Welcher Charaktertyp ist Ihr Kind?
Jedes Kind ist ein eigener Charaktertyp mit Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Weil Kinder ganz unterschiedliche Charaktertypen sind, gibt es kein Erziehungs-Erfolgsrezept, das bei allen Kindern gleichermaßen funktioniert. Eltern sollten vielmehr den Charaktertyp ihres Kindes in der Erziehung berücksichtigen und typgerecht erziehen. Erfahren Sie hier, welchem Charaktertyp Ihr Sohn oder Ihre Tochter entspricht und worauf Sie daher besonders achten sollten.
Charaktertypen bei Kindern
An der charakterlichen Grundausstattung, mit der ihr Kind auf die Welt kommt, können Eltern nichts ändern. Die muss man einfach akzeptieren. Doch wie Eltern auf die Persönlichkeit ihres Kindes eingehen, macht durchaus einen Unterschied. Dieselben Erziehungsregeln werden bei unterschiedlichen Charaktertypen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Finden Sie heraus, welchem Charaktertyp Ihr Kind angehört
Nur dann können Sie individuell auf seine Eigenarten eingehen. Eine Übersicht über die fünf typischen Kinder-Charaktertypen gibt Ihnen die Tabelle im Premiumteil. Es liegt auf der Hand, dass schüchterne Kinder andere Regeln brauchen als kleine Draufgänger: Die einen müssen ständig ermutigt und angespornt werden, während die anderen eher gebremst und für die Bedürfnisse anderer sensibilisiert werden müssen.
Der Kinder-Charaktertyp „Wirbelwind“
Wirbelwind-Kinder brauchen Eltern, die ihnen frühzeitig und konsequent ihre Grenzen aufzeigen und ihnen, wenn nötig auch mehrmals, erklären, was richtig und was falsch ist. Dabei sollten sie möglichst ruhig und gelassen bleiben, auch wenn das nicht immer leicht fällt.
Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Kinder-Charaktertyp Wirbelwind:
- Sprechen Sie besonders klar und deutlich mit Ihrem Kind, sehen Sie es an und stellen Sie sicher, dass es Ihnen zuhört.
- Sagen Sie klar und deutlich, wenn Sie etwas stört – und zwar nicht erst, wenn Sie kurz vorm Explodieren sind. Wirbelwind-Kinder bekommen Warnsignale, dass sie jetzt über die Stränge schlagen, gar nicht mit, wenn sie nicht direkt und deutlich darauf hingewiesen werden. Plötzliche Härte der Eltern oder gar ein Wutausbruch erschrecken sie dann sehr.
- Lenken und leiten Sie Ihr Kind mit ruhiger Hand – das baut Aggressionen ab. Seien Sie wohlwollend im Ton, aber klar und sehr konsequent im Handeln.
- Trainieren Sie mit Ihrem Kind Alternativen zu seinen Wutanfällen. Statt sich auf den Boden zu werfen oder mit den Türen zu knallen, kann es beispielsweise in ein Kissen boxen oder Zeitungspapier zerknüllen.
- Kanalisieren Sie seinen hohen Bewegungsdrang durch Sport und Spiel.
- Befriedigen Sie die Neugier Ihres Kindes, auch wenn das bedeutet, immer wieder neue Fragen zu beantworten. Achten Sie allerdings darauf, dass Ihr Kind nicht immer dazwischenredet, und bitten Sie es, mit seinem Anliegen zu warten, wenn Sie sich bereits mit einer anderen Person unterhalten.
- Unterstützen Sie seine fürsorgliche Ader, indem Sie ihm erlauben, ein Haustier zu halten, oder es bitten, auf das Geschwisterchen aufzupassen.
Der Kinder-Charaktertyp „Seelchen“
Seelchen müssen behutsam an die Hand genommen werden, um ihnen zu zeigen, dass “die Welt da draußen” gar nicht so schlimm ist. Sie brauchen immer wieder viel Ermutigung. Die Erziehung eines Seelchens ist für Eltern ein Balanceakt: Sie müssen ihr Kind gleichzeitig halten und ihm Sicherheit geben, es auf der anderen Seite aber auch loslassen.
Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Kinder-Charaktertyp Seelchen:
- Überprüfen Sie Ihr eigenes Verhalten. Nicht selten haben auch Mütter ein Problem mit dem Abschied morgens im Kindergarten! Ihr Kind wird sich umso leichter von Ihnen lösen können, wenn auch Sie innerlich bereit dafür sind und ihm einen weiteren Schritt in die Selbstständigkeit erlauben.
- Ihr Kind braucht besonders viel Lob und Anerkennung, das stärkt sein Selbstbewusstsein.
- Fördern Sie von Anfang an Kontakte zu anderen Kindern. Seelchen sind oft eher mütterlich und kommen deswegen mit jüngeren Kindern, die sich auch mal etwas sagen lassen, besser aus. So kann es den Umgang mit anderen Kindern üben und fühlt sich später in der Gruppe mit Gleichaltrigen weniger verloren.
- Kleine Pflichten im Haushalt stärken sein Selbstbewusstsein. Lassen Sie es viel helfen, denn jedes Erfolgserlebnis hilft ihm ein Stück aus seiner Schüchternheit heraus.
- Unterstützen Sie seine kreativen Fähigkeiten, auch das stützt sein Selbstbewusstsein.
- Ermuntern Sie Ihr Kind, seine Gefühle zu zeigen. Es muss sich nicht immer still zurückziehen, sondern darf auch einmal wütend brüllen. Wie wäre es mit einem Brüll-Wettkampf, wer am lautesten und gefährlichsten klingt?
Der Kinder-Charaktertyp „Anführer“
Hinter dem Dominanzstreben, das Anführer-Kinder zeigen, steckt oft die Angst, nicht alles unter Kontrolle zu haben und ausgegrenzt zu werden. Solche Kinder verlangen von ihren Eltern daher eine Gratwanderung: Sie müssen einerseits gestützt und andererseits in ihre Schranken gewiesen werden. Frei nach dem Motto: “Ich liebe dich so, wie du bist, mit allen Stärken und Schwächen. Du brauchst dich gar nicht extra aufzuspielen!” Gelingt das nicht, werden sie schnell trotzig.
Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Kinder-Charaktertyp Anführer:
- Ihr Kind braucht sichere Grenzen. Begründen Sie, warum es sich an bestimmte Regeln halten muss, und bestehen Sie darauf, dass diese auch konsequent eingehalten werden.
- Geben Sie nicht zu viel nach. Lesen Sie Ihrem Kind nicht jeden Wunsch von den Augen ab.
- Erklären Sie Ihrem Kind, dass sich jeder Mensch an bestimmte Spielregeln halten muss. Besprechen Sie mit ihm, warum es stets auch die Meinungen und Wünsche der anderen anhören und berücksichtigen sollte.
- Üben Sie im Familienalltag Kompromisslösungen ein. Denn die braucht Ihr Kind das ganze Leben lang, und noch fallen sie ihm schwer. Macht es Theater beim Einkaufen, könnten Sie z. B. sagen: "Nein, wir kaufen keine Süßigkeiten. Du darfst dafür aber auswählen, welchen Jogurt wir nehmen, und dir dein Lieblingsobst in der Obstabteilung selbst abwiegen."
- Anführer-Kinder profitieren sehr von Kontakten zu älteren Kindern oder vom Mannschaftssport. Beides sollten Sie fördern. So lernt Ihr Kind, sich fair zu verhalten, und gewöhnt sich daran, dass nicht alles nach seinem Kopf geht.
- Anführer-Kinder sind meist sehr sozial veranlagt. Sie freuen sich, wenn sie eine "wichtige" Aufgabe zugewiesen bekommen. – Sie möchten sich mit Ihrem Besuch ungestört unterhalten, aber Ihr Kind stört immer wieder? Geben Sie ihm eine Aufgabe, mit deren Erledigung es danach glänzen kann. Vielleicht mag Ihr Kind ein Puzzle legen und danach herzeigen? Oder es putzt mit einem Klecks Spülmittel das Waschbecken im Bad, und Sie freuen sich anschließend, weil Sie so ein großes Kind haben, das Ihnen prima helfen kann.
