Was tun, wenn ein Kind im Spieleifer einnässt?

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Hallo Frau Dr. Schmelz,

meine 3,5 Jahre alte Tochter Anjulie vergisst beim Spielen einfach den Gang zur Toilette. Ups, dann ist die Unterhose feucht, sodass sie eine neue braucht. Manchmal passiert das 2- bis 4-mal am Tag, manche Tage sind aber überhaupt kein Problem. Wir haben schon alles versucht, haben ihr die Zeitplanung abgenommen, haben das Geschehene ignoriert, haben mit ihr gesprochen, haben sie gelobt und haben auch mal geschimpft. Es hilft einfach nichts. Nachts ist das Bett nicht nass. Wie können wir das Problem in den Griff bekommen?

von Bettina F.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Bettina,

dass Ihre Tochter manchmal einnässt, wenn sie ganz auf ein Spiel konzentriert ist, sollte Sie nicht zu sehr beunruhigen. Das kommt in diesem Alter relativ häufig vor. Dieses Einnässen wird als Spieleifernässen bezeichnet und ist eine vorübergehende Phase in der Sauberkeitsentwicklung. Ihre Tochter ist in diesen Fällen so beschäftigt, dass sie die Signale der Blase nicht wahrnimmt, bevor es zu spät ist. Das gibt sich von alleine im Lauf der Zeit. Versuchen Sie, wegen des Einnässens keinen Druck aufzubauen – dann geht oft noch mehr in die Hose. Ihre Tochter macht das nicht absichtlich und sollte deswegen auch nicht ausgeschimpft werden. Es ist ihr vermutlich selbst peinlich. Sie können sie in regelmäßigen Abständen an den Toilettengang erinnern. Ist doch mal was in die Hose gegangen, sollten Sie ihr so wenig wie möglich helfen, sondern sie – soweit sie das schon selbst kann – ins Bad oder ins Kinderzimmer zum Umziehen schicken (Sie können dort immer eine Garnitur Wechselwäsche bereitlegen). So bekommt sie von Ihnen für diese „Ausrutscher“ keine besondere Aufmerksamkeit. Wichtig ist, dass sie sich sofort umziehen geht, denn dabei muss sie ihr Spiel auch unterbrechen und wahrscheinlich sogar für eine längere Zeitspanne, als wenn sie schnell zur Toilette flitzen würde. Da „rentiert“ es sich doch, besser auf die Blase zu hören, um Zeit zu sparen! Machen Sie zusätzlich einen Plan, den Sie an eine gut sichtbare Stelle in der Wohnung (z. B. an den Kühlschrank) hängen. Dort bekommt sie für jeden Tag, an dem nichts „passiert“ ist, ein lachendes Gesicht hineingemalt. So hat sie ihre Erfolge besser im Blick und kann sie abends dem Papa zeigen. Als Extra können Sie ihr versprechen, dass es ab drei (oder fünf ) Gesichtern eine besondere Belohnung gibt. Das könnte ein Ausflug sein oder auch ein kleines Spielzeug, das sie sich sehr wünscht. Herzliche Grüße Ihre Andrea Schmelz