar und unerschütterbar –, dann können sie vieles von dem annehmen, was die Eltern vermitteln.
Verhalten Sie sich Ihrem pubertierenden Kind gegenüber „normal“!
Vorbild sein, heißt nicht, dass Sie bewusst Verhaltensweisen zeigen, die Ihr Kind beeinflussen sollen. Erziehung hat auch nichts mit der Anwendung von pädagogischen Techniken zu tun, Erziehung ist Haltung – der eigenen Person und dem Heranwachsenden gegenüber. Und in der Haltung sind die beiden Begriffe „Liebe“ und „Vorbild“ aufgehoben.
Um Ihrem Teenager ein Vorbild zu sein, müssen Sie sich selbst lieben!
Unter „Liebe“ hat Pestalozzi nicht Liebe zum Kind gemeint, sondern Selbstliebe. Selbstliebe setzt voraus, sich selber als Mutter und Vater so anzunehmen, wie man ist. Selbstliebe hat mit Demut zu tun, denn der sich selbst liebende Mensch ist ein demütiger Mensch. Pubertierende brauchen solche Bezugspersonen, Personen, die geerdet sind, die um ihre Stärken wissen und ihre Schwächen akzeptieren können.
Demut hat nichts mit Unterwürfigkeit und Selbstkasteiung zu tun. Im Wort „Demut“ ist das Wort „Humus“ enthalten, die Erde, das „Mit-beiden-Beinen-auf-dem-Boden-stehen“. Ähnliches gilt für die Vorbildfunktion. So wie Ihr Kind sich der Erfüllung bestimmter Entwicklungsaufgaben stellen muss, muss es auch der Erwachsene, müssen es Vater und Mutter. Dies sei an zwei Aufgaben veranschaulicht:
Vorbildfunktion „körperliche Entwicklung“
Die wichtigste Aufgabe in der Pubertät besteht in der Umgestaltung des kindlichen in einen erwachsenen Körper. Da nicht sofort ein Adonis oder eine Venus entsteht, fühlen sich Pubertierende oft weder als Fisch noch als Fleisch. Genau das gilt ebenfalls für die erwachsenen Bezugspersonen. Wenn Kinder in die Pubertät kommen, kommen Eltern auch in eine Phase, in der sich der Körper verändert. Viele akzeptieren das nicht, wollen „forever young“ bleiben, gehen ins Fitness-Studio oder kleiden sich jungmädchenhaft – und wundern sich schließlich, wenn Pubertierende solche Inszenierung lächerlich finden.
Mein Rat: Vorbildfunktion aktiv leben |
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Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man sich physischen und physiologischen Veränderungen stellt, indem Sie sie annehmen und akzeptieren. Denn: Eltern sein, meint auch älter und damit weiser und gelassener zu werden – und nicht in Konkurrenz zu den Heranwachsenden zu treten. |