Kampf zwischen Geschwistern: Ganzheitliche Hilfe für Ihre Familie

„Jetzt hört endlich auf, euch zu streiten!“ Dieser Satz ist täglich in vielen Familien zu hören. Genervte Eltern reagieren hilflos mit Schimpfen oder Bestrafungen auf den ständigen Zoff im Kinderzimmer. Doch statt des ersehnten Friedens geht der Streit an der nächsten Ecke umso heftiger weiter. Warum das so ist und was Sie für ein friedliches Miteinander Ihrer Kinder tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Sanfte Hilfe für die Kinderseele

In Familien mit mehreren Kindern geht es nicht immer harmonisch zu. Auseinandersetzungen, Rangeleien, Aggressionen und sogar Handgreiflichkeiten zwischen den Geschwistern gehören zum Alltag. Doch kaum etwas belastet das Familienleben mehr als das ewige Streiten der Kinder. Es strapaziert die Nerven der Eltern und stört sie in ihrem Bedürfnis nach Harmonie und Frieden. Dabei wird leicht übersehen, dass Streit zwischen Geschwistern notwendig ist und ihre Entwicklung fördert. Sie lernen hierdurch viele grundlegende soziale Fähigkeiten, die sie ein Leben lang brauchen werden.

Im Streit lernen Kinder …

  • die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen
  • sich abzugrenze
  • die Wünsche anderer zu respektieren
  • mit Niederlagen umzugehen
  • Kompromisse zu schließen

… und erleben, wie man sich versöhnt und einander verzeiht.

Warum Geschwister streiten

Doch worum geht es eigentlich bei den ewigen Streitereien? „Ist es wirklich so wichtig, wer heute den roten Becher bekommt, dass man sich darum sogar prügeln muss?“ fragen Sie sich vielleicht. Zu Recht, denn bei dem Streit um den „roten Becher“ geht es häufig vor allem um eins: um Ihre Zuneigung, Liebe und Aufmerksamkeit. Insbesondere in Familien mit mehreren Kindern herrscht ein ständiger Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit und Gunst der Eltern. Dabei zanken sich Kinder, deren Altersunterschied zwischen zwei und vier Jahren liegt, am heftigsten.

Geschwister streiten sich …

  • um den Platz als der Mittelpunkt der Familie (Wer ist der Boss? Wer ist der Bessere? Wer hat mehr Spielsachen? Wer darf länger aufbleiben?)
  • um eigenen Frust abzulassen. Hintergrund können offene oder versteckte Familienprobleme (z. B. Spannungen unter den Eltern oder Schwierigkeiten im Kindergarten oder in der Schule) sein.
  • um ihre eigenen Bedürfnisse durchzusetzen(z. B. in Ruhe die Ritterburg aufbauen zu können, ohne dass die kleine Schwester ständig stört).
  • um Spielzeug und andere Dinge, die ihnen gehören
  • aus Langeweile oder weil sie hungrig bzw. übermüdet sind

Wenn ein Geschwisterchen geboren wird

Besonders schwierig wird es in einer Familie, wenn zur bisherigen „VaterMutter-Kind“-Familie ein Baby hinzukommt. Die bisherigen kleinen Prinzessinnen oder Prinzen fühlen sich durch den kleinen Neuankömmling zunächst einmal vom Thron gestoßen. Verständlich, dass sie darüber nicht begeistert sind und Angst haben, die Zuwendung und Aufmerksamkeit der Eltern zu verlieren. Je nach Veranlagung des Kindes und Verhalten der Eltern kann es dadurch mehr oder weniger starke Eifersucht bis hin zu regelrechten Hassgefühlen ent – wickeln. Diese Gefühle können sein Verhalten jahrelang unbewusst bestimmen. Es nutzt dann jede Gelegenheit, dem ungeliebten Konkurrenten „eins auszuwischen“. Oder es versucht mit dem Streit, die verloren geglaubte Aufmerksamkeit der Eltern wiederzuerlangen. Hier hilft es, dem älteren Kind immer wieder ganz bewusst zu zeigen, dass Sie es genauso lieb haben wie das jüngere. Vermeiden Sie, immer wieder Rücksichtnahme und Verzicht von Ihrem großen Kind einzufordern, sondern gehen Sie liebevoll auch auf seine Bedürfnisse ein.

Eine regelmäßige „Exklusivzeit“ des älteren Kindes mit Ihnen oder Ihrem Partner allein hilft ebenfalls, Streit und Eifersucht zu vermeiden.

Vorsicht, Falle! Bei Streit nicht vorschnell eingreifen

Wenn Kinder streiten, versuchen Eltern oft, den Streit zu schlichten, indem sie den Schuldigen ermitteln und den Schwächeren (meist das jüngere Kind) schützen. Doch in der Hitze des Gefechts unterlaufen auch dem Schiedsrichter leicht Fehler. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das kleine Opferlämmchen vielleicht als der wahre Streithammel. Jedes Kind entwickelt mit untrüglichem Gespür eine eigene Strategie, wie es Ihre Aufmerksamkeit am besten auf sich ziehen kann. Notfalls nimmt es dafür auch Ihr Schimpfen oder Strafen in Kauf, denn auch das ist „besser“, als sich gar nicht beachtet zu fühlen. In dem festen Vertrauen darauf, dass das herbeieilende Elternteil Schiedsrichter spielt, kommt ein Streit da manchmal gerade recht.

Gießen Sie bei den Streitereien Ihrer Kinder nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer

Beachten Sie daher folgende Grundregeln:

  • Lassen Sie Ihre Kinder Ihren Konflikt bis zu einem gewissen Grad allein lösen.
  • Greifen Sie nur ein, wenn sie sich durch Schlagen, Beißen oder Treten ernsthaft verletzen oder Dinge zu Bruch gehen könnten. Trennen Sie in dem Fall die Streithähne ohne lange Diskussion, bis die Gemüter sich beruhigt haben.
  • Bleiben Sie ruhig. Brüllen, Drohen oder ein Machtwort sprechen setzt ein falsches Signal. Es zeigt den Kindern lediglich: Wer schreit, gewinnt.
  • Sprechen Sie mit Ihren Kindern über den Streit, wenn sie sich beruhigt haben. Hören Sie sich den Standpunkt jedes Kindes in Ruhe an, und zeigen Sie Verständnis.
  • Verzichten Sie darauf, den Schuldigen ermitteln zu wollen. Bleiben Sie neutral, und machen Sie keines der Kinder zum alleinigen Sündenbock.
  • Helfen Sie ihnen, selbst eine Lösung zu finden, z. B. mit Fragen wie „Was wollt ihr tun, damit es um diese Sache nicht immer wieder Streit gibt?“ oder „Was wollt ihr für die Zukunft miteinander vereinbaren?“