Kinder-Diabetes Vorbeugen und erkennen ob Ihr Kind gefaehrdet ist
Ständiger Durst, wiederkehrende Bauchschmerzen und auch verminderte Leistungsfähigkeit können erste Anzeichen eines Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) sein. Viele Eltern fürchten sich vor solch einer Diagnose. Doch durch rechtzeitiges Erkennen und eine konsequente Therapie lassen sich die Gefahren für Ihr Kind verringern.
- Diabetes vorbeugen und erkennen
- Typ-1-Diabetes
- Typ-2-Diabetes
- Wie kommt es zu Diabetes?
- Diese Symptome deuten auf Diabetes hin
- Bei folgenden Alarmsignalen müssen Sie unbedingt sofort einen Arzt aufsuchen
- Eine Diagnose beim Arzt verschafft Klarheit
- So geht es weiter – die richtige Therapie für Ihr Kind
Diabetes vorbeugen und erkennen
Als Diabetes mellitus bezeichnet man eine chronische Störung des Stoffwechsels, bei der die Konzentration des Blutzuckers zeitweise oder auch ständig über dem Normalwert liegt. Es werden zwei Diabetes- Formen, Typ-1- und Typ-2- Diabetes, unterschieden.
Typ-1-Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes kommt es zu autoimmunologischen Prozessen. Das heißt, das Immunsystem bildet aus unbekanntem Grund Antikörper gegen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Dadurch entzünden sich diese und werden über einen Zeitraum von mehreren Monaten bzw. Jahren unwiderruflich zerstört, es wird kein Insulin mehr produziert. Die Glukosekonzentration im Blut bleibt anhaltend erhöht, und der Zucker wird verstärkt über den Urin ausgeschieden. Obwohl nur etwa jeder zehnte Diabetes-Patient am Typ-1-Diabetes leidet, ist er trotzdem die häufigste Stoffwechselerkrankung, die im Kindesund Jugendalter „ausbricht“. So sind laut Schätzungen in Deutschland 30.500 Kinder und Jugendliche (bis zu 19 Jahre) betroffen. Jährlich erkranken etwa 2.300 Kinder neu daran. Bis 2026 gehen Experten von einer Verdoppelung der Prävalenz (Häufigkeit der Krankheit in der Bevölkerung) aus. Typ-1-Diabetes ist derzeit noch nicht heilbar.
Typ-2-Diabetes
Der Typ-2-Diabetes ist mit 90 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen (einschließlich der Erwachsenen) wesentlich verbreiteter. Es handelt sich dabei um einen relativen Mangel an Insulin. Das heißt, in der Bauchspeicheldrüse wird Insulin gebildet, aber die Zellen können es nicht weiterverarbeiten. Typ-2-Diabetes war bislang als „Altersdiabetes“ bekannt, da er häufig erst nach dem 40. Lebensjahr beginnt. Doch gab es bei Jugendlichen in den letzten zehn Jahren eine Verfünffachung der Neuerkrankungen. Derzeit erkranken etwa 200 Kinder im Alter von 12 bis 19 Jahren jährlich an Diabetes Typ 2. Als Ursache dafür geben Ärzte Bewegungsmangel und Übergewicht an.
Wie kommt es zu Diabetes?
1. Typ-1-Diabetes
Die Ursache des Typ-1-Diabetes ist bis heute nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler sind sich aber sicher, dass erbliche Veranlagung eine bedeutende Rolle spielt: 10 bis 15 Prozent aller Typ-1-Diabetiker unter 15 Jahren haben Verwandte ersten Grades mit Diabetes. Bei Kindern erkrankter Väter entwickelt sich dreimal so häufig ein Typ-1-Diabetes wie bei Kindern diabetischer Mütter.
