Mami, das will ich auch! Richtiger Umgang mit der Werbung

Kinder finden Werbung meist genauso toll wie das eigentliche Programm – erst recht, wenn es um Spielzeug geht! Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Kind vor Beeinflussung durch die Werbung schützen. 

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Erziehungstipps zum Thema Kinder und Werbung

Um Fernsehwerbung kommen Sie und Ihr Kind heute kaum herum, zu häufig flimmern die Werbepausen über die Mattscheibe. Außerdem sehen Kinder gerne Werbung. Sie ist bunt, eingängig, fantasievoll, ja manchmal sogar witzig und vermittelt eine heile Welt (mit dem richtigen Waschmittel scheint sich Mami sogar über Flecken zu freuen!), die auf Kinder anziehend wirkt.

Warum sind Kinder für die Werbung so interessant?

Die Zielgruppe Kinder wird von der Werbung hart umkämpft. Obwohl sie selbst kein Geld haben, verfügen sie indirekt über eine ungeheure Kaufkraft, mit der Milliarden zu verdienen sind. Somit zahlt es sich für Firmen aus, Kindern und damit ihren Eltern zu suggerieren, ein bestimmtes Produkt unbedingt haben zu müssen. Denn ihrem Nachwuchs können oder wollen viele Eltern nichts abschlagen. Besonders trickreich ist das heute weit verbreitete Merchandising, das sich gezielt an Kinder richtet. Zum Start eines neuen Zeichentrick-Filmes gibt es z. B. Aufkleber oder Schlüsselanhänger der Hauptfiguren in der Packung mit den Frühstücksflocken. Klar, dass Ihr Kind dann natürlich die und nicht das preiswerte No-Name-Produkt will! Produkte, die Kinder ansprechen sollen, sind besonders bunt und kindgemäß aufgemacht. Kaum eine Cornflakes- Packung kommt beispielsweise ohne süße Biene, freundlichen Bären oder lustigen Tiger aus. Und diese Verführer stehen im Supermarkt meist genau in Augenhöhe eines Kindes, das von Mama oder Papa im Einkaufswagen durch die Gänge geschoben wird. Quengelt ihr Kind jedes Mal, wenn sie daran vorbeikommen, geben viele Eltern früher oder später genervt auf und greifen zu. Sie wollen ihrem Nachwuchs nicht zum wiederholten Mal erklären, dass man dieses Produkt nicht braucht oder sogar noch eine angebrochene Packung zu Hause herumstehen hat.

Wenn Kinder Werbung gucken, lohnt sich das für die Hersteller. Die Kleinen sehen im Fernsehen die neuesten Spielzeughits und quengeln dann beim Einkauf oft so lange, bis sie das angepriesene Objekt ihrer Begierde auch tatsächlich bekommen.

So entzaubern Sie bei Ihrem Kind die Werbung

Natürlich können Sie Ihr Kind in den ersten Lebensjahren noch recht einfach vor Werbung schützen, indem Sie auf werbefreie Sender oder aber Video und DVD ausweichen. Auf die Dauer wird das jedoch nicht funktionieren, denn Ihr Kind wird mit zunehmendem Alter zwangsläufig damit konfrontiert werden. Statt Werbung völlig zu boykottieren, sollten Sie Ihrem Kind ab dem Kindergartenalter beibringen, kritisch damit umzugehen, sie zu durchschauen und ihren raffinierten Tricks auf die Spur zu kommen: Reduzieren Sie Werbe- und Konsumprodukte in Ihrem Haushalt. Widerstehen Sie den Verlockungen der Werbung. Machen Sie sich selbst immer wieder bewusst, dass Produkte nicht besser sein müssen, nur weil sie intensiv beworben werden oder besonders bunt und kinderfreundlich gestaltet sind. Je kritischer Ihre eigene Haltung ist, umso schwächer reagiert meist auch Ihr Kind auf die Werbebotschaften.

Mein Tipp wenn Ihr Kind quengelt: Sobald Ihr Kind mit Gleichaltrigen zusammenkommt, ist ein völliger Verzicht auf spezielle Kinderprodukte meist schwierig. Natürlich will Ihr Kind genau das haben, was alle anderen auch haben. Es möchte davon probieren und sich der Kindergruppe zugehörig fühlen. Wenn Sie ihm seinen Wunsch gelegentlich erfüllen, erkennen Sie seine Bedürfnisse an, ohne unglaubwürdig zu wirken. Hier gilt wie beim Fernsehen allgemein: Verbot nein, Dosierung ja.

Spielen Sie Warentest. Kaufen Sie mit Ihrem Kind (ab vier Jahren) gezielt das beworbene Produkt sowie eine Alternative, für die nicht geworben wird. Vergleichen Sie die beiden Produkte. Ihr Kind ist der Tester und bekommt von jedem eine Kostprobe. Kann es einen Unterschied erkennen? Hält das Produkt, was die Werbung verspricht? Ist der meist höhere Preis im Gegensatz zum Alternativprodukt gerechtfertigt?

Spielen Sie Werbetexter. Denken Sie sich mit Ihrem Kind (ab etwa vier bis fünf Jahren) Werbespots für fiktive Produkte aus. Bauen Sie in Ihre Werbeaussagen möglichst viele Superlative ein. Durch diese Übertreibung kann Ihr Kind leichter erkennen, mit welchen Mitteln Werbung arbeitet.

Spielzeug ist, was man daraus macht! Glaubt Ihr Kind, ein bestimmtes Spielzeug aus der Werbung unbedingt haben zu müssen, ist das vollkommen normal. Kritisch wird es erst, wenn Ihr Kind nur das Modell des Herstellers XYZ akzeptiert, obwohl ein anderes Modell genauso schön und vielleicht erheblich preiswerter ist. Bleiben Sie dann konsequent und erklären Sie Ihrem Kind, warum Sie nicht wollen, dass es die Marke eines Produktes für so wichtig hält.

Belohnen Sie Ihr Kind nicht mit Konsum. Schenken Sie ihm lieber mehr Zeit und mehr Aufmerksamkeit, wenn es etwas besonders gut gemacht hat, statt dies mit dem Kauf eines bestimmten Produktes zu honorieren.

Herzenswünsche sollten erfüllt werden. Das sind Wünsche, auf deren Erfüllung es sich zu warten lohnt (z. B. bis Weihnachten oder zum Geburtstag) oder für die Ihr Kind auch auf etwas anderes verzichten kann. Dabei lernt es, dass es nicht immer alles sofort haben kann, was seine „Widerstandsfähigkeit“ gegenüber der Werbung erhöht.

Zum Weiterlesen: „Möglichkeiten der Werbespots im Fernsehen und im Internet. Wie Ihr Kind durch Fernsehen und Fernsehwerbung beeinflusst wird“ von Hauke Wagner (Wagner Verlag 2002; 103 Seiten; 12,80 ?).