Privatschulen: Welche Vor- und Nachteile sie haben
In der momentan heftig geführten Bildungsdiskussion wirkt es so, als ob Privatschulen immer die bessere Alternative wären. Viele Eltern versuchen daher, ihr Kind an einer Privatschule unterzubringen. Für Privatschulen nehmen sie lange Anfahrtswege in Kauf und ein oft hohes Schulgeld. Doch nicht immer werden die Erwartungen der Eltern an eine Privatschule erfüllt.
- Privatschulen – ja oder nein?
- 1. Kleinere Schulklassen an öffentlichen Schulen oder Privatschulen?
- 2. Umfang der Unterrichtsstunden an öffentlichen Schulen und Privatschulen
- 3. Bildungsabschlüsse an öffentlichen Schulen und Privatschulen
- 4. Ausländeranteil an öffentlichen Schulen und Privatschulen
- Privatschulen: Schauen Sie immer genau hin!
Privatschulen – ja oder nein?
Die Angst vor einer schlechten Schulbildung und das miserable Abschneiden staatlicher Schulen bei PISA sowie in anderen Bildungsvergleichen bringt Jahr für Jahr immer mehr Eltern dazu, ihr Kind auf einer Privatschule anzumelden. Sie erhoffen sich von Privatschulen moderne Unterrichtskonzepte, individuelle Förderung und einen guten Schulabschluss. Doch ob die einzelnen Privatschulen wirklich so viel besser sind als die staatlichen, ist häufig gar nicht so leicht zu erkennen. Das Statistische Bundesamt (Quelle: Private Schulen – Schuljahr 2006/2007 – Fachserie 11 Reihe 1.1 2006/2007) untersucht regelmäßig staatliche und öffentliche Schulen und vergleicht sie in bestimmten Qualitätspunkten. Dabei kommt es zu den folgenden Ergebnissen.
1. Kleinere Schulklassen an öffentlichen Schulen oder Privatschulen?
Überraschenderweise stellt sich bei der neuesten Untersuchung heraus, dass die Klassenstärke in beiden Schulformen fast immer identisch ist, beziehungsweise sich nur um einen Schüler unterscheidet. In Realschulen können sogar die staatlichen Einrichtungen punkten, in denen die Klassenstärke niedriger ist als in den Privatschulen.
2. Umfang der Unterrichtsstunden an öffentlichen Schulen und Privatschulen
Hier ist ganz deutlich zu sehen, dass die Privatschulen besser abschneiden. Im Durchschnitt erhalten Schüler von Privatschulen in Grund- und Realschulen je eine, in Gymnasien drei und in Förderschulen fünf Unterrichtsstunden pro Woche mehr als Schülerinnen und Schüler öffentlicher Schulen.
3. Bildungsabschlüsse an öffentlichen Schulen und Privatschulen
Die Erfolgsquote von Schülerinnen und Schülern in Bezug auf den Bildungsabschluss ist in öffentlichen Schulen und Privatschulen nahezu gleich. In privaten Gymnasien erreichten 85,6 Prozent im Gegensatz zu 85 Prozent an staatlichen Gymnasien das Abitur. In einigen Bundesländern (Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Thüringen) wurde das Abitur sogar von einem höheren Anteil der Absolventen aus öffentlichen Gymnasien erreicht.
4. Ausländeranteil an öffentlichen Schulen und Privatschulen
In der Tat besuchen nur 3,9% aller ausländischen Kinder im Vergleich zu deutschen Schülerinnen und Schüler Privatschulen. In allen allgemein bildenden Schularten sind ausländische Kinder in Privatschulen seltener vertreten als in öffentlichen Schulen. Möglicherweise ist das mit dem oft zu entrichtenden Schulgeld zu erklären.
Privatschulen: Schauen Sie immer genau hin!
Privatschulen sind nicht per se die bessere Wahl, auch wenn viele Konzepte überzeugen und Ihrem Kind eine bessere Schulbildung versprechen. Gerade die Vielfalt der unterschiedlichen Schultypen bei Privatschulen sowie die spezielle Ausrichtung einzelner Privatschulen und ihrer Kollegien machen es notwendig, sich immer wieder vor Ort persönlich zu informieren. Auch wenn das pädagogische Grundkonzept der Privatschulen überzeugend wirkt, so kann doch eine einzelne Privatschule wegen der verschiedensten Probleme in der Umsetzung durchaus scheitern. Letztlich sind es immer die Lehrerinnen und Lehrer, mit denen Ihr Kind im direkten Kontakt steht und die die Pädagogik vermitteln. Diese müssen Sie auf einer Privatschule kennen lernen und dann auch über die Schulzeit Ihres Kindes hinweg im Kontakt bleiben.
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