Schreck in der Morgenstunde

Einen Schreck hat Martin am Montagmorgen wirklich gekriegt, als er auf dem Schulweg plötzlich mit dem Roller gestürzt war und der Länge lang auf dem Boden lag. Und er hat einige Blessuren davongetragen – glücklicherweise nichts Ernstes.  

Im Nachhinein konnte mir Martin gar nicht mehr genau sagen, wie es passiert war – es ging zu schnell. Möglicherweise ist er beim Überqueren der Straße mit einem Rollerrad in einem Gullydeckel hängengeblieben, denn es passierte an einer Kreuzung. Jedenfalls stürzte er über den Lenker auf den Boden. Natürlich hatte er sich den Lenker dabei in den Bauch gestoßen und sich die unteren Rippen geprellt. An der rechten Wange hatte er eine dicke Schramme und auch eine „dicke Lippe“ hatte er durch diesen Sturz riskiert.



Auch wenn es immer heißt, die Menschen wären heute nicht mehr hilfsbereit und würden lieber „wegschauen“, bevor sie in die Verlegenheit kommen helfen zu müssen – Martin bekam sofort jede Menge Hilfe! Zwei Frauen (vermutlich auch Mütter, die ihre Kinder schon in die Schule gebracht hatten) stellten sofort ihre Autos ab und eilten ihm zu Hilfe. Und außer Hanna sprangen noch drei weitere Schulkinder herbei und halfen ihm aufstehen. Zu guter Letzt kam auch mein Mann (ich war nicht dabei und bekam alles erst später erzählt) noch vorbei, der mit dem Fahrrad den gleichen Weg hat wie die Kinder zur Schule.



Da es zur Schule nicht mehr weit war, begleitete er Martin dort hin, wo er sofort von der Klassenlehrerin ein Kühlpad für Wange und Lippe bekam. Martin wollte, da es ihm wieder besser ging, in der Schule bleiben, klagte aber gegen zehn Uhr über Bauchschmerzen, sodass ich ihn abholte. Denn das kann ja etwas Ernstes sein.



Sollte Ihr Kind mit dem Roller oder Fahrrad stürzen, besteht immer die Gefahr, dass sich der Lenker in den Bauch bohrt bzw. es so stark dagegen prallt, dass es zu inneren Blutungen kommt. Die sind oft nicht sofort nach dem Unfall oder Sturz zu erkennen, sondern machen sich erst später durch Bauchschmerzen und einen harten, berührungsempfindlichen Bauch bemerkbar. Manchmal – aber nicht immer! – ist an der Aufprallstelle ein Bluterguss oder eine Abschürfung vorhanden. Danach sollten Sie immer suchen!



Besonders dann, wenn Ihr Kind den Unfallhergang nicht genau beschreiben kann und Sie nicht gesehen haben, was passiert ist, sollten Sie sicherheitshalber eine kleine „Ganzkörperuntersuchung“ vornehmen, um keine Verletzung zu übersehen:



  • Tasten Sie den Kopf (insbesondere im Bereich der Haare!) nach Beulen oder Wunden ab.
  • Fassen Sie in den Mund und überprüfen Sie, ob Zähne locker sind.
  • Drücken Sie sowohl von links als auch von rechts seitlich gegen die Schulter und prüfen Sie, ob Ihr Kind über Schmerzen klagt.
  • Drücken Sie von oben auf jedes der beiden Schlüsselbeine.
  • Tasten Sie beide Arme ab und fordern Sie Ihr Kind auf, die Arme zu bewegen.

    Das Gleiche machen Sie auch mit den Beinen. Zwicken Sie nacheinander leicht in beide Großzehen und überprüfen Sie, ob Ihr Kind dies spürt.

    Umfassen Sie mit beiden Händen den Brustkorb und drücken Sie ihn etwas zusammen.

Wenn Ihr Kind nur über leichte Schmerzen klagt, genügt es oft, den betroffenen Körperteil hoch zu lagern und zu kühlen. Verschlimmern sich die Beschwerden, ist jedoch ein Arztbesuch angesagt. Bei starken Schmerzen, stark blutenden Wunden, eingeschränkter Beweglichkeit, deutlichen Schwellungen oder ausgedehnten Blutergüssen sollten Sie gleich zum Arzt gehen.



Ich habe Martin natürlich auch sofort untersucht, aber der Bauch war glücklicherweise „butterweich“ und überhaupt nicht schmerzhaft. Das, was ihm so weh tat, waren die untersten Rippen. Zum Glück waren sie nicht gebrochen, sondern nur leicht geprellt. Aber auch das kann ziemlich schmerzhaft sein. So verordnete ich Martin Schonung auf der Couch, 3 Tabletten Traumeel (ein homöopathisches Komplexmittel gegen Verletzungen jeder Art) im Abstand von 30 Minuten und schaltete den Fernseher an.



Bevor Sie sich jetzt fragen, wieso ich immer gegen das Fernsehen wettere (wie viele Beiträge über die negativen Auswirkungen des Fernsehkonsums habe ich in „Gesundheit & Erziehung für mein Kind“ schon geschrieben!) und dann mein Kind vor die Glotze setze: Bei Schmerzen aller Art ist Fernsehen (mal abgesehen von einem Schmerzmittel) eine der wirksamsten Behandlungsoption. Kinder sind dadurch so abgelenkt, dass es gleich gar nicht mehr so wehtut. Das haben Wissenschaftler sogar in Studien getestet!



Bevor Sie sich Sorgen machen: Martin ist schon wieder putzmunter, nur der Rippenbogen schmerzt noch etwas und auch die Lippe ist noch geschwollen (es sieht aus, als hätte er richtig Prügel bezogen).