Richtig loben will gelernt sein: So bewirken Sie am meisten bei Ihrem Kind

Lob und Anerkennung, mit Worten oder Gesten, sind für Kinder fast ebenso wichtig wie Essen und Trinken. Ein ehrliches Lob zum richtigen Zeitpunkt im Sinne einer positiven Verstärkung bewirkt mehr als die meisten anderen Erziehungsmethode. Wie Sie diese Kunst des Lobens richtig anwenden und welche Fehler Sie vermeiden sollten, lesen Sie heute in diesem Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehung und Entwicklung

Ein ehrliches Lob tut jedem gut, nicht nur Kindern. Es fühlt sich einfach fabelhaft an, wenn das Abendessen für Freunde, die Vorbereitung eines Festes oder die Auswahl eines Geschenkes so gelungen sind, dass andere sich positiv darüber äußern. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene freuen sich über diese Anerkennung und fühlen sich angenehm aufgewertet. Lob führt fast automatisch dazu, dass die jeweilige Leistung gerne wiederholt wird, denn Anerkennung macht glücklich. Das Selbstbewusstsein wächst mit jedem Lob und das Wissen um die eigenen Fähigkeiten ebenfalls. Das Lob als Belohnung ist das wirksamste Mittel in der Lerntheorie, sowohl als verbale oder nonverbale Äußerung als auch als Note,„Gut gemacht!“-Stempel oder Lob-Sticker.

Das sind die positiven Auswirkungen eines ehrlichen und echten Lobes auf Ihr Kind

  • Es spornt Ihr Kind an.
  • Es stärkt das Vertrauen Ihres Kindes in seine Fähigkeiten und hebt sein Selbstbewusstsein.
  • Es motiviert Ihr Kind dazu, sich in Zukunft erneut so zu verhalten.
  • Es wirkt entspannend auf das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Kind.
  • Es löst positive Emotionen wie Glück, Zufriedenheit und Stolz aus.
  • Es erhöht das Wohlbefinden Ihres Kindes.

Eine gute Lobkultur stärkt die Familie insgesamt

Schon 2009 zeigte die Studie „Generationen Barometer“ deutlich, dass elterliche Anerkennung und ehrliches Lob in der Kindheit extrem positive Auswirkungen haben und das Verhältnis innerhalb der Familie auf lange Zeit beeinflussen. Insgesamt wird der Zusammenhalt der Familien gestärkt, alle Mitglieder fühlen sich glücklicher. Sich gegenseitig zu loben, etwas Nettes zu sagen, Leistungen anzuerkennen und Kinder mit positiven Worten stark zu machen,wirkt wie Balsam für die seelische Gesundheit.Allerdings ist nicht jedes Lob wirksam, es kommt vielmehr auf die feinen Zwischentöne an.

Verpacken Sie Kritik nicht als Lob

„Heute hast du ja mal ganz gut Klavier gespielt“, ist eher eine Kritik an der grundsätzlichen Spielweise des Kindes als ein Lob. Solch eine Äußerung bewirkt bei einem Kind keine Stärkung des  Selbstbewusstseins, es motiviert nicht und tut nicht gut, im Gegenteil. „Prima, aber das kannst du noch besser“, ist ebenfalls mehr Kritik als Anerkennung, denn hier ist der Vorwurf versteckt, dass das Kind nicht intensiv genug geübt hat. Es hätte sich ja mehr anstrengen können. Auf solche Formen des Lobes können Sie auch verzichten, denn sie sind vollkommen überflüssig. Wenn Sie der Ansicht sind, Ihr Kind hätte etwas besser machen können, sollten Sie das deutlich sagen und nicht hinter einem falschen Lob verstecken.

Nur ein echtes Lob ist wirksam

Damit ein Lob seine geballte positive Wirkung entfalten kann, muss es punktgenau sein und darf keine versteckten Vorwürfe oder Tadel beinhalten. Fragen Sie sich also vor jedem Lob, ob Sie es wirklich ernst meinen. Machen Sie sich auch klar, was Ihnen ganz genau an dem Verhalten Ihres Kindes gefallen hat. Je exakter Sie das benennen, desto besser kommt das Lob an.Vermeiden Sie  Allgemeinplätze wie „Das hast du gut gemacht“, sondern präzisieren Sie Ihre Aussage „Toll, dass du ganz pünktlich gewesen bist!“ Im Folgenden haben wir ein paar Beispiele zusammengestellt, bei denen das gute und das ineffektive Lob zur Verdeutlichung gegenübergestellt werden.

