Liebe Frau Reimann-Höhn,
unser Sohn ist zehn Jahre alt und meint, wenn er im Unterricht Knete in der Hand hat oder Kaugummi kaut, könne er sich viel besser konzentrieren. Stimmt das? Und soll ich seine Lehrerin darauf ansprechen und sie bitten, das zu erlauben?
von Anonym
Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn
Liebe Leserin,
neuere Untersuchungen zeigen in der Tat einen Zusammenhang zwischen kleinen motorischen Übungen und der Konzentrationsleistung.
Das hat wohl damit zu tun, dass die Hirndurchblutung gesteigert wird, wenn Nervenzellen aktiv sind. Werden die Hände oder die Kaumuskeln vom motorischen Cortex (einem Gebiet im Stirnlappenbereich der Großhirnrinde) aktiviert, wird die Durchblutung in diesem Areal – und auch in benachbarten Arealen – gesteigert. Kaugummikauen kann also sinnvoll sein. Trotzdem sollten Sie bedenken, dass Knete eher einen spielerischen Anreiz ausübt und im Unterricht erst einmal nichts zu suchen hat.
Außerdem reagieren nicht wenige Lehrer empfindlich darauf, wenn ihnen eine Kaugummi kauende oder knetende Schulklasse gegenüber sitzt und genüsslich schmatzt. Sprechen Sie diese Frage am besten auf dem nächsten Elternabend an und versuchen Sie, gemeinsam mit der Lehrerin oder dem Lehrer eine Lösung für die ganze Klasse zu finden. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, den Kindern erst gegen Ende des Vormittags das Kaugummikauen zu erlauben, wenn sich ein Konzentrationsloch ankündigt. Und dem Kneten stehe ich persönlich eher skeptisch gegenüber, weil es einen hohen spielerischen Charakter hat und so vom Unterricht ablenkt. Übrigens wirkt auch ein Schluck Wasser konzentrationsfördernd.
Viel Spaß beim Kaugummikauen,
Ihre Uta Reimann-Höhn