Nachhilfe: 10 Gerüchte über den Privatunterricht – für Sie überprüft!
Jedes vierte Kind in Deutschland kam 2015 in den zweifelhaften Genuss von außerschulischer Förderung in Nachhilfeinstituten oder durch Studenten – und der Trend ist ungebrochen. Immer wieder zeigen Studien, dass die meisten Eltern eine zusätzliche Unterstützung ihrer Kinder für notwendig halten, um den schulischen Erfolg sicherzustellen.
Starke Eltern – starkes Kind
Gleichzeitig kursieren über private und institutionelle Nachhilfeangebote eine Reihe von Gerüchten, die betroffene Familien verunsichern. Was stimmt und was ist pure Erfindung? Die häufigsten Behauptungen und Gerüchte haben wir aufgegriffen und für Sie überprüft
Selbst wenn Kinder gute Noten haben, sind ihre Eltern oft unsicher, ob die schulischen Leistungen für einen späteren Erfolg ausreichen werden. Viele können sich vorstellen, in eine Verbesserung oder eine Stabilisierung des Schulerfolgs ihrer Kinder zu investieren. Nachhilfe steht dabei an erster Stelle. Doch das Thema polarisiert: Befürworter und Gegner kommen oft mit abenteuerlichen Behauptungen, um ihre Einstellung zum kostenpflichtigen Privatunterricht zu untermauern.
Viel hängt von der Entscheidung der Eltern ab: nicht nur der schulische und eventuell auch der berufliche Erfolg des Kindes, sondern auch die individuellen Auswirkungen auf das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler. Es gibt viele Fragen zu diesem brisanten Thema. Wer entscheidet, wann Nachhilfe notwendig ist? Sind Studenten schlechte Nachhilfelehrer? Bringt mehr Nachhilfe auch mehr Schulerfolg? Ist Nachhilfe ein Zeichen von Überforderung oder mangelnder Fürsorge der Eltern? Wir stellen die häufigsten Gerüchte rund um das aktuelle Thema auf der nächsten Seite auf den Prüfstand.
Nachhilfe: Diese Gerüchte haben wir überprüft
1. Gerücht: Nachhilfe in der Grundschule ist generell überflüssig!
Stimmt nicht. Viele Schülerinnen und Schüler kommen schon in der Grundschule mit privater Nachhilfe in Berührung. Die Gründe dafür sind vielfältig und meistens gut nachvollziehbar. Beispielsweise kommt es vor, dass Kinder wegen einer Krankheit längere Zeit den Unterricht versäumen. Mit einer gezielten Nachhilfe können die entstandenen Lernlücken geschlossen werden. Auch unterschiedliche Lernvoraussetzungen wie extreme Leistungsunterschiede in der Klasse oder eine andere Muttersprache des Kindes sind als Grund für eine zeitlich begrenzte Nachhilfe in der Grundschule denkbar. Sind die Leistungsunterschiede aufgeholt, kann auch die Nachhilfe getrost wieder beendet werden
2. Gerücht: Die Kinder sollten besser die Schulform wechseln, als Nachhilfe zu bekommen!
Stimmt nicht immer. Wenn Kinder dauerhaft überfordert sind, macht ein Wechsel der Schulform sicher Sinn. In vielen Fällen schließt die Nachhilfe jedoch auch Lernlücken, sodass der Anschluss an den Stand der Klasse wieder erreicht wird. Gerade in der Pubertät, wenn Jugendliche am Lernen wenig Attraktives sehen und mit anderen Dingen beschäftigt sind, kann ein Schulwechsel die falsche Entscheidung sein. Die Abstufung in eine andere Schulform wirkt dann erst recht demotivierend. Zusätzlich belasten die Scham über das Versagen und der Verlust der alten Klassengemeinschaft die Schüler. Es kann passieren, dass Jugendliche sich dann komplett verweigern. In Absprache und mit dem Einverständnis des Jugendlichen ist Nachhilfe manchmal die bessere Lösung im Vergleich zu einem Schulwechsel.
Achtung!
Wenn ein Kind in allen Hauptfächern Nachhilfe benötigt, besucht es möglicherweise die falsche Schulform. Dann sollte über einen Schulwechsel nachgedacht werden.
