Sehr geehrte Damen und Herren,
unser Sohn Luis ist knapp vier Jahre alt und kommt seit einigen Wochen regelmäßig zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens zu uns ins Bett. Mal kriegen wir seine Anwesenheit sofort mit und müssen ihn dann mit Engelszungen dazu bewegen, wieder in sein Bett zu gehen, mal tragen wir ihn rüber, wenn erst später z. B. sein Fuß in meinem Gesicht landet und ich geweckt werde. Je nachdem, wie konsequent wir sind und ob wir ihn stets zurück ins Bett befördern, passiert das bis zu viermal in der Nacht, was natürlich zu einer stark gestörten Nachtruhe führt und an den Nerven zehrt.
Was sicherlich erwähnenswert ist: Wir haben eine kleine Tochter (sieben Monate), die noch gestillt wird und im Babybay bei uns im Zimmer schläft. Obwohl Luis noch nie erwähnt hat, dass doch seine Schwester auch bei uns schlafen darf, besteht hier sicherlich ein Zusammenhang.
Haben Sie einen Rat, wie man unseren Sohn dazu bewegen kann, beim nächtlichen Aufwachen in seinem Bett zu bleiben?
Vielen Dank und Grüße
Marc O.
Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz
Lieber Herr O.,
ich vermute auch sehr stark, dass die nächtlichen Besuche Ihres Sohnes Luis im Elternbett mit der kleinen Schwester zusammenhängen, die bei Ihnen schlafen darf. Hier gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten – je nachdem, wie stark Sie Luis’ Bedürfnis nach Nähe einschätzen und wie konsequent Sie sein wollen.
Ich persönlich finde die folgende Lösung am besten für Luis: Legen Sie eine zusätzliche Matratze und Bettzeug ins Elternschlafzimmer, möglichst neben Ihr Bett. Erklären Sie Luis, dass es im Bett nicht genug Platz für alle gibt (das Baby schläft ja auch nicht im Elternbett, sondern im Beistellbettchen) und Sie somit schlecht schlafen können, wenn er bei Ihnen noch mit im Bett liegt. Wenn er nachts aufwacht, kann er zu Ihnen kommen und auf der Matratze weiterschlafen. So kann sein Bedürfnis nach Nähe gedeckt werden, er fühlt sich nicht ausgeschlossen und hat vielleicht, weil er nun bei Ihnen bleiben darf, bald gar kein Bedürfnis mehr, im Elternschlafzimmer zu schlafen.
Sie können sich, wenn Sie ihn nicht im Schlafzimmer haben wollen (halte ich für weniger günstig, denn das fördert die Eifersucht auf die kleine Schwester!), aber auch eine „Alarmanlage“ bauen (etwa mit einem Glöckchen oder einem Turm aus leeren Dosen vor der Tür) und ihn jedes Mal ruhig und konsequent wieder ins Kinderzimmer zurückbringen, sobald er auftaucht. Da Sie ihn dann immer hören können, bleiben „Erfolgserlebnisse“, dass er sich auch mal unbemerkt zwischen Sie quetschen kann, aus, und er wird es irgendwann aufgeben, zu Ihnen zu kommen. Allerdings müssen Sie sich dann auf ein paar anstrengende Nächte einstellen, in denen Sie häufig aufstehen und ihn zurückbringen müssen.
Bei der Gewöhnung ans eigene Bett kann auch eine –kleine Belohnung helfen. Vielleicht bekommt Ihr Sohn neue Bett-wäsche mit seinem Lieblingshelden, oder Sie schenken ihm ein „Beschütz-mich-Tier“. Dieses kann ihn nachts bewachen und beschützen, sodass er alleine im Kinderzimmer bleibt.
Herzliche Grüße
Ihre
Andrea Schmelz