Akupressur bei Kindern: Die 10 wichtigsten Druckpunkte

Angst vor Klassenarbeiten, Kopfschmerzen nach der Schule, häufige Erkältungen oder Übelkeit beim Autofahren: Durch sanften Druck auf bestimmte Punkte lassen sich diese Beschwerden lindern. Halten Sie das für möglich? In unserem westlich geprägten Denken ist es eine ungewöhnliche Vorstellung, Beschwerden ohne Medikamente nur durch Berührung zu lindern oder zu heilen. In der ostasiatischen Medizin sind solche Verfahren aber sehr gebräuchlich - die Akupressur ist eines davon. Lesen Sie hier, wie Sie die Technik des sanften Drückens leicht sowie ohne medizinische Vorkenntnisse erlernen können und welche wichtigen Akupressurpunkte Sie hierfür kennen sollten. 

Inhaltsverzeichnis

Akupressur zur Heilung

Die jahrtausendealte Akupressur ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und mit der Akupunktur vergleichbar. Es werden jedoch keine Nadeln verwendet, sondern mit den Fingerspitzen oder dem Daumen Druck auf bestimmte Stellen des Körpers ausgeübt. Die Akupressur beruht auf der Annahme, dass eine Energie (Ki oder Chi, Aussprache „Tschi“) durch ein Netz unsichtbarer Kanäle durch den Körper fließt. Diese Leitbahnen, die „Meridiane“, verbinden alle Körperteile, sodass der Körper ein ganzheitliches Energiesystem bildet. Die zwölf Hauptmeridiane sind jeweils einem Organsystem zugeordnet und nach ihm benannt, z. B. Magenmeridian (Ma), Blasenmeridian (Bl) oder Dickdarmmeridian (Di).

Jeder Akupressurpunkt hat eine bestimmte Wirkung auf Geist und Körper Ist der Energiefluss in den Meridianen blockiert, zu schwach oder übermäßig stark, kann sich das in körperlichen oder seelischen Beschwerden wie Schmerzen, Angst oder Erschöpfung äußern. Durch Druck auf bestimmte Punkte auf den Meridianen wird die Energie, das Chi, wieder ins Gleichgewicht gebracht, und die Selbstheilungskräfte des Körpers werden angeregt. Insgesamt gibt es über 500 Akupressurpunkte – da einige Punkte sehr unterschiedliche Wirkungen haben, reichen jedoch schon wenige von ihnen aus, um die meisten alltäglichen Beschwerden Ihres Kindes zu behandeln, z. B.:

  • Erkältungen
  • Kopfschmerzen
  • Nebenhöhlenentzündung
  • Heuschnupfen
  • Ohrenschmerzen
  • Verspannungen
  • Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden und Übelkeit
  • Angst
  • Reizbarkeit, Unruhe und Nervosität
  • Konzentrationsprobleme
  • Schlaflosigkeit