Wichtige Info: Es ist bekannt, dass gewisse Virusinfektionen die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse schädigen können. Als Auslöser kommen verschiedene Viren infrage, insbesondere Masern, Mumps und Röteln. Studienergebnisse geben zudem Hinweise darauf, dass eine kurze Stilldauer (weniger als drei Monate) unter gleichzeitiger Gabe von Kuhmilch und glutenhaltigem Getreide das Risiko für einen späteren Diabetes mellitus bei erblich vorbelasteten Babys erhöht.
2. Typ-2-Diabetes
Leidet ein Elternteil unter Diabetes, hat dessen Kind ein 15- bis 25-prozentiges Risiko, in seinem Leben Diabetes zu bekommen; bei einer Erkrankung beider Elternteile steigt es sogar auf 70 Prozent. Neben einer erblichen Veranlagung gelten Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel als hauptsächliche Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes.
Diese Symptome deuten auf Diabetes hin
Diabetes tut nicht weh. Nahezu unbemerkt fängt das Immunsystem an, die Bauchspeicheldrüse zu attackieren. Doch irgendwann zeigen sich plötzlich die ersten Anzeichen des Schadens: Das Kind hat ständig Durst und muss immer wieder zur Toilette. Denn der Überschuss an Zucker im Blut entzieht dem Körper Wasser – je süßer das Blut, umso mehr Urin scheiden die Nieren aus.
Was noch hinzukommt: Die Zellen im Körper, vor allem die Muskeln, verlangen dagegen nach dem energiereichen Treibstoff. Doch ohne Insulin können sie den Zucker nicht nutzen. Den resultierenden Energiemangel merken Sie den Kindern schnell an: Die Kleinen werden müde, schlapp und lustlos. Selbst für ihre Lieblingsaktivitäten wie Ballett, Fußballspielen oder die Gymnastikgruppe bleibt immer weniger Kraft.
- Wichtige Info: Riecht der Atem nach Nagellack, fehlt dem Körper Insulin.
Möglicherweise nimmt Ihr Kind ohne erkennbaren Grund ab: Seine Muskeln versuchen dann auf anderem Weg, an Energie zu kommen. Die ziehen sie aus den Fettreserven. Wandelt der Körper Fett in Energie um, entsteht ein saures Abbauprodukt, das Aceton. Es übersäuert das Blut und wird vom Körper über den Urin und die Atemluft ausgeschieden. Der Atem Ihres Kindes riecht dann nach fauligem Obst oder Nagellack.
Bei folgenden Alarmsignalen müssen Sie unbedingt sofort einen Arzt aufsuchen
Es besteht die Gefahr eines diabetischen Komas(!):
- erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten
- großer, nicht nachlassender Durst, der zu einer Flüssigkeitszufuhr von mehreren Litern pro Tag führt
- Gewichtsverlust trotz Heißhungers und verstärkter Nahrungsaufnahme (tritt nur bei Typ-1-Diabetes auf)
- verstärkter Harndrang mit großen Mengen Urin, die Kinder wachen nachts davon auf oder nässen ein
- Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, schnelle Gereiztheit
- Nachlassen der körperlichen und geistigen Konzentrationsfähigkeit, Erschöpfungszustände (bei Typ-1- Diabetes)
- Bauchschmerzen
- Sehstörungen
- trockene Haut
Eine Diagnose beim Arzt verschafft Klarheit
Ob Ihr Kind Diabetes Typ-1 hat, kann der Arzt mithilfe eines Blutzuckertests ermitteln. Dazu piekst er mit einer Nadel in die Fingerkuppe oder das Ohrläppchen, um einen Tropfen Blut zu bekommen. Den tupft er auf ein Stäbchen, das er anschließend in ein elektronisches Messgerät schiebt. Sekunden später steht das Ergebnis fest.
Es gibt verschiedene Grenzwerte, die der Zuckergehalt im Blut nicht überschreiten sollte. Welcher Wert gilt, hängt davon ab, ob Ihrem Kind nüchtern Blut abgenommen wird oder ob es schon etwas gegessen hat.
