Schwierige Kinderfragen: Keine Angst vor Löchern im Bauch
Mit ihrem ständigen „Warum?“ können die lieben Kleinen manchmal ganz schön nerven. Doch Ihr Kind ist tatsächlich an allem interessiert und will Sie mit seinen vielen Fragen nicht absichtlich stören. Wir verraten Ihnen, wie Sie der Frageflut am besten begegnen und dabei selbst dazu lernen können.
Wie Sie Kinderfragen richtig beantworten
In den ersten Jahren ihres Lebens lernen Kinder gewisse einfache Gesetzmäßigkeiten, beispielsweise dass auf die Nacht der Tag folgt. Dabei ist es wichtig für sie, dass sich die Ereignisse wiederholen, denn das gibt ihnen Halt, Orientierung und Geborgenheit in der Welt.
Kleinkinder sind begeisterungsfähig; sie lassen sich von Neuem und Bekanntem innerlich berühren. Das kann bisweilen irritierend sein. Dann gilt es, die gewohnte Sicherheit wieder herzustellen. Ab etwa drei bis vier Jahren sind ihre sprachlichen Fähigkeiten so weit entwickelt, dass ihnen das Fragen dabei hilft und als Zugang zur Welt dient.
Kinderfragen: Kinder fragen ganz unbefangen
- Bedenken Sie, dass Wiederholungen und Rituale für das Sicherheitsgefühl Ihres Kindes unerlässlich sind. Für Ihr Kind sind Wiederholungsfragen deshalb Rituale, die ihm Sicherheit geben. Bleiben Sie also gelassen, selbst wenn es zum hundertsten Mal wissen will, ob die Sonne auch morgen wieder aufgeht.
- Kinder sind noch unvoreingenommen und fragen ohne Tabus alles, was sie interessiert. Versuchen Sie, eine ehrliche Antwort zu geben, auch wenn Sie ihm manchmal nur sagen können, dass Sie es auch nicht wissen.
- Ganz „nebenbei“ fordert Ihr Kind mit seiner Fragerei auch die ihm zustehende Zuwendung und Aufmerksamkeit. Wann immer Ihr Kind etwas von Ihnen wissen will, signalisiert es damit auch, dass es sich Ihre Aufmerksamkeit wünscht. Die Nachrichten im Fernsehen oder ein Berg Hausarbeit sollten Sie dann nicht daran hindern, Ihrem Kind die gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken. Hören Sie ihm möglichst gleich zu und beantworten Sie seine Frage. Vertrösten Sie es nur ausnahmsweise auf einen späteren Zeitpunkt.
Peinliche Kinderfragen vermeiden
Verleugnen, Verdrängen und Tabus gibt es bei Kindern noch nicht. Deshalb fragen sie ganz ungeniert. Da bleibt die eine oder andere peinliche Frage zur falschen Zeit oder am falschen Ort nicht aus. Vielleicht schaut Ihr Kind z. B. unverwandt auf den Mann gegenüber und fragt:„Warum hat der denn so eine komische Nase?“
Wenn es um die Würde und den Respekt vor anderen Menschen geht, können Sie Ihrem Kind erklären, dass es die meisten Menschen nicht mögen, wenn man in ihrem Beisein wertend über sie spricht. Fragen Sie etwa Ihr Kind, wie es sich selbst fühlen würde, wenn andere mit dem Finger auf es zeigen und über seine Kleidung oder sein Kuscheltier sprechen würden. Bei peinlichen Kinderfragen ist es je nach Situation durchaus angebracht, Ihr Kind mit den Worten „das erkläre ich dir später“ zu vertrösten.
Mein Tipp bei peinlichen Kinderfragen: |
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Sie reagieren garantiert gelassener, wenn Sie sich immer klarmachen, dass Ihr Kind mit seiner Fragerei nie versucht, Sie bloßzustellen, zu ärgern oder zu verletzen. Es will in der Regel weder lästig sein noch stören. Wenn Sie ein ungutes Gefühl, Zweifel oder Widerstände in sich spüren, dann hat das ausschließlich etwas mit Ihnen zu tu |
So entkommen Sie der Warum-Kette bei Kinderfragen
Erziehungsexperten sind sich einig: Es ist an der Zeit, gemeinsam mit unseren Kindern eine Fragekultur zu entwickeln, die das Staunen und Hinterfragen in den Mittelpunkt stellt. Durch eine einfache Gegenfrage, z. B.„Was meinst du damit?“, erfahren Sie rasch, was Ihr Kind gerade beschäftigt. Mit Gegenfragen lassen sich auch die gefürchteten Warum-Ketten rasch beenden: Z.B.„Warum rennt der Mann so?“ – „Weil er es eilig hat.“ – „Warum hat er es eilig?“ – „Weil er den Bus nicht verpassen will.“ – „Warum will er den Bus nicht verpassen?“ usw. Die Gegenfrage „Was meinst du, warum er so schnell läuft?“ erstickt eine solche Kette im Keim. Ihr Kind kann seine Fantasie einsetzen, und Sie können miteinander ins Gespräch kommen. So macht es auch Erwachsenen plötzlich Spaß, mit Kindern zu reden und zu philosophieren.
Natürlich dürfen Sie endlose Warum-Fragen gerne zulassen, wenn Ihnen danach ist. Kinder lieben es nun mal, wenn Eltern sich mit ihnen beschäftigen und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Das Warum ist dabei manchmal nur Mittel zum Zweck, und Ihr Kind ist gar nicht wirklich an der Antwort interessiert.
Vermitteln Sie Sicherheit bei Kinderfragen zu kritischen Themen
Besonders schwer ist es, auf Fragen nach Tod, Krankheit oder Sexualität antworten zu müssen, Bereiche also, die häufig noch mit einem Tabu belegt sind. Auch komplexe Fragen nach Gott, Katastrophen, Folter oder Krieg, auf die selbst Erwachsene nicht immer eine probate Antwort wissen, lassen so manche Eltern ins Schwitzen geraten. Wie leicht neigen wir dazu, mit rationalen Gedanken aufzuwarten? Oft geht es Ihrem Kind aber lediglich darum, sich zu versichern, dass es in Krisenzeiten nicht allein gelassen wird oder dass Sie sich immer um es kümmern werden, ganz gleich wie es ihm geht.
Je jünger Ihr Kind ist, umso mehr ist es gefühlsmäßig von allem berührt. Verzichten Sie deshalb auf langatmige Erklärungen und theoretische Begründungen. Lassen Sie Ihren Verstand ruhen und gehen Sie emotional auf Ihr Kind ein. Hat Ihr Kind z. B. im Fernsehen von einem Krieg erfahren, dann ist es emotional verunsichert; es fragt sich vielleicht, ob das auch bei uns passieren kann. Großartige Erklärungen darüber, wer da gegen wen kämpft und warum, interessieren in diesem Fall nicht. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind vermitteln, dass es nicht allein bleibt, was immer auch passiert.