Digital Natives: Wie Jugendliche heute lernen (sollten)
Die Frage „Nutzen oder schaden die modernen Medien den Schülern heute?“ wird sehr kontrovers diskutiert. Der ärztliche Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, Manfred Spitzer, versammelt eine Fanschar um sich, die eine „digitale Demenz“ prophezeit, wo hingegen etliche Neurowissenschaftler die Vorzüge der digitalen Medien hervorheben. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen diese Vor- und Nachteile aufzeigen sowie Eltern und Schülern Tipps geben, wie sie im Zeitalter der modernen Medien als „Digital Natives“ lernen sollten.
- Richtiger Umgang mit Medien
- So verändern moderne Medien das Gehirn von Jugendlichen
- Positive und negative Veränderungen im Gehirn eines pubertierenden „Digital Native“: ?
- Achtung: Zu viel Medienkonsum vermindert die Empathiefähigkeit! der Jugendlichen
- Die Mischung ist die beste Lösung für Jugendliche
- 3 Tipps für Eltern von Jugendlichen
- Und noch ein Zusatztipp: Achten Sie auf Bewegung und gesunde Ernährung!
Richtiger Umgang mit Medien
Als „Digital Natives" wird die heutige Generation bezeichnet, die mit Computer und Handy aufgewachsen ist. Deren Gehirne wurden bereits in einer besonders sensiblen Phase auf die elektronischen Medien eingestellt. Ihnen gegenüber stehen die „Digital Immigrants“, die Erwachsenen, die erst im späteren Alter den Umgang mit dem Computer erlernt haben.
In vergangenen Jahren hat sich die Hirnforschung sehr intensiv mit den Folgen der Mediennutzung und den damit verbundenen Veränderungen im menschlichen Gehirn beschäftigt. Hier einige sehr interessante Erkenntnisse dieser Forschung:
So verändern moderne Medien das Gehirn von Jugendlichen
Bei allen Tätigkeiten, die wir intensiv betreiben, verändert sich bei jeder Benutzung das Gehirn, oftmals sogar dauerhaft und länger. Das Gehirn wird so, wie man es benutzt! Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass ein bestimmter Bereich im Gehirn von 15-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren fast doppelt so groß geworden ist: nämlich der sensomotorische Bereich, der für die Regulation der Daumenbewegungen zuständig ist. So weist auch das Gehirn eines Menschen, der im Internet intensiv surft, bestimmte Unterschiede auf. Erstaunliches zeigt ein Experiment des Neurowissenschaftlers Gary Small: Er ließ bisherige „Nicht-Internetsurfer“ fünf Tage das Internet nach einem vorgegebenen Arbeitsplan benutzen. Diese kurze Trainingszeit reichte aus, das Gehirn-Aktivitätsmuster der Netz-Anfänger den Mustern erfahrener Internet-Nutzer anzugleichen. Das zeigt in beeindruckender Weise, wie anpassungsfähig das menschliche Gehirn ist – im Positiven wie auch im Negativen.
Positive und negative Veränderungen im Gehirn eines pubertierenden „Digital Native“: ?
Positiv:
- Die analytischen Fähigkeiten werden gesteigert. ?
- Die Leistung, mehrere Aufgaben gleichzeitig auszuführen, wird erhöht. ?
- Die Geschwindigkeit der Bildverarbeitung wird verbessert. ?
- Die Such- und Recherchegeschwindigkeit wird optimiert. ?
Negativ:
- Der Arbeitsspeicher im Gedächtnis wird durch Datenfluten überlastet, wodurch sich auch die Fehleranfälligkeit erhöhen kann.
- Die selektive Aufmerksamkeit, sich auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren, wird erschwert. ?
- Der Wunsch nach schneller Belohnung steigt, womit die Konzentrationsfähigkeit auf kürzere Zeiten eingestellt wird. ?
- Die Sprachkompetenzen und haptischen Fertigkeiten verkümmern. ?
- Die Empathiefähigkeit leidet.
Achtung: Zu viel Medienkonsum vermindert die Empathiefähigkeit! der Jugendlichen
Die Mediengewohnheiten der „Digital Natives“ drohen nicht nur unseren Alltag zu verändern, sondern auch unser Denken und möglicherweise unser Mitgefühl sowie unsere Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. „Wir brauchen einen realen Strom an Eingangssignalen von anderen Menschen, um die menschlichste aller Tätigkeiten – zu ergründen, was andere Menschen denken und fühlen – so gut wie möglich auszuführen. Das Internet hat sich hier in vielen Studien nicht als adäquater Ersatz erwiesen“, schreibt der Neurobiologe Prof. Dr. Martin Korte. Umso wichtiger ist es, dass Ihr Kind nicht nur über Handy, Smartphone, Facebook, WhatsApp & Co. virtuelle Kontakte pflegt, sondern sich auch real mit Freunden und anderen Menschen verabredet und kommuniziert.
Die Mischung ist die beste Lösung für Jugendliche
Wer viel weiß, lernt leichter hinzu. Wer sein Wissen ausschließlich via Internet bezieht und dieschnelle Recherche über Google oder Wikipedia betreibt, läuft Gefahr, dass die Lerninhalte nicht oder nur unzureichend im Gedächtnis abgespeichert werden. Das hat zur Folge, dass neues Wissen im Gedächtnis keine Anknüpfungsmöglichkeiten findet. Umso wichtiger ist es, dass Ihr Kind neben dem Suchen am Computer und im Internet weitere Lernstrategien verwendet, um das Wissen letztendlich auch in seinem Gedächtnis zu vernetzen.
3 Tipps für Eltern von Jugendlichen
Die digitalen Medien eröffnen Ihrem Kind jede Menge Möglichkeiten. Selbst aus dem Schulunterricht sind Google, YouTube & Co. kaum noch wegzudenken. Um letztendlich mehr von den Vor- als von den Nachteilen zu profitieren, sollten Eltern die folgenden drei Tipps beherzigen:
1. Kontrollieren Sie die Medienzeiten Ihres Teenagers!
So wie man von vielem Essen dick werden kann, ist es auch mit der Mediennutzung. Das richtige Maß ist entscheidend. Schränken Sie die Zeiten der Mediennutzung für Ihr Kind ein, und sorgen Sie dafür, dass der Medienmix (Computer, Tablet, Smartphone, iPod, Spielkonsolen) nicht überhand nimmt. Weniger ist auch hier oft mehr!
2. Achten Sie darauf, dass Ihr Teenager mehr in der realen als in der virtuellen Welt unterwegs ist!
Problematisch ist, wenn Ihr Kind sich fast ausschließlich mit den digitalen Medien beschäftigt und Schule, Lernen, Freunde, Hobbys, Sport etc. gänzlich vernachlässigt. Unter übermäßigem Medienkonsum werden zwangsläufig die Lernmotivation und die Konzentrationsfähigkeit leiden. Bedenken Sie auch, dass die Übergänge zur Mediensucht fließend sind. Um das zu vermeiden, sollten Sie als Eltern für entsprechenden Ausgleich sorgen. Verweigert Ihr Kind diese Angebote, ist das ein mögliches Zeichen für ein Suchtverhalten. In diesem Fall sollten sie sich professionelle Hilfe holen!
3. Unterstützen Sie Ihren Teenager bei der Suche und Recherche im Internet!
Oft surfen Schülerinnen und Schüler völlig ziellos im Netz und belasten so Ihr Gedächtnis mit einer unnötigen Datenflut. Helfen Sie Ihrem Kind,richtig und gezielt zu surfen. Das Ziel und die Suchstrategie sollten klar sein, bevor der Rechner angeschaltet wird. Zeigen Sie Ihrem Kind beispielsweise, wie es mit der Suchmaschine Google gezielter recherchieren kann.
Und noch ein Zusatztipp: Achten Sie auf Bewegung und gesunde Ernährung!
Ein Nachteil der modernen Medien ist, dass viele „Digital Natives“ immer mehr Zeit mit den modernen Medien verbringen und immer weniger Zeit für Bewegung oder Sport verwenden. Ihr Kind benötigt jedoch gerade in der Pubertät viel Bewegung als gesunden Ausgleich zum schulischen Lernen. Durch regelmäßige Bewegung werden in dieser Zeit wichtige hormonelle und immunologische Vorgänge im Körper positiv beeinflusst. Zudem wird die Sauerstoff- und Zuckerversorgung des Gehirns verbessert, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit Ihres Kindes steigt, und die Verarbeitung von Informationen im Gedächtnis gelingt besser. Das Gehirn Ihres Kindes profitiert von der besseren Durchblutung enorm. Die Zahl frischer Gehirnzellen erhöht sich, und die Aktivität der Zellen untereinander steigt. Das verbessert sowohl die Gedächtnisleistung als auch die Konzentrationsfähigkeit. Und ein weiterer positiver Nebeneffekt, gerade für Sie als Eltern pubertierender Kinder: Durch Bewegung und sportliche Betätigung schütten die Nervenzellen vermehrt Endorphine aus. Die Stimmung Ihres Kindes steigt,es wird fröhlicher …
Neben regelmäßiger Bewegung und sportlicher Betätigung wirkt sich auch die richtige Ernährung positiv auf die Entwicklung und das Lernen Ihres Kindes aus: Besonders wichtig in dieser Zeit sind Mikronährstoffe, wie Kalzium, Magnesium, Jod und Eisen. Diese Vitalstoffe werden laut Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von Jugendlichen in der Pubertät nicht ausreichend aufgenommen.