Der Kinder-Charaktertyp „Vermittler“
Wichtig für kleine Vermittler ist es, frühzeitig zu lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden und auch dazu zu stehen. Das heißt, statt einfach nur nachzugeben mit den anderen zu verhandeln und einen für alle gerechten, tragbaren Kompromiss zu finden oder – wenn etwas sehr wichtig ist – auch einmal seinen Willen gegen die anderen durchzusetzen. Selbst dann, wenn man sich dadurch auch einmal unbeliebt macht.
Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Kinder-Charaktertyp Vermittler:
- Unterstützen Sie die sozialen Fähigkeiten Ihres Kindes. Betonen Sie dabei aber, dass es sich nicht alles gefallen lassen oder immer nachgeben muss. Es darf ruhig zu seinen Wünschen stehen. Üben Sie Situationen, die Ihrem Kind schwer fallen, z. B. im Rollenspiel mit seinen Kuscheltieren. Was würde der Teddy in dieser oder jener Situation tun oder sagen?
- Fördern Sie den eigenen Willen und vielleicht sogar die eine oder andere Aufmüpfigkeit Ihres Kindes.
- Ermutigen Sie Ihr Kind, öfter nein zu sagen, damit es von anderen nicht ausgenutzt wird. Wie wäre es einmal mit einem "Nein-Tag" in der Familie, an dem Ihr Kind zu allem, was es nicht wirklich von ganzem Herzen möchte, nein sagen darf? Natürlich werden Sie nicht jedem Nein nachgeben können, doch können Sie dann üben, Kompromisse auszuhandeln.
- Räumen Sie Ihrem Kind nicht alle Steine aus dem Weg. Es sollte Fehler machen dürfen und Probleme selbst lösen lernen.
- Für ein Vermittler-Kind sind Einzelsportarten wie Tennis oder Reiten eine gute Schule, denn dort lernt es, alleine klarzukommen und selbst etwas zu bewirken.
Der Kinder-Charaktertyp „Star“
Nur wenn Eltern dem Star vermitteln können, dass innere Werte wichtiger sind als Äußerlichkeiten, können sie es vom Wettbewerbsdruck erlösen. Von besonderer Bedeutung ist hier die Vorbildfunktion der Eltern, die sich darum fragen sollten: Achten wir in der Familie sehr auf Äußerlichkeiten und Statussymbole? Beurteilen wir andere nach dem Aussehen oder ihrer Stellung?
Wichtige Erziehungsgrundsätze für den Kinder-Charaktertyp Star:
- Geben Sie Ihrem Kind mit gelassener Zuwendung Halt und Orientierung. Wenn Ihr Kind sich über ein anderes lustig macht, weil es "komisch" aussieht, dürfen Sie es mit überzeugter Stimme und strengem Blick darauf hinweisen, dass Sie so etwas nicht mehr von ihm hören wollen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Äußerlichkeiten täuschen können. Dazu eignen sich Märchen der Brüder Grimm wie "Schneewittchen" (dort ist die Stiefmutter schön, aber böse) oder "Das Nusszweiglein" von Bechstein (dort ist der böse, hässliche Bär ein verwunschener Prinz).
- Wecken Sie Verständnis für andere und helfen Sie Ihrem Kind, sich in andere einzufühlen, z. B. mit der Frage: "Wie würdest du dich jetzt fühlen, wenn es dir so ginge?"
- Erklären Sie Ihrem Kind schon früh, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat. Es ist nicht nötig, immer auf allen Gebieten der/die Beste zu sein. Das hilft ihm, mit Kritik besser umgehen zu können, und nimmt den Wettbewerbsdruck.
- Kleinen Stars fehlt oft die Begeisterung für die kleinen, alltäglichen Dinge im Leben, denn sie finden vor allem das Besondere toll. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie schön die unterschiedlichen bunten Blätter im Herbst sind, und basteln Sie daraus eine Collage. Oder sammeln Sie Blüten und pressen Sie diese, sodass es damit ein "Blumen-Album" anlegen kann.
- Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, sodass es weniger abhängig von der Bewunderung anderer wird. Geben Sie ihm kleine Aufgaben oder bitten Sie es um Mithilfe im Haushalt. Jedes Erfolgserlebnis stärkt Ihr Kind (siehe auch die Ratschläge für Seelchen).