Mein Sohn Jonas geht in die 2. Klasse. Er hat große Probleme, lernt nur widerwillig und schreibt eine schlechte Note nach der anderen. Die Klassenlehrerin hat nun eine Überprüfung vorgeschlagen, um festzustellen, ob Jonas eventuell ein Förderkind ist. Dann müsste er die Schule wechseln und eine Förderschule besuchen. Was kommt denn da auf uns zu?
Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn
Natürlich ist es am besten, wenn Sie mit der Lehrerin darüber einmal ganz in Ruhe sprechen und sich alles erklären lassen. Eine sonderpädagogische Überprüfung geschieht nicht grundlos. Prinzipiell ist es nicht schlecht, ein Kind aus einer Überforderungssituation zu nehmen, solange es nur Misserfolgserlebnisse hat. Und eine spätere Rückführung in die Regelschule ist nicht ausgeschlossen.
Der Ablauf solch einer Überprüfung ist wie folgt:
- Die Schule beauftragt eine Sonderpädagogin oder einen Sonderpädagogen zur Feststellung eines eventuell vorhandenen Förderbedarfs.
- Diese speziell ausgebildeten Fachleute beobachten und testen Ihr Kind mit passenden informellen und standardisierten Verfahren; dann erstellen sie ein Gutachten.
- In der Regel wird gleichzeitig auch eine schulärztliche Untersuchung durchgeführt.
- Das Schulamt oder die Schulleitung informiert die Eltern über die Ergebnisse der Untersuchung und lädt zu einem Gespräch ein.
- Wird sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, erhalten die Eltern Adressen von in Frage kommenden Schulen. Kann dem sonderpädagogischen Förderbedarf nur an einer Förderschule entsprochen werden, sind Sie verpflichtet, Ihr Kind an der entsprechenden Förderschule oder an einer geeigneten Förderschule in freier Trägerschaft zum Schulbesuch anzumelden. Die Aufnahme erfolgt in der Regel zum nächsten Schuljahr, ist unter Umständen aber auch während des laufenden Schuljahres möglich.
Viele Eltern sind gegenüber Förderschulen sehr negativ eingestellt, und sicher ist es schwierig zu akzeptieren, dass das eigene Kind eine so starke Lernschwäche hat. Für die betroffenen Kinder ist es meistens eine große Erleichterung, dem starken Leistungsdruck nicht mehr ausgesetzt zu sein. In der Förderschule, oder immer öfter auch im Inklusionsunterricht der Regelschule, muss es nur die Leistung erbringen, die ihm möglich ist.