Cliquenbildung – und mein Kind ist nicht dabei
Außenseiter, Sonderling, Eigenbrötler oder Mauerblümchen möchte kein Kind sein. Trotzdem gibt es immer wieder Jungen und Mädchen, die den Anschluss an Gruppen in der Schule nur schwer finden. Welche Gründe dafür verantwortlich sind und was Sie, die Lehrer und Ihr Kind dagegen tun können, wenn es ausgeschlossen wird, erfahren Sie in dem folgenden Beitrag.
Brennpunkt Schule
Streit mit Freunden oder Freundinnen hat jedes Kind mal, das ist noch kein Grund zur Sorge. Wenn Ihr Kind jedoch in der Pause immer allein ist, niemals Freunde aus der Schule mit nach Hause bringt und auch nicht von anderen Kindern erzählt, dann ist vielleicht etwas nicht in Ordnung. Um sich Sicherheit zu verschaffen, müssen Sie sowohl mit Ihrem Kind als auch mit den Lehrern sprechen. Fragen Sie nach, wie Ihr Kind sich in der Klasse verhält und wie seine Beziehungen zu den Mitschülern aussehen. Bestätigen sich Ihre Befürchtungen, müssen Sie aktiv werden
Diese Fragen helfen dabei, Ihrem Kind Selbstbewusstsein zu geben
Manche Kinder trauen sich einfach überhaupt nichts zu und verhalten sich auch so. Dann sind sie für andere nicht attraktiv. Ein schwaches Selbstbewusstsein wirkt nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Versuchen Sie, Ihrem Kind seinen eigenen Wert und seine Fähigkeiten zu verdeutlichen. Wenn es sich interessant, stark und kompetent fühlt, kann es viel besser auf andere zugehen.
1. Welche Tätigkeit kannst du besonders gut, was sind deine Hobbys, was machst du gerne?
2.Was hilft dir dabei, diese Dinge besonders gut zu machen? Was sind deine Stärken?
3. Wie könntest du diese Stärken nutzen, um in der Schule zu deinen Mitschülern besseren Kontakt zu bekommen?
Beispiel:
Ihr Kind ist eine begeisterte Malerin. Vielleicht hat es Lust, zwei oder drei Mädchen aus der Klasse einzuladen, um für die Lehrerin zum Geburtstag gemeinsam ein großes Bild zu malen.
Kontakte verbessern
Eigeninitiative gehört auf jeden Fall auch dazu, wenn Ihr Kind den Kontakt zu seinen Mitschülern verbessern möchte. Sprechen Sie zu Hause jeden Schritt durch und überprüfen Sie abends, ob Ihr Kind seinen Vorsatz umgesetzt hat.
Das kann Ihr Kind tun:
1. sich aktiv einbringen und fragen, ob es in der Pause mitspielen kann,
2. jemanden zu sich nach Hause einladen, vielleicht ein Kind, das auch nicht so viele Kontakte in der Klasse hat,
3. einem kranken Schüler helfen und ihn besuchen, die Hausaufgaben bringen oder ein kleines Genesungsgeschenk machen,
4. ein anderes Kind für sein Hobby begeistern, indem es etwas davon in die Schule mitbringt.
Beispiel:
Ihr Sohn hat ein Haustier? Vielleicht darf es den Hund oder das Meerschweinchen nach Absprache mit dem Lehrer mal mit in den Unterricht bringen?
Das kann der Lehrer tun, um Ihr Kind zu integrieren
Mit Vorschlägen, Anregungen und Angeboten haben die Lehrer einen großen Einfluss auf die Sozialkompetenz der Klasse. Sie müssen Grenzen festlegen und ein gutes Vorbild abgeben, ohne das Kind zu offensichtlich zu schützen. Die folgenden Punkte können Sie anregen:
1. Ihrem Kind Verantwortung übertragen durch ein Amt, beispielsweise als Klassensprecher, Verantwortlicher für den Kakaodienst oder für die Tafel; so steigt sein Ansehen,
2.das Thema Ausgrenzung in der Klasse ansprechen und mit Beispielen belegen, Ihr Kind dabei aber nicht beschämen,
3. besondere Fähigkeiten Ihres Kindes in den Vordergrund rücken, vielleicht sportliche Leistungen oder das Spielen eines Instruments.
Beispiel:
Für das Sommerfest werden verschiedene kleine Vorbereitungsgruppen gebildet. Das Außenseiter-Kind bekommt eine verantwortliche Aufgabe; zusammen mit zwei anderen ist es für die Gruppe „Flohmarktstand“ zuständig.
Das ist das Geheimnis von Cliquen
Wer das Konzept der Cliquenbildung durchschaut, kann sich besser dagegen wehren. Viele Cliquen sind nur eine vorübergehende Erscheinung und lösen sich nach einiger Zeit wieder auf. Fast immer neigen sie zur Ausgrenzung anderer Kinder, weil das die Gruppe zusammenschweißt. Ab einer bestimmten Größe versuchen Cliquen, eine Klasse zu dominieren, und neigen zum Mobbing. Wenn sich die anderen Kinder nicht gegen diesen Einfluss wehren, kann eine Clique immer mehr Macht gewinnen.
So können Cliquen in der Schule verhindert werden:
- indem der zufällige Kontakt untereinander gefördert wird (beispielsweise Sitzplätze monatlich neu auslosen)
- indem die Probleme einzelner ins Blickfeld der Mitschüler gerückt werden und sie angeleitet werden, die Perspektive zu wechseln
- indem die Schüler zur Reflexion des eigenen Verhaltens angeleitet werden, was die Selbst- und Fremdwahrnehmung schult
Thematisieren Sie das Problem auf dem Elternabend, und regen Sie Änderungen an. Cliquenbildung führt nicht automatisch zu Mobbing, aber ausgeschlossen ist es auch nicht. Beobachten Sie das Verhalten Ihres Kindes genau, und versuchen Sie alles dafür zu tun, dass es mit ein oder zwei anderen Kindern stabile Freundschaften schließt. Sobald es sich nicht allein fühlt und einen eigenen Freundeskreis hat, kann es der Cliquenbildung gelassen entgegensehen.