Hochsensible Kinder verstehen und behutsam fördern

Sie erschrecken sich leicht, sind sehr vorsichtig und kommen bei Lärm schnell an ihre Grenzen. Hochsensible Kinder haben eine besonders intensive Wahrnehmungsfähigkeit, sie nehmen mehr Reize als andere Kinder auf. Kein Wunder, wenn die Geräusche, Gerüche und Eindrücke manchmal zu viel werden und sie sich dann zurückziehen, um „abzuschalten“. Dabei ist ihre besondere Fähigkeit ein Segen, wenn Familie, Freunde und Schule ein wenig Rücksicht nehmen. 

Inhaltsverzeichnis

Sensible Kinder brauchen Ihre Unterstützung

Wahrscheinlich kennt jeder mindestens ein hochsensibles Kind, denn davon gibt es in Deutschland rund zwei Millionen. Die empfindsamen Wesen haben ihre Sensibilität vermutlich von den Eltern oder Großeltern geerbt, das belegen Zwillingsstudien. Die Hochsensibilität kann sich in vielen kleinen Dingen äußern, die sich von Kind zu Kind unterscheiden. Mögliche Anzeichen für eine Hochsensibilität können sein:

  • Schon als Babys brauchen sie viel Kontakt und körperliche Nähe, sie schlafen nicht gerne allein und fordern gleich bleibende Strukturen ein.
  • Sie reagieren sehr kritisch auf Kleidung. Sie wollen weder Knöpfe noch Reißverschlüsse tragen und stören sich an Wolle oder Schnürsenkeln.
  • Hochsensible Kinder sind durch zu viele Freizeitangebote, spontane Ausflüge und größere Kindergruppen schnell überreizt. Sie brauchen Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten.
  • Sie bevorzugen ein oder zwei feste Freundschaften anstatt Kindergruppen. In diesen Freundschaften sind sie fantasievoll, kreativ und blühen auf.
  • Wenn auf ihre Besonderheit keine Rücksicht genommen wird, werden sie leicht krank, weil sie schnell erschöpft und müde sind.

Hochsensible Kinder brauchen Akzeptanz

Wenn die Sensibilität eines Kindes nicht erkannt und sein Verhalten wiederholt als mäkelig, zickig oder schwierig bezeichnet wird, kann sein Leben sehr unangenehm werden. Das hochsensible Kind kann seinen Wahrnehmungsstil nämlich nicht aktiv verändern – sein Filtersystem schützt es weniger gut vor Reizüberflutung. Diese Art der Wahrnehmung ist ein Persönlichkeitsmerkmal, ebenso wie eine Hochbegabung, eine Teilleistungsstörung oder rote Haare. Mit dieser empfindsamen Art müssen Umwelt und Kind umzugehen lernen.

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Hochsensibilität oder High Sensitive Persons (HSP)

Der Begriff Hochsensibilität taucht seit ungefähr 20 Jahren in der Literatur auf. Die US-Forscherin Elaine N. Aron kreierte ihn 1997. Drei Jahre später befassten sich chinesische Forscher mit den Ursachen der Hochsensibilität, 480 Studenten wurden untersucht. Ihre Hypothese: Das Phänomen ist erblich bedingt. Ziel der Studie war es, die Beziehung zwischen Hochsensibilität und genetischen Variationen im Dopaminsystem zu verstehen. Ergebnis: Die Gene sind zumindest mitverantwortlich.

Hochsensible sind sehr empfänglich für Soziales und Emotionales

Hochsensible Kinder nehmen nicht nur ungefiltert wahr, sie zeichnen sich häufig auch durch ein extremeres und reichhaltigeres Gefühlsleben aus. Sie können andere Menschen leicht einschätzen, deren Stimmungen und Gefühlszustände bleiben ihnen selten verborgen. Das muss sich jedoch nicht immer zeigen, denn häufig sind hochsensible Kinder introvertiert und zurückhaltend. Doch sie können auch heftig werden und explodieren, wenn sie an ihre Grenzen kommen.

Feingefühl und Ideenreichtum sind gefragt

Hochsensible Kinder haben Probleme an Stellen, die anderen gar nicht auffallen. Sie nehmen sich vieles sehr zu Herzen, verarbeiten Eindrücke intensiver und länger, sind von Gerüchen und Geräuschen schnell ermattet. Obwohl Hochsensibilität keine anerkannte Störung ist und es auch kein einheitliches Diagnoseverfahren gibt, ist die Existenz dieses Phänomens nicht von der Hand zu weisen. Mit unserer Checkliste im Premiumbereich können Sie sich einen Eindruck davon verschaffen, ob Ihr Kind vielleicht hochsensibel ist.

Schule: Konzentration auf das Wichtige

Gerade bei Schulkindern steigen die Anforderungen schnell an. Für hochsensible Kinder ist das eine große Herausforderung. Sie sollten sich zumindest anfangs ganz auf die Schule konzentrieren sowie nicht noch anstrengende und fordernde Hobbys ausüben. Nach den „lärmenden“ Stunden in der Klasse und auf dem Pausenhof brauchen hochsensible Kinder Ruheoasen am Nachmittag.