Ganztagsschule – gut für Ihr Kind?
Über 10 % aller Schülerinnen und Schüler besuchen eine Ganztagsschule. Häufig sind dies kostenpflichtige Privatschulen, aber das Konzept der Ganztagsschule verbreitet sich auch an öffentlichen Schulen zunehmend. Lesen Sie hier, was die Ganztagsschule ausmacht und ob Ihr Kind für eine Ganztagsschule geeignet ist.
Was eine Ganztagsschule ausmacht
„In der Ganztagsschule ist mein Kind bis zum Nachmittag gut untergebracht. Es kann dort lernen, essen und an Freizeitangeboten teilnehmen.“ Diese Aussage einer Mutter ist richtig, aber trotzdem gibt es über eine Ganztagsschule noch wesentlich mehr zu sagen. Ganztagsschule darf sich nach der Definition der Kultusministerkonferenz (KMK) von 2004 nur nennen, wer
- mindestens 3 Tage in der Woche mindestens 7 Zeitstunden täglich Unterricht und Freizeitbetreuung anbietet,
- Mittagessen an allen Wochentagen zur Verfügung stellt,
- nachmittägliche Angebote unter Aufsicht, Verantwortung oder enger Kooperation mit der Schulleitung und in konzeptionellem Zusammenhang mit dem Unterricht gewährleistet.
Unterschieden wird zwischen einer offenen und einer gebundenen Ganztagsschule. In der offenen Ganztagsschule ist die Teilnahme am Nachmittagsprogramm freiwillig, der reguläre Unterricht in der Ganztagsschule findet wie an allen anderen Schulen vormittags statt. Nachmittags gibt es an einer Ganztagsschule Zusatzangebote wie Hausaufgabengruppen, Förderkurse, Arbeitsgruppen und Projekte. Fast alle Ganztagsschulen in Deutschland arbeiten nach dem offenen Modell einer Ganztagsschule, sodass ein Teil der Kinder schon mittags nach Hause gehen kann. In der gebundenen Ganztagsschule müssen alle Schüler bis zum regulären Schulschluss der Ganztagsschule am Nachmittag anwesend sein. Das wird, zumindest in Deutschland, noch von vielen Eltern und Pädagogen abgelehnt.
8 Pluspunkte für die offene Ganztagsschule
- Mehr Zeit zum Kennenlernen
In den Ganztagsschulen mit sind viele Lehrer auch am Nachmittag eingespannt. In Arbeitsgruppen, beim Mittagessen und in den Pausen lernen sich Schüler und Lehrer auf einer Ganztagsschule schneller und besser kennen. Sie haben mehr Zeit, sich über Alltagsthemen oder auch über individuelle Schwierigkeiten auszutauschen.
- Soziales Lernen wird gefördert
In einer Ganztagsschule verbringen die Schüler viel Zeit zusammen. Es bilden sich enge Freundschaften, die Kinder lernen, miteinander umzugehen, sich zu streiten oder besser zu verstehen. Auf einer Ganztagsschule gibt es ausreichend Zeit, um Konflikte zwischen Schülern aufzugreifen und zu lösen. Neben dem Schulstoff findet so auch das soziale Lernen auf der Ganztagsschule intensiv statt.
- Individuell fördern
Da Schüler und Lehrer sich auf einer Ganztagsschule besser kennen, fallen Leistungsdefizite oder besondere Begabungen schneller auf. In vielen Ganztagsschulen gibt es für schwache Schüler zusätzliche Förderkurse am Nachmittag. Auch Kinder mit besonderen Begabungen werden von der Schule unterstützt. Schulbegleitende Nachhilfestunden sind in der Regel auf einer Ganztagsschule nicht mehr nötig.
- Nie mehr Hausaufgabenkrieg!
In jeder Ganztagsschule gehört das Erledigen der Hausaufgaben zum Konzept. Zu Hause werden nur noch für Arbeiten gelernt oder Vokabeln abgefragt. Das Tragen einer schweren Schultasche entfällt auf einer Ganztagsschule, denn die Bücher und Hefte bleiben größtenteils in der Schule.
- Spiel und Spaß mit Freunden
Unterstützt durch örtliche Vereine oder freie Träger, bieten Ganztagsschulen eine breite Palette unterschiedlichster Freizeitangebote an. Die Schülerinnen und Schüler auf einer Ganztagsschule können unter einer Vielzahl von Kursen wählen, das Angebot ist meistens groß und attraktiv. Hier können Sie sich mit Gleichgesinnten erholen, sich sozial engagieren oder sportlich und künstlerisch betätigen.
- Ganztagsschulen entlasten Eltern
Für berufstätige Eltern ist es eine große Entlastung, ihr Kind für einen verlässlichen Zeitrahmen in der Ganztagsschule zu wissen. Sie müssen bei einer Ganztagsschule keinen Lehrerausfall kompensieren und sich nicht um das tägliche Mittagessen oder das ordentliche Erledigen der Hausaufgaben kümmern. Ihr Kind ist in der Ganztagsschule gut aufgehoben, und sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, weil beide Elternteile arbeiten.
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- Mehr Chancengleichheit
Der Bildungsstand der Eltern und ihr Vermögensstatus wirken sich beim Besuch einer Ganztagsschule wesentlich geringer auf den Schulerfolg der Kinder aus als in Halbtagsschulen. Ausländische Kinder lernen auf einer Ganztagsschule schneller und besser Deutsch, ein PC plus Internetzugang ist auf einer Ganztagsschule für alle zugänglich, und bei den Hausaufgaben helfen Fachkräfte. Gerade für sozial schwache Familien und ausländische Kinder ist die Ganztagsschule ein großer Schritt zur Chancengleichheit.
- Fazit: Lernen fürs Leben
In der Ganztagsschule geht es um mehr als nur um das Aneignen von Wissen. Die Ganztagsschule bereitet auch auf das Leben in der Gemeinschaft vor, denn es gibt dort für die Schülerinnen und Schüler eine Menge zu organisieren. So werden auf einer Ganztagsschule Schlüsselqualifikationen vermittelt: zum Beispiel Probleme lösen, Selbstdisziplin lernen und im Team arbeiten. Dafür ist in der Ganztagsschule einfach viel mehr Zeit als in der Halbtagsschule.