Ihr Kind leidet wahrscheinlich an Diabetes, wenn …
- der Wert zu einem beliebigen Zeitpunkt über 11 Millimol pro Liter liegt,
- die Blutglukose vor dem Frühstück, also nüchtern, einen Wert von 7 Millimol pro Liter übersteigt,
- der HbA1c-Wert (auch „Langzeit-Blutzucker“) 48 Millimol pro Liter (6,5 Prozent) erreicht oder überschreitet.
Ist mein Kind gefährdet? Sind Sie selbst oder andere Familienmitglieder zuckerkrank, kann der Arzt bei Ihrem Kind einen speziellen Test machen. Damit findet er heraus, ob Ihr Kind in den nächsten Jahren auch Diabetes bekommen wird. Denn das Immunsystem eines Menschen mit Diabetes Typ 1 produziert einen typischen körpereigenen Abwehrstoff, einen Antikörper namens GAD-II-AK, der anzeigt, dass die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angegriffen werden. Antikörper sind schon Jahre zuvor im Blut, ohne dass Ihr Kind etwas von der Krankheit bemerkt.
So geht es weiter – die richtige Therapie für Ihr Kind
Die Körperzellen Ihres Kindes brauchen den Zucker, trotzdem sollten im Blut keine allzu großen Mengen davon enthalten sein. Weil der Körper aber kein Insulin mehr produziert, muss dieses Hormon mit einer Spritze zugeführt werden. Das funktioniert am besten in das Fettgewebe am Bauch oder am Oberschenkel. Ihr Kind kann – wie Erwachsene auch – zwischen drei verschiedenen Möglichkeiten wählen, das Insulin in den Körper zu bringen:
- zweimal am Tag Insulin spritzen, aber nicht zwischendurch naschen
- fünfmal täglich spritzen; dann ist Naschen zwischendurch erlaubt,
es muss aber zusätzlich Insulin gespritzt werden - gar nicht spritzen, sondern eine Insulin pumpe tragen
Bei der herkömmlichen Therapie muss sich Ihr Kind jeden Tag vor dem Frühstück und vor dem Abendbrot Insulin spritzen. Die festen Injektionszeiten bedeuten, dass Ihr Kind regelmäßig festgelegte Mengen essen muss.
Wichtige Info: Die Insulinpumpe, vor einigen Jahren noch nicht sehr verbreitet, wird inzwischen immer häufiger eingesetzt. Dieses kleine Gerät ist per Schlauch und Kanüle mit dem Körper Ihres Kindes fest verbunden. Mehrere hundert Mal am Tag und in der Nacht gibt es kleine Insulinmengen ab. So wird das Insulin ersetzt, das der Körper auch ohne Mahlzeiten benötigt. Informationen finden Sie auch unter www.accu-chek.de.
Am besten, Sie kontrollieren den Blutzuckerwert Ihres Kindes regelmäßig, und zwar
- vor jeder Insulingabe,
- bevor es zum Sport geht,
- wenn es sich unwohl fühlt oder besonders unruhig ist,
- bevor es ins Bett geht.
Das nötige Wissen in Diabetes-Schulungen erlernen
Von einem zuckerkranken Kind wird etwas verlangt, was selbst Erwachsene oft nicht aufbringen: Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Voraussetzung ist, dass Ihr Kind weiß, was es mit der Krankheit auf sich hat und wie es damit umgehen kann. Dieses Handwerk erlernt das Kind in speziellen Schulungen.
Hilfreiche Adressen:
- Deutsche Diabetes Gesellschaft
Tel.: 030/31 16 9370
Internet: www.ddg.info - Deutscher Diabetiker Bund e. V.
Tel.: 030/420 8249 80
Internet: www.diabetikerbund.de - Bund diabetischer Kinder und Jugendlicher e.V.
Tel.: 0631/7 64 88
Internet: www.bund-diabetischer-kinder.de - Deutsche Diabetes-Stiftung(DDS)
Tel.: 089/57 9579-0
E-Mail: info(at)diabetesstiftung.de
Internet: http://diabetesstiftung.de