Ehrlichkeit: So vermitteln Sie Ihrem Kind gute Werte

Traditionelle zwischenmenschliche Werte sind wieder „in“, und das wirkt sich auch auf die Kindererziehung aus. Neben dem (immer noch starken) Leistungsgedanken und dem Erfolgsdruck stehen mehr und mehr Eltern dazu, dass ihr Kind auch sogenannte „alte“ Werte verinnerlichen soll, um seinen Platz im Leben zu finden. Vertrauen, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit führen dabei die Hitliste an, das Pflichtbewusstsein schafft es nur noch ins Mittelfeld. 

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Moralische Erziehung für Ihr Kind

Doch wie gelingt es, diese wichtigen zwischenmenschlichen Werte zu vermitteln? Theoretisch ist den meisten Eltern ganz klar, dass sie selbst vor leben müssen, was ihr Kind lernen soll. Doch das ist in der Praxis gar nicht so einfach. Erwachsene können gewisse Werte durchaus schätzen, auch wenn sie sie im Alltag ab und zu missachten. Kindern gelingt eine solche Differenzierung oft noch nicht. Lügen die Eltern, ist das für die Kinder ein Freibrief, sich ebenso zu verhalten.

Lüge ist nicht gleich Lüge

Erwachsene kennen diese Situation: Nach dem Besuch von Freunden, Familie oder Bekannten unterhält man sich über das Verhalten oder das Aussehen eines, vielleicht unliebsamen, Menschen, den man dort getroffen hat, obwohl man zuvor noch vordergründig höflich und nett war. Viele Kinder können dieses Verhalten nicht einschätzen und denken nun, dass anderen vordergründig zu schmeicheln, um sie dann in einem anderen Zusammenhang, vielleicht bei Freunden, schlechtzureden, völlig in Ordnung sei. Das ist sicherlich nicht das erklärte Erziehungsziel einer Familie. In einer vergleichbaren Situation sollten Eltern darauf achten, sich nicht in Anwesenheit ihres Kindes über andere lustig zu machen oder sogar gehässig zu sein. Ein bisschen Tratsch oder Gerede ist normal (das befreundete Paar tut das wahrscheinlich auch), aber Kinder können dieses Verhalten (noch) nicht richtig einordnen.

Werte und Moral: Heuchelei ist niemandem fremd

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in einem zehn-minütigen Gespräch mindestens zweimal gelogen wird. Auf den Tag hochgerechnet, können das ganz schön viele Lügen werden. Trotzdem oder gerade deswegen zählt die Ehrlichkeit in der Erziehung zu einem Top-Ziel. Vielleicht, weil sie so schwer umzusetzen ist? Diese Erziehungstipps helfen Ihnen bei der Vermittlung von Werten.

5 Tipps Kindererziehung in Sachen Ehrlichkeit

Diese Erziehungstipps helfen Ihnen bei der Vermittlung von Werten:

1. Belehren Sie Ihr Kind nicht über Ehrlichkeit, sondern seien Sie Vorbild

Es bewirkt wenig, wenn Sie Ihrem Kind eine Predigt über Ehrlichkeit halten, wenn Sie selbst nicht ehrlich sind und Ihr Kind, Freunde oder Ihren Partner belügen. Gelebte Werte übertragen sich nachhaltig. Notlügen sind eine Ausnahme, sie müssen jedoch unbedingt erklärt werden, damit ein Kind sie nachvollziehen kann.

2. Sprechen Sie über Werte und erklären Sie an Beispielen

Viele traditionelle Werte sind für Kinder abstrakte Begriffe, die sie erst im Zusammenhang mit einem konkreten Erlebnis verstehen können. Beweisen Sie Ehrlichkeit, wenn Sie zu viel Wechselgeld zurückbekommen oder Ihrer Freundin sagen, dass Sie zu einem Besuch gerade nicht in der Stimmung sind.

Reden Sie mit Ihrem Kind, und fragen Sie es nach seiner Meinung. Schildern Sie Situationen, in denen Ihnen Ehrlichkeit schwerfällt, und fragen Sie nach den Erfahrungen Ihres Kindes mit Ehrlichkeit und Lügen. Bringen Sie Ihr Kind durch konkretes Nachfragen dazu, sich über sein Verhalten Gedanken zu machen.

4. Loben Sie Ehrlichkeit und moralisches Verhalten

Erziehen Sie mit positiver Bestätigung! Sobald Sie bemerken, dass Ihr Kind einen Fehler ehrlich eingesteht oder eine unbequeme Wahrheit zugibt, hat es ein Lob verdient. So lernt Ihr Kind, dass Sie sein ehrliches Verhalten bemerken und anerkennen.

5. Auch ein guter Wert: Geben Sie eigene Fehler zu

Fehler macht jeder, aber es gehört eine gewisse Größe dazu, sie auch zuzugeben. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie ndazu in der Lage sind. Haben Sie Ihr Kind vielleicht mal zu Unrecht beschuldigt? In solchen Fällen ist es ganz wichtig, den eigenen Fehler ehrlich einzugestehen und sich zu entschuldigen.

Mein Tipp: Seien Sie auch ehrlich zu sich selbst!
Machen Sie die Probe, und notieren Sie am Ende eines Tages ganz ehrlich, wie oft Sie gelogen oder geflunkert haben. Dazu zählen natürlich auch gut gemeinte Lügen (dein neuer Mantel sieht aber schick aus), die dem anderen eine unliebsame (oder subjektive) Wahrheit ersparen sollen.