Falsches Lob kaschiert eine Unzufriedenheit

In unseren sieben Beispielen drücken die vermeintlichen Lobsätze stets eine Unzufriedenheit des Erwachsenen aus. Unbewusst wird dem Kind signalisiert, dass das gelobte Verhalten eigentlich das erwartete Normalverhalten ist. Dass dieses Normalverhalten nur punktuell zum Vorschein kommt, ist eine massive Kritik am Kind. Solches Lob verunsichert, macht klein und frustriert. Besser wäre es, die Kritik oder Wünsche offen zu formulieren. „Ich möchte, dass du mich jeden Nachmittag von 3 bis 4 Uhr etwas ausruhen lässt. Danach können wir etwas zusammen spielen.“ Erst dann kann auch das Lob wirken.„Vielen Dank, dass du mich heute eine Stunde lang hast ausruhen lassen. Ich fühle mich jetzt frisch und ausgeruht.“

Gutes und schlechtes Lob im Vergleich

Die Situationunwirksames Lob/versteckter Vorwurfsinnvolles Lob/Punktlandung
Ihr Kind hat ohne Aufforderung den Esstisch gedeckt und sich pünktlich zum Essen eingefunden.… „Wenigstens einmal hat es geklappt, dass ich nicht auch noch den Tisch decken muss.“… „Ich bin ganz stolz auf deine Pünktlichkeit und den gedeckten Tisch. Das hat mir viel Zeit gespart. So koche ich gerne für dich/euch.“
Die viele Lernerei hat sich gelohnt, Ihr Kind bringt eine gute Note mit nach Hause.… „Wenn wir noch etwas mehr gelernt hätten, wäre das Ergebnis noch besser gewesen.“… „Toll,wie sich das Lernen ausgezahlt hat. Ich bin stolz darauf,wie du das durchgehalten hast.“
Ihr Kind gönnt Ihnen nachmittags eine Stunde Ruhe und spielt in seinem Zimmer.… „Noch besser wäre es, wenn du mich jeden Tag eine Stunde in Ruhe lassen könntest.“… „ Ich finde es prima, dass du dich eine ganze Stunde lang ruhig allein beschäftigst hast.Daran merke ich, dass du immer reifer wirst.“
Ihr Kind hat seine Furcht überwunden und zum ersten Mal bei einem Freund übernachtet.… „Endlich hast du auch mal eine Nacht woanders geschlafen. Jetzt kannst du das ja öfter mal machen, damit wir auch mal abends weggehen können.“… „Das finde ich echt mutig, dass du bei deinem Freund geschlafen hast.Wenn es dir gefallen hat, möchtest du das vielleicht bald einmal wieder machen.“
Beim Besuch der Großeltern hat Ihr Kind während des gesamten Kaffeetrinkens nicht gestört.… „Wenn du immer so friedlich wärst, würden Oma und Opa uns sicher öfter besuchen.“… „Das war sicher etwas langweilig für dich. Super, dass du uns die ganze Zeit nicht gestört hast.“
Kind hat die Hausaufgaben ganz allein gemacht, ohne ständig nach Ihnen zu rufen.… „Heute konnte ich ja endlich mal in Ruhe arbeiten, ohne dass du dauernd angerannt gekommen bist.“… „Eine tolle Leistung, dass du die ganzen Hausaufgaben allein geschafft hast.“
Ihr Kind zieht die schmutzigen Schuhe bereits vor der Wohnungstür aus und bringt den Dreck nicht mit in den Flur.… „Schön, dass du endlich machst,was ich dir schon ewig predige.“… „Prima, dass du deine dreckigen Schuhe vor der Tür ausziehst. Dadurch spare ich mir das mühsame Putzen.“