Wie „gute“ Bakterien die Abwehrkräfte von Kindern stärken
Wussten Sie, dass sich fast 70 Prozent unserer Immunzellen im Darm befinden? Das macht deutlich, wie wichtig der Darm für ein gut funktionierendes Immunsystem ist. Deshalb können probiotische Produkte die Abwehrkräfte Ihres Kindes stärken und sogar Allergien vorbeugen.
- Immunsystem stärken
- Welche Bakterien sind die „Guten“, die die Abwehrkräfte Ihres Kindes stärken?
- Bei Allergikern ist die Anzahl der Abwehrkräfte im Darm kleiner.
- Auch normaler Jogurt schützt den Darm und stärkt die Abwehrkräfte Ihres Kindes
- Was können die verschiedenen probiotischen Bakterienkulturen bei Ihrem Kind tun?
Immunsystem stärken
Der Darm ist von Milliarden Bakterien besiedelt, die als so genannte Darmflora die gesamte Schleimhaut auskleiden. Die gesunde Darmflora erfüllt vielfältige Aufgaben: Sie verhindert, dass sich krank machende Keime ansiedeln können, da die Darmschleimhaut bereits von unschädlichen Bakterien „besetzt“ ist. Durchfallerreger und krank machende Pilze werden so in Schach gehalten. Ungefährliche Darmbakterien sind Trainingspartner des Immunsystems. Sie werden als „fremd“ erkannt und regen so das Immunsystem an. Daraus erklärt sich die abwehrsteigernde Wirkung einer gesunden Darmflora. Die gesunde Darmflora bildet kurzkettige Fettsäuren, die die Ernährung der Darmschleimhaut im Dickdarm verbessern (40 Prozent des Energiebedarfs der Zellen werden dadurch gedeckt!), aber auch die Darmbewegungen anregen und so Verstopfungen vorbeugen. Manche Darmbakterien (Bifidobakterien, Escherichia coli) produzieren Vitamine. Es handelt sich um Vitamine der BGruppe und auch Vitamin K (wichtig für die Blutgerinnung).
Welche Bakterien sind die „Guten“, die die Abwehrkräfte Ihres Kindes stärken?
Im Dickdarm tummeln sich bis zu 500 verschiedene Bakterienarten, doch nicht alle sind erwünscht. Schützende Eigenschaften haben insbesondere Bakterienarten, die zur so genannten Säuerungsflora gehören:
Laktobazillen wachsen im Dünn- und im Dickdarm. Sie ernähren sich hauptsächlich von Kohlenhydraten (überwiegend Ballaststoffen), die für den Menschen nicht verdaulich sind. Dabei produzieren sie Milchsäure und säuern das Milieu im Darm an. Sie tragen wesentlich dazu bei, unerwünschte Keime am Wachstum zu hindern.
Bifidobakterien sind überwiegend im Dickdarm zu finden und bilden hier, neben einer weiteren Darmbakterienart, den zahlenmäßig größten Anteil der Darmflora. Bifidobakterien machen beim gestillten Säugling den Hauptteil der Darmflora aus und werden durch Inhaltsstoffe der Muttermilch in ihrem Wachstum gezielt gefördert. Sie sind durch ihre zahlenmäßige „Übermacht“ besonders wichtig für die Unterdrückung krank machender Keime.Wie die Laktobazillen ernähren sie sich ausschließlich von Kohlenhydraten und säuern dabei den Darminhalt an. Daher haben Stillkinder auch den typischen aromatisch-säuerlich riechenden Muttermilchstuhl.
Escherichia (E.) coli zählt zwar nicht zur Säuerungsflora, dient den Immunzellen im Darm aber als wichtiger Sparringspartner“. E. coli bewohnt den Dickdarm, ist aber weit weniger häufig als die beiden zuvor genannten Bakterienarten. Diese Bakterienart wirkt stärker immunogen als die beiden erstgenannten, da seine Zellwand vom Immunsystem deutlicher als „fremd“ erkannt wird. Das bedeutet, dass das darmeigene Immunsystem stärker angeregt wird und dadurch die Abwehrkräfte gesteigert werden.
Bei Allergikern ist die Anzahl der Abwehrkräfte im Darm kleiner.