3. Gerücht: Viele private Nachhilfeinstitute wollen doch nur Geld machen!
Stimmt manchmal. Selbstverständlich wollen Nachhilfe-Institute Geld verdienen mit ihrem Angebot. Ohne Einnahmen kann ein Institut weder anständige Räumlichkeiten noch erfahrene Lehrer oder interne Fortbildungen anbieten. Darüber hinaus spricht es sich schnell herum, wenn ein Nachhilfeinstitut schlecht arbeitet, und die Kunden bleiben aus. Denn in den meisten Fällen orientieren sich Eltern an den Empfehlungen von Bekannten, Freunden oder Lehrern. Ohne eine gewisse Qualität können Nachhilfeinstitute schnell „einpacken“. Private Nachhilfe durch Studenten ist oft günstiger, allerdings gibt es keine Qualitätsgarantie.
4. Gerücht: Je mehr Nachhilfe, desto besser werden die Noten!
Stimmt nicht. Für den Erfolg einer Nachhilfe, also bessere Noten, ist die Qualität, nicht die Quantität ausschlaggebend. Ein ungeeigneter Lehrer kann viele Stunden Nachhilfe erteilen, ohne dass sich beim Schüler positive Auswirkungen zeigen.
5. Gerücht: Gruppenunterricht ist Geldverschwendung!
Stimmt manchmal. Je spezieller die Wissenslücken eines Schulkindes sind, desto weniger können sie im Gruppenunterricht geschlossen werden. Geht es jedoch um Grundlagenwissen wie Rechtschreibregeln, Geometrie oder Grundrechenarten, kann das gemeinsame Lernen in der Gruppe sogar hilfreich sein.
6. Gerücht: In den Nachhilfeinstituten arbeiten nur unqualifizierte Studenten!
Stimmt manchmal. Wer sich für ein Nachhilfeinstitut entscheidet, sollte die Einrichtung vorab in einem Gespräch unter die Lupe nehmen. Die Erfahrung und die Qualifikation der Mitarbeiter müssen einsehbar sein. Studenten können gute (günstige) Nachhilfelehrer sein, eine Probestunde bringt Klarheit
7. Gerücht: Lernportale im Internet kosten viel und bringen wenig!
Stimmt manchmal. Lernportale können gute Lernbegleiter für ältere Kinder und Jugendliche sein, die sehr diszipliniert und strukturiert sind. Für Grundschulkinder eignen sie sich eher nicht, weil die persönliche Begleitung und Ansprache fehlt.
8. Gerücht: Gute Nachhilfe ist richtig teuer!
Stimmt oft. Ebenso wie in der Schule steht und fällt der Erfolg des Lernens mit der Qualität des Lehrers. Genauso wie in allen Berufen steht ausgebildeten und erfahrenen Nachhilfelehrern ein angemessenes Honorar zu. Diese Investition zahlt sich meistens aus, denn insgesamt verkürzt ein guter Unterricht die Nachhilfedauer.
9. Gerücht: Nach 3 Monaten müssen Erfolge in Form einer Notenverbesserung sichtbar sein!
Stimmt. Wenn eine Nachhilfe nach drei Monaten noch keinerlei Erfolge zeigt, ist der Unterricht entweder schlecht oder die falsche Maßnahme, denn Nachhilfe kann keine Lerntherapie ersetzen. Es gilt auch, die Rahmenbedingungen zu überprüfen, denn die Anzahl der Wochenstunden oder die Zusammensetzung einer Gruppe haben ebenfalls Einfluss auf den Erfolg. Überforderte, unmotivierte oder verhaltensauffällige Kinder brauchen eine intensivere Hilfe, aber auch Schüler mit Teilleistungsstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie bekommen durch eine Nachhilfe nicht die richtige Unterstützung.
10. Gerücht: Wer einmal mit Nachhilfe anfängt, braucht das immer!
Stimmt nicht. Nachhilfe ist ein Instrument, um Wissenslücken zu schließen. Im Schnitt sollte sie nicht länger als sechs bis zwölf Monate notwendig sein, um den Anschluss an den Leistungsstand der Klasse wiederherzustellen. Ferien und Ausfallstunden wegen Krankheit inklusive. Viele Schülerinnen und Schüler kommen anschließend wieder ohne Hilfe zurecht.