Unkontrollierte Wutanfälle: Die besten Tipps um Kinder zu beruhigen

Wut und Aggression sind Gefühle, die jeder Mensch kennt, ganz sicher auch Ihr Kind. Schreien, Schimpfen, Schlagen und/oder Treten können Ihr Kind entlasten, doch nicht immer ist ein Wutanfall harmlos. Wir zeigen Ihnen, wie Sie am besten reagieren, wenn Ihr Kind unkontrollierte Wutausbrüche hat. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehung und Entwicklung

Wutausbrüche sind Reaktionen auf Ereignisse oder Erlebnisse, die nur schwer zu akzeptieren sind und das Selbstwertgefühl kränken. In Ermangelung anderer Möglichkeiten wandelt Ihr Kind die erlebte Frustration, den Ärger oder die Enttäuschung in körperliche Energie um.

Anders als viele Erwachsene lernen Kinder erst nach und nach, ihre Gefühle zu erkennen und zu beherrschen. Der Weg vom direkten, unkontrollierten Wutanfall eines Kleinkindes bis zur vernünftigen, überlegten Reaktion eines Erwachsenen auf eine ärgerliche Situation ist lang. Dabei sind Wutanfälle nicht grundsätzlich falsch, denn das Zeigen der Frustration kann auch entspannende und ausgleichende Wirkung haben. Ein Boxsack kann beispielsweise Wunder wirken, wenn das verlorene Schaukämpfen im Taekwondo oder die Beleidigung des Freundes verkraftet werden müssen. Doch nicht immer sind Wutanfälle angebracht

Bei diesen Wutanfällen sollten Sie abwarten

In den meisten Fällen beruhigt sich Ihr Kind von allein wieder.

  • wenn Ihr Kind in einem Wettkampf nicht den ersten Platz belegt hat
  • wenn Ihr Kind sich über eigene, kleine Fehler ärgert, zum Beispiel wenn es beim Malen Farbe auf das Bild verschüttet
  • wenn Ihr Kind eine vorher angekündigte Strafe erhält, zum Beispiel kein Eis bekommt, weil es trotz Ermahnungen seinen Fahrradhelm nicht aufgesetzt hat
  • wenn Ihr Kind etwas nicht bekommt, was es gerne möchte, zum Beispiel ein teures Spielzeug
  • wenn Ihr Kind sich über ein gerechtfertigtes Verbot ärgert, zum Beispiel einen Film nicht sehen darf

Beispiel: Marie

Marie sitzt gelangweilt an ihren Hausaufgaben und spielt mit den Stiften im Mäppchen, anstatt einen Aufsatz zu schreiben. Ihre Mutter hat sie schon mehrfach aufgefordert, endlich anzufangen. Marie ist schlecht gelaunt und schreibt den Aufsatz aus Trotz mit einem grünen Filzstift, obwohl sie weiß, dass das verboten ist. Als ihre Mutter das sieht, besteht sie ruhig darauf, dass Marie den ganzen Aufsatz noch einmal mit Füller abschreibt. Wutentbrannt wirft ihre Tochter ihren Füller gegen die Wand und schimpft lauthals. Leise schließt ihre Mutter die Tür und wartet, bis Marie sich beruhigt hat.

  • Erklärung: Marie ärgert sich am meisten über sich selbst, denn die zusätzliche Arbeit hat sie ganz allein provoziert. Das weiß sie auch. Dass sie die Wut darüber an ihrem Füller auslässt, ist nachvollziehbar. Der Wutanfall legt sich mit der Zeit von selbst, dann kann Marie den Aufsatz abschreiben. Hat sie den Füller zerbrochen, sollte sie den Ersatz von ihrem Taschengeld bezahlen.

Lassen Sie Ihr Kind „Dampf ablassen“

Dass Ihr Kind in solchen Situationen unruhig wird und sich den Anordnungen der Eltern nur wütend beugt, ist nachvollziehbar. Eigene Fehltritte zu verzeihen oder Verbote und Regeln einzuhalten, kann ganz schön zornig machen. Mit einem Wutanfall zeigt Ihr Kind, dass es nicht einverstanden ist. Solange es dabei niemanden verletzt und in überschaubarer Zeit wieder ansprechbar ist, können Sie Ihr Kind diese Erfahrung ganz in Ruhe ausleben lassen. So kann es „Dampf ablassen“ und gleichzeitig lernen, dass es sich hinterher zwar erschöpft fühlt, seinem Ziel aber keinen Schritt näher gekommen ist. Auf Dauer wird Ihr Kind lernen, solche Situationen anders zu bewältigen, eventuell durch eine verbale Auseinandersetzung oder Kompromissbereitschaft.

Bei diesen Wutanfällen müssen Sie eingreifen

  • wenn Wut und Aggression gegen schwächere Kinder gerichtet sind, weil diese beispielsweise bestimmte Spielregeln (noch) nicht verstehen
  • wenn eine Verletzungsgefahr für Ihr Kind oder für andere besteht, wenn beispielsweise Stöcke oder Fußtritte ins Spiel kommen
  • wenn Ihr Kind etwas zerstört und beispielsweise so lange gegen eine Tür tritt, bis es eine Süßigkeit bekommt
  • wenn ein Konflikt die Ursache des Wutanfalls ist, den Ihr Kind allein nicht lösen kann, zum Beispiel eine Überforderung durch ältere Mitspieler beim Sport oder intellektuelle Überforderungen im Leistungsbereich
  • wenn Ihr Kind sich bewusst selber verletzt und beispielsweise mit der Faust gegen die Wand schlägt

6 Schritte, die Ihr Kind aus seinem Wutanfall hinausführen

Grundsätzlich müssen Sie immer einschreiten, wenn Gewalt im Spiel ist. Hier dürfen Sie nicht lange warten und abwägen, sondern müssen sofort aktiv eingreifen. Dabei ist es das oberste Gebot, die Situation zu deeskalieren. Das klappt am besten, wenn Sie selbst ganz ruhig bleiben und genau wissen, was zu tun ist.

  1. Nehmen Sie Ihrem Kind Gegenstände weg, mit denen es schlägt oder wirft.
  2. Berühren Sie Ihr Kind am Arm und halten Sie es liebevoll, aber unmissverständlich fest.
  3. Bleiben Sie ruhig und versuchen Sie, Ihrem Kind in die Augen zu sehen. Sprechen Sie Ihr Kind dabei mit seinem Vornamen an, bis es reagiert.
  4. Sagen Sie klar und deutlich, was Ihr Kind tun soll:

    „Niklas, hör sofort auf zu schlagen. Simone, du legst sofort den Stein hin.“
  5. Schicken Sie ein eventuell beteiligtes zweites Kind vorübergehend aus dem Raum.
  6. Sprechen Sie über den Wutanfall, wenn sich Ihr Kind beruhigt hat, bieten Sie alternative Möglichkeiten zum Abbau der Anspannung an.

Beispiel: Tom

In einer vergleichbaren Situation bekommt Tom einen Wutanfall. Anstatt sich an seinem Füller oder einem anderen Gegenstand auszutoben, rennt Tom in das Zimmer seiner kleinen Schwester und schreit diese völlig ungerechtfertigt wutentbrannt an. „Nur weil du so laut spielst und mich störst, muss ich jetzt alles noch mal abschreiben.“ Dann greift Tom sich die Buntstifte, mit denen die Schwester gerade malt, und beginnt sie nach und nach zu zerbrechen. Die kleine Schwester erschrickt und weint.

  • Erklärung: Tom sucht sich einen „Blitzableiter“, den er in seiner kleinen Schwester findet. Da er genau weiß, dass sie sich nicht wehren wird, nutzt er die Gelegenheit und lässt seinen Zorn an ihr aus. Seine Wut verraucht erst, als er die kleine Schwester zum Weinen gebracht hat. Dieses Verhalten ist nicht akzeptabel, und seine Eltern sollten sofort einschreiten. Nicht der Wutanfall ist dabei das Problem, sondern die Reaktion des Jungen. Hätte er seine eigenen Buntstifte zerbrochen, wäre das zwar ärgerlich, aber noch hinnehmbar.

Das sollten Toms Eltern tun:

  • Tom die restlichen Buntstifte abnehmen
  • Tom am Arm berühren und vorsichtig festhalten
  • Augenkontakt suchen und Tom mit seinem Namen ansprechen, bis er reagiert
  • Klare Ansagen machen: „Tom, gib die Stifte her und hör auf zu schreien!“
  • Tom in sein Zimmer schicken, die Schwester beruhigen
  • abends über den Vorfall sprechen und gemeinsam überlegen, was Tom beim nächsten Wutanfall anders machen kann

Probieren Sie Bachblüten aus

Manchmal kann es sehr wirksam sein, dem Kind einen Ausweg aus seiner Situation in Form eines natürlichen Hilfsmittels anzubieten. Eine Bachblütenmischung gegen innere Anspannung, die sich auch durch Wutanfälle äußern kann, heißt Cherry-Plum; sie sollte viermal täglich zu je vier Tropfen verabreicht werden. Sie können

  • diese Mischung auch ins Bett Ihres Kindes legen,
  • die Tropfen auf Schläfen und Puls einreiben,
  • diese Mischung auf Bauch und Brust bzw. Hand- und Fußflächen einreiben,
  • eine kleine Sprühflasche damit füllen und die Bekleidung des Kindes einsprühen, ebenso Vorhänge oder Bettwäsche,
  • die Mischung als Raumspray verwenden,
  • Blüten dem Badewasser zusetzen.

Manche Kinder halten aus Wut sogar die Luft an

Besonders schwer haben es Eltern, deren Kinder in einem Wutanfall bis zum Äußersten gehen. Das kann so weit führen, dass ein Kind so lange die Luft anhält, bis es ohnmächtig wird. In solch einer Situation ist die Reaktion der Eltern nicht leicht, da sie sich verständlicherweise große Sorgen machen. Sie stecken dann in einer Zwickmühle. Beseitigen Sie die Ursache der Wut und erlauben etwas zuvor Verbotenes, hat das Kind schnell ein Mittel gefunden, um seine Wünsche in Zukunft immer durchzusetzen. Die Eltern können davon ausgehen, dass ihr Kind in Zukunft immer die Luft anhalten wird, um seine Interessen durchzusetzen.

Beraten Sie sich mit dem Kinderarzt

Kinder, die mit solch einem extremen Verhalten reagieren, sind nicht selten. Kinderärzte kennen die Problematik und können Eltern in Bezug auf ihre Reaktionen beraten. Sie überprüfen, ob das Kind sich mit seinem Verhalten einer Gefahr aussetzt. Ist das nicht der Fall, sollten die Eltern die Reaktion ihres Kindes einige wenige Male aushalten, um nicht erpressbar zu werden. In den meisten Fällen lernen die Kinder schnell, dass eine selbst herbeigeführte Ohnmacht

sie nicht weiterbringt.