Da Sie nun wissen, wie wichtig eine gesunde Darmflora für das Immunsystem ist, wird es Sie wenig verwundern zu erfahren, dass bei allergischen Erkrankungen, bei denen ja eine Störung des Immunsystems vorliegt, fast immer die Darmflora gestört ist. Laktobazillen und Bifidobakterien sind im Darm von Allergikern (insbesondere Kindern mit Neurodermitis) typischerweise vermindert. Auch E. coli-Bakterien sind nicht selten in zu geringer Anzahl vorhanden. Dafür können sich oft Fremdkeime breit machen, die nicht erwünscht sind (z. B.Hefepilze). Gleichzeitig wird die nicht mehr durch „gute“ Darmbakterien geschützte Darmwand durchlässiger für verschiedene Schadstoffe, darunter Keime und auch Allergieauslöser (z. B. aus der Nahrung). Bei Allergikern ist nicht nur die Darmflora gestört, sondern es wird auch zu wenig sekretorisches Immunglobulin A (sIgA) gebildet, sodass sich leichter neue Allergien entwickeln. Denn dieses fängt nicht nur Krankheitserreger ab, sondern auch Allergieauslöser. Es ist typischerweise auch bei erhöhter Infektanfälligkeit vermindert, denn hier ist die Darmbarriere gegenüber eindringenden Keimen ebenfalls gestört. Kleine Allergiker, die meist auch recht infektanfällig sind, profitieren besonders von darmstabilisierenden Maßnahmen wie etwa probiotischen Produkten.
Auch normaler Jogurt schützt den Darm und stärkt die Abwehrkräfte Ihres Kindes
Unsere Ernährung hat großen Einfluss auf die Darmflora. Sicher haben Sie bereits geahnt, dass eine vollwertige Ernährung mit wenig Zucker und Weißmehlprodukten (Toast, „normale“ Nudeln), viel frischem Obst und Gemüse sowie unter häufiger Verwendung von Vollkornprodukten das Wachstum der erwünschten Bakterien fördert. Besonders günstig ist milchsauer vergorenes Gemüse wie z. B. Sauerkraut, da es neben dem beträchtlichen Vitamingehalt auch eine große Zahl lebender Milchsäurebakterien (Laktobazillen, Bifidobakterien) enthält, die genauso positiv auf den Darm wirken wie Sauermilchprodukte (z. B. Jogurt, Kefir, Quark). Es muss jedoch nicht unbedingt ein probiotischer Jogurt sein. Auch „normaler“ Jogurt wirkt sich positiv auf die Darmflora aus, insbesondere wenn er lebende Bakterienkulturen ent- hält, also nach Zugabe der Bakterien nicht mehr erhitzt wurde, wie das heute allgemein üblich ist. Die zur Jogurtherstellung verwendete Milch muss allerdings immer (auch bei der Selbstherstellung von Jogurt) erhitzt werden, um unerwünschte Keime sicher abzutöten!
Probiotischer Jogurt kann tatsächlich die Infekthäufigkeit senken, wie in Studien nachgewiesen wurde. Doch dazu sollte Ihr Kind täglich eine Portion davon essen. Weil diese Jogurts einen besonders milden Geschmack haben, werden sie von den Kleinen auch gerne gegessen.
Was können die verschiedenen probiotischen Bakterienkulturen bei Ihrem Kind tun?
Probiotische Produkte haben einen Vorteil: Ihre positiven gesundheitlichen Effekte wurden in großen Studien belegt und sie enthalten in der Regel deutlich mehr „gute“ Bakterien als normale Jogurts. Die Tatsache, dass probiotische Bakterienkulturen die Passage durch das saure Milieu im Magen wesentlich besser überstehen und zu einem höheren Prozentsatz lebend im Darm ankommen, scheint hingegen weniger bedeutsam:
Erstens steht den probiotischen Keimen – selbst wenn ein Jogurt sehr viele davon enthält – eine riesige Übermacht an Darmbakterien gegenüber, sodass auf ein probiotisches Jogurt-Bakterium mindestens 100.000 Darmbakterien kommen.
Zweitens bringen auch mikrobiologische Präparate aus abgetöteten Bakterien oder gar nur Bakterienbestandteilen bei Infektanfälligkeit und allergischen Erkrankungen gute Resultate. Lebende Bakterien sind also nicht zwingend erforderlich, um das Immunsystem des Darmes umzustimmen und wieder ins Lot zu bringen!
Abwehrkräfte stärken bei Ihrem Kind-Mein Tipp |
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Um die größtmögliche positive Wirkung durch probiotische Nahrungsmittel zu erzielen, sollten Sie Ihrem Kind das entsprechende Nahrungsmittel täglich geben. Je nach der enthaltenen Keimzahl sind bei Jogurts zur Vorbeugung meist ein Fläschchen oder 100 Gramm ausreichend, bei Säuglingsmilch etwa 250 Milliliter täglich. Bleiben Sie bei einer Jogurtsorte, denn es ist nicht bekannt, ob die positiven Wirkungen auch durch den Verzehr wechselnder Bakterienstämme gegeben sind. Da die Keimzahl vom Kauf bis zum angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum leicht, aber stetig abnimmt, sollten Sie Jogurts nicht in größerer Menge kaufen, sondern lieber frisch verzehren. |