Hilfe, mein Sohn schaut Pornos!
Pornografie ist ein noch immer sehr umstrittener Teil der Pubertät. Aufgrund von Internet und Co. ist es heute fast unmöglich Teenagern den Zugang zu Pornos zu verbieten. Aber das muss auch nicht sein! Wie Sie richtig damit umgehen, was Sie beachten müssen und wie Sie am besten mit Ihrem Kind darüber sprechen, lesen Sie in diesem Artikel.
Pornografie-Konsum von Jugendlichen
An Pornografie scheiden sich bekanntlich die Geister: Viele finden es normal, sich gelegentlich Pornos anzusehen, andere wiederum empfinden sie als abstoßend. Fakt ist, dass Pornos im Zeitalter des Internets in allen nur erdenklichen Varianten und sogar kostenlos verbreitet werden – und jeder, der das möchte, findet auch Zugang dazu. Für Eltern stellt sich da natürlich die Frage: ?
- Was passiert, wenn mein Kind Pornos schaut? ?
- Muss und kann ich es davor schützen? ?
- Kann oder soll ich das verhindern? Und, wenn ja, wie?
Um es gleich zu sagen: Man wird es wohl kaum verhindern können, dass ein Jugendlicher irgendwann mal mit Pornos zu tun hat. Das liegt einerseits daran, dass der Zugang per PC oder Smartphone mittlerweile kein Problem mehr darstellt und ein Klick auf die entsprechenden Seiten ab einem gewissen Alter kaum zu unterbinden ist. Selbst wenn Sie zuhause den Familien-PC mit einer Kindersicherung versehen, bleiben Lücken bestehen, die ein cleverer Teenager rasch herausfindet. Oder er schaut sich die Sexfilme eben bei einem Freund an.
Sexualpädagogen halten es insofern für wenig hilfreich, wenn nicht sogar für nutzlos, einem Jugendlichen Pornos generell verbieten zu wollen. Allerdings ist es unumgänglich, mit Jugendlichen über Pornografie zu reden.
Wichtig ist vor allem, auf Folgendes hinzuweisen: ?
- Dass es sich bei Pornos nicht um ein Abbild echter, normaler Sexualität handelt, sondern dass diese Filme inszeniert und gespielt sind. Weder sind Männer im echten Leben immer "scharf" und "potent" noch Frauen ständig "willig" und "gefügig"! Im "echten Sex" geht es wie in "echten" Beziehungen immer um Gleichwertigkeit und gegenseitigen Respekt! ?
- Warnen Sie Ihr Kind davor, dass es auch Pornos gibt, die verstörend wirken können; denn leider sind z.B. auch Gewaltpornos etc. leicht im Internet zu finden. ?
- Bieten Sie Ihrem Kind an, dass es Ihnen unangenehme Erlebnisse im Internet erzählen kann – ohne Angst haben zu müssen, ausgeschimpft zu werden. Manchmal klicken Jungs aus purer Neugier etwas an und landen dann auf Seiten, auf die sie gar nicht wollten.
Hilfreich ist weiterhin, einem Jungen ein gutes Aufklärungsbuch zur Verfügung zu stellen, in dem viele seiner Fragen beantwortet werden.
Hilfe, Pornos! Warum viele Befürchtungen unbegründet sind
Wenn Sie sich Sorgen um Ihren Jugendlichen machen, weil er (vermutlich) Pornos ansieht, könnten einige Studienergebnisse Sie vielleicht etwas beruhigen. Auch wenn vieles noch unerforscht oder ungeklärt ist, so gibt es doch in einigen Punkten "Entwarnung". Denn Forscher haben herausgefunden, dass "von einer generellen Gefährdung durch Pornos nicht auszugehen ist. Weder haben Teenies heute früher Sex, noch treiben sie wildere Spiele als vor 15 Jahren".
- Befürchtung 1: "Pornos zeichnen ein falsches Frauenbild!" Das stimmt natürlich. Untersuchungsergebnisse zeigen aber, dass Jungen den fiktiven Charakter von Pornos durchaus von der Realität unterscheiden können. Übrigens: Pornos zeichnen auch ein falsches Männerbild. Den Mann, der "immer kann", gibt es genau so wenig wie die Frau, die "ständig will"!
- Befürchtung 2: "Pornos schüren falsche Vorstellungen von Sexualität!" Das ist ebenfalls nicht falsch. Aber auch hier gilt: Jungen können in der Regel gut zwischen Realität und "künstlicher Pornowelt" unterscheiden. Sie wissen, dass es sich um eine Fantasiewelt handelt, die es so nicht gibt. Im (sexuellen) Umgang mit einem Mädchen wissen sie sich sehr wohl "richtig" zu benehmen.
- Befürchtung 3: "Pornos untergraben die Werte von Liebe, Treue und Partnerschaft!" Das stimmt offensichtlich nicht. Liebesbeziehungen unter Jugendlichen werden heute überwiegend partnerschaftlich organisiert, sogar die Frage der Verhütung wird gemeinsam geklärt. Liebe, gegenseitiger Respekt, Zärtlichkeit, Verbindlichkeiten, Treue spielen in der jungen Liebe für beide Geschlechter eine zentrale Rolle – daran kann auch der Pornokonsum offensichtlich nichts ändern. Außerdem befürworten nahezu alle Jugendlichen die (serielle) Monogamie – auch Jungen, die Pornos schauen.
- Befürchtung 4: "Pornos verderben die Sexualität meines Sohnes!" Studien zeigen, dass sich Jugendliche nur solche Pornos ansehen, die zu ihren eigenen Bedürfnissen und Fantasien passen. Offensichtlich können die meisten Teenager den Pornokonsum gut regulieren und auf ein für sie "unschädliches" Maß begrenzen. Allerdings gibt es auch Anzeichen dafür, dass es immer mehr sex- und pornosüchtige Jugendliche gibt. Die Ursachen hierfür sind allerdings meistens psychischer Natur.
- Befürchtung 5: "Pornos machen gewaltbereit und einen Jungen zum potenziellen Vergewaltiger!" Diese Sorge ist unberechtigt – vor allem wenn Ihr Sohn ein stabiles Selbstwertgefühl hat und sich geliebt fühlt. Jugendliche, die unter schweren Bedingungen groß werden und selbst viel Gewalt erlebt haben, werden eher gewalttätig: mit oder ohne Pornos.
- Befürchtung 6: "Pornos verführen Jugendliche zu verfrühtem Sex!" Nein. Studien belegen, dass Jugendliche in der Regel ihren ersten gemeinsamen, heterosexuellen Sex nicht früher haben als noch vor 20 Jahren. Im Durchschnitt sind sie dann 16 bis 17 Jahre alt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wie Sie richtig auf die Sexualität Ihres Teenagers eingehen! |
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Wenn Sie herausfinden, dass Ihr Teenager Pornos schaut, machen Sie sich klar, dass er nicht krank oder pervers ist, sondern neugierig und auf der Suche nach "seiner Sexualität". Pornografie ist ein Mittel, sich und seine eigene Sexualität zu entdecken. Oft lässt das Interesse an Pornografie übrigens mit der Zeit nach. |