Trennung: Wie sagt man es dem Kind?
Eine Trennung oder Scheidung betrifft nicht nur das Ehepaar, sondern alle Familienmitglieder. Die Trennung den Kindern mitzuteilen ist eine sehr schwierige Aufgabe und kommt beiden Eltern gemeinsam zu. Lesen Sie hier, worauf Sie beim Gespräch mit dem Nachwuchs achten sollten.
Wenn Eltern sich trennen oder scheiden lassen
Gerade noch liegen sich Paul und Maria in den Haaren. Jetzt haben sie es ausgesprochen das unheilvolle Wort, das schon seit Wochen in der Luft liegt: Scheidung.
Maria schaut Paul an, der starrt zurück. Da ist keine Liebe mehr im Blick. Erschrecken vielleicht, Unbeugsamkeit und Endgültigkeit. Ja, jetzt ist es endgültig: Paul und Maria werden sich scheiden lassen.
Doch sie sind nicht allein, da gibt es Jan, ihren Sohn. Eine Scheidung betrifft auch das gemeinsame Kind. Wann werden sie es ihm sagen? Wer soll es sagen? Und vor allem wie sollte man das Unvorstellbare in Worte fassen?
Das wird schwierig, wissen beide. Schließlich können sie es selber kaum glauben, dass sie sich wirklich scheiden lassen wollen. Die Konsequenzen können sie sich auch nicht wirklich vorstellen.
Doch sie wissen: Nachdem sie jetzt den Entschluss gefasst haben, kommen sie nicht darum herum, diesen ihrem Sohn mitzuteilen.
So wie Paul und Maria geht es vielen Paaren. Den meisten graut es davor, diesen folgenschweren Entschluss dem eigenen Kind mitzuteilen.
Trennung: Wie Eltern gemeinsam mit dem Kind reden können
Zunächst einmal ist es wichtig, dass beim Gespräch mit ihrem Nachwuchs beide Eltern gemeinsam anwesend sind. Führen Sie dabei keine zwanghafte Situation herbei. Überlegen Sie schon vorher genau, was Sie Ihrem Kind mitteilen möchten.
Eine Scheidung ist dramatisch genug. Die umfangreichen Konsequenzen daraus werden Ihrem Kind durch ein erstes Gespräch keinesfalls klar werden. Deshalb können Sie das Gespräch durchaus in einer lockeren Atmosphäre führen.
Versuchen Sie die eigene Anspannung so gut es geht abzuschütteln. Erklären Sie Ihrem Kind, dass sich die Lebensumstände demnächst ändern werden. Erzählen Sie ihm, was sich genau ändert. Wenn Sie das Gespräch führen, ohne sich mit dem Partner zu streiten, können Sie Ihrem Sprössling damit vermitteln, dass Sie weiterhin eine Familie bleiben. Denn darauf kommt es letztlich an: Ihrem Kind zu vermitteln, dass es nach wie vor beide Elternteile hat. Vermeiden Sie deshalb gegenseitige Beschuldigungen. Auch wenn Sie sonst nur noch schwer mit Ihrem Partner reden können, dieses Mal jedoch sollten Sie jeglichem Streit aus dem Weg gehen.
Wenn der Partner schon weiß, wohin er zieht, kann er davon erzählen und dass der Sohn, oder die Tochter ihn dort besuchen darf. Falls der Nachwuchs in der neuen Wohnung ein eigenes Zimmer bekommt, darf er dieses vielleicht mit einrichten. Das kann schon mit geplant werden. Erklären Sie Ihrem Kind, dass sich sein Lebensumfeld ändert, ja dass es sich in gewisser Weise auch erweitert, denn es wird künftig in zwei Wohnungen wohnen. Das kann für das Kind auch ein spannender Aspekt sein.
Wie Kinder auf Trennungen reagieren
Natürlich wird Ihre Tochter, oder Ihr Sohn viele Ängste haben. Je nach Alter mehr oder weniger. Kleinere Kinder werden die Veränderungen nicht wirklich verstehen. Für größere Kinder ist das Wort „Scheidung“ ein Reizwort, das zu unvorhergesehenen Reaktionen führen kann. Schon allein deshalb, weil Ihr Nachwuchs diese Situation von anderen Kindern, oder zumindest aus den Medien kennt und von daher sehr negativ behaftet ist.
Sollte Ihr Kind mit plötzlicher Aggressivität reagieren und in seinem Zimmer verschwinden, so lassen Sie das zu. Setzen Sie das Gespräch fort, wenn sich Ihr Sohn, oder Ihre Tochter wieder beruhigt hat.
Fragen zur Trennung ehrlich beantworten
Ältere Kinder befürchten möglicherweise, dass ihre Eltern einen neuen Partner haben. Natürlich macht ihnen diese Vorstellung Angst. Falls eine solche Frage auftaucht, beantworten Sie diese wahrheitsgemäß. Das Verschweigen eines eventuellen Partners macht die Situation nur noch schlimmer. Erklären Sie Ihrem Kind auch, wie Sie sich die Einbindung des neuen Partners in die „Patchwork-Familie“ vorstellen. Ihr Kind ist vor allem deshalb so sehr an der Antwort interessiert, weil die eigene Stellung davon unmittelbar betroffen ist. Vor allem, wenn dieser Partner auch noch eigene Kinder mitbringt.
Manche Kinder fühlen sich schuldig an der Scheidung der Eltern. Sie projizieren die Gründe für die Streitigkeiten ihrer Eltern auf sich selbst. Meist kommt für die Kinder eine Scheidung keineswegs so überraschend wie Eltern glauben. Sie wissen, dass die Eltern oft streiten und machen sich aber selbst für diese Streitereien verantwortlich.
Möglicherweise wird im Gespräch deutlich, dass das Kind genau das denkt. In diesem Fall sollten die Eltern ihrem Nachwuchs klar machen, dass die Meinungsverschiedenheiten der Eltern nichts mit dem Kind zu tun haben.
Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie immer die Eltern bleiben, auch wenn Sie kein Paar mehr sein möchten und von nun an in zwei verschiedenen Wohnungen leben werden.