Smartphone: Konzentrations-killer Nummer 1
Der verantwortungsvolle Umgang mit den neuen Medien unserer Zeit gehört wohl mit zur anspruchsvollsten Herausausforderung, die Jugendliche (und auch viele Erwachsene!) meistern müssen. Die Verlockung ist groß und der Spaß beim Spielen oder Chatten offensichtlich. Genauso offen liegen mittlerweile aber auch die Probleme und Gefahren, die Internet, Spielkonsole und Smartphone mit sich bringen.
DimaBerlin
Konzentration
Ein nicht zu übersehendes Problem ist dabei der oft negative Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und Konzentrationsfähigkeit. Leider werden viele Eltern, Lehrer, aber auch Jugendliche selbst erst dann „hellhörig“, wenn die Konzentrationsschwierigkeiten bereits zu ernsthaften Lernschwierigkeiten geworden sind. Im folgenden Beitrag möchten wir Sie über diese Zusammenhänge informieren und Mut machen für einen kontrollierten Umgang mit dem Smartphone Es muss ja nicht gleich um akute Spielsucht oder schlimmstes Cybermobbing gehen. Doch ohne „Risiken und Nebenwirkungen“ scheinen viele Jugendlichen ihr Smartphone nicht mehr nutzen zu können. Lauteiner aktuellen repräsentativen Studie aus dem Jahr 2015, die im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW durchgeführt wurde, haben Medienforscher 500 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren sowie deren Eltern befragt – mit folgenden Ergebnissen:„Risiken und Nebenwirkungen“ der Handy-Nutzung bei Kindern und Jugendlichen
Annähernd jeder 10. Smartphone-Besitzer im Alter von 8 bis 14 Jahren (8 Prozent) gilt mittlerweile als suchtgefährdet. Interessant ist aber, dass sich im Rahmen der Studie viele der befragten Schüler dennoch sehr selbstkritisch über ihren Umgang mit dem Smartphone äußern:- 48 Prozent sagen, dass sie durch ihr Handy abgelenkt werden, z.B. bei den Hausaufgaben.
- 43 Prozent meinen, dass sie unüberlegt persönliche Daten per Handy offenlegen.
- 24 Prozent fühlen sich durch ständige Kommunikation über Messenger-Dienste wie zum Beispiel WhatsApp gestresst und abgelenkt.
- 21 Prozent geben große schulische Probleme durch starke Handy-Nutzung zu.
- 21 Prozent sind mit ihrem Smartphone bereits auf nicht jugendfreien Seiten gelandet.
- 20 Prozent haben über ihr Handy Gewaltvideos und
- 19 Prozent Videos mit entwürdigenden Inhalten bekommen und gesehen.
- 15 Prozent bemängeln den Verlust echter Kontakte zu Freunden.
- 11 Prozent sind bereits Opfer digitaler Attacken wie Ausgrenzung aus WhatsApp-Gruppen oder Mobbing geworden.
Wie das Smartphone das Konzentrationsvermögen Ihres Kindes beeinflusst
Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage haben 92 Prozent der Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren ein eigenes Handy oder Smartphone. Bereits 85 Prozent der 12-Jährigen nutzen ein Smartphone. Die damit verbundenen Probleme und Gefahren betreffen somit beinahe alle Jugendlichen in Deutschland, die noch zur Schule gehen oder sich in einer anderen Ausbildungssituation befinden. Lernen sollte in diesen Jahren eine wichtige Aufgabe sein, die aber offensichtlich zunehmend durch die Smartphone-Nutzung gestört wird. Aber warum ist das so und wie genau beeinflusst der Gebrauch eines Smartphones die Konzentrationsleistung Ihres pubertierenden Kindes?Willkommene Ablenkung und Spaß
Zunächst steht bei der Nutzung eines Smartphones schlicht der Spaß im Vordergrund. Lernen für die Schule gehört für die meisten Pubertierenden nicht zu den Lieblingsaufgaben .Der Griff zum Handy ist da eine willkommene Ablenkung, die ja auch prima funktioniert. So lange Ihr Kind mit seinen Freunden chattet, zockt oder bei YouTube Videos anschaut, denkt es nicht an die lästigen Schulaufgaben. Doch genau dieser Mechanismus birgt auch Suchtgefahr.Das Belohnungssystem im Kopf wird aktiviert
So beschreibt der amerikanische Neurowissenschaftler Daniel Levitin in seinem Buch „The Organized Mind“, dass neu ankommende Reize im Gehirn zu einer Dopamin-Ausschüttung führen. Dopamin sorgt im Belohnungssystem des Gehirns dazu, dass sich der betreffende Mensch gut fühlt. Ausgeschüttet wird Dopamin beim Sport, beim Sex, durch Drogen – und eben auch durch kleine Impulse, die zum Beispiel via Smartphone empfangen werden. Jeder Signalton für eine WhatsApp-Nachricht oder jeder neue Facebook-Like führt bei Ihrem Kind zu einer Dopamin-Ausschüttung und damit, laut Levitin, zu dem Effekt, dass es dafür belohnt wird, sich nicht mehr auf eine Sache zu konzentrieren. Die Folge: Ihr Kind sucht nach immer mehr Anreizen von außen in kürzerer Zeit und greift so immer häufiger zum Smartphone. Im Gehirn stellt sich dieser Vorgang folgendermaßen dar: Der präfrontale Kortex ist ein Steuerzentrum des Gehirns, das äußere Impulse bewertet und für angemessene Reaktionen sorgt. Auf diese Weise kann die Wahrnehmung von Ablenkungen gemindert und die Konzentration für längere Zeit (durch Training auch sehr lange!) aufrechterhalten werden. Der geschilderte Belohnungseffekt durch das Glückshormon Dopamin – veranlasst durch das limbische System – führt dazu, dass der präfrontale Kortex weniger aktiv ist. Die Wahrnehmung von Ablenkungen wird nun nicht mehr gedämpft, sondern ist sogar erwünscht. Die Konzentration auf eine Sache, zum Beispiel eine Lernaufgabe, ist so kaum mehr möglich.Mehr zum Thema
Mehr zum Thema Medien