Liebe Frau Reimann-Höhn,
wir haben einen relativ aufgeweckten siebenjährigen Sohn, der zurzeit in die zweite Klasse geht. In der ersten Klasse gab es eigentlich nie Probleme: Er hat gut mitgearbeitet und den anderen Kindern geholfen. Jetzt ist er Klassensprecher, nervt aber zum Teil die Lehrer durch Rumhampeln und Nicht-Zuhören, teilweise stört er den Unterricht wohl sehr. Vor allem zeigt er im Moment wenig Respekt gegenüber Erwachsenen, äfft sie teilweise nach, gibt Widerworte oder will noch mal diskutieren. Wenn ich zum Beispiel sage: „Komm, wir gehen nach oben“, kommt meist als Antwort „Warte mal eben“ und nichts weiter passiert. Diese Situation kennen wir von ihm bisher nicht. Mit ruhigen Worten konnten wir leider noch nichts erreichen. Was kann man tun?
von Anonym
Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn
Liebe Leserin,
da sehe ich mehrere Möglichkeiten:
Möglicherweise ist Ihr Kind unterfordert und fühlt sich in der Klasse nicht mehr ausreichend angesprochen. Sie schreiben ja selbst, dass Ihr Kind sehr aufgeweckt ist. Wenn der Lehrer ihm künftig differenzierte Aufgaben gibt und ihn stärker fordert, könnte sich die Situation ändern. Sprechen Sie das mal im Elterngespräch an. Je mehr ein Kind eingebunden wird, desto wichtiger fühlt es sich. Besondere Aufgaben in der Klasse, z. B. einen schwächeren Schüler zu unterstützen, eine Klassenliste zu führen, verantwortlich für die Spiele und Bücher im Klassenraum zu sein, Fotos der Mitschüler einzusammeln oder das regelmäßige Gießen der Pflanzen zu kontrollieren, helfen dabei.
Natürlich kann es sich auch um eine ganz normale Entwicklungsphase handeln, in der Ihr Sohn gerade mal wieder Grenzen austestet. Sie dürfen das nicht persönlich nehmen und sich nicht auf diese provokante Ebene begeben. Bleiben Sie einfach beharrlich und konsequent, und gehen Sie auf die „Spielchen“ nicht ein. So merkt Ihr Sohn, dass er mit dieser Art gar nichts erreicht. Das ist wie in der Trotzphase, nur wird es immer schwieriger, sich als Eltern zu behaupten, denn Ihr Kind wird reifer und kann zunehmend besser argumentieren. Bleiben Sie cool, liebevoll und auf jeden Fall konsequent.
Herzlichen Gruß und viel Geduld wünscht
Uta Reimann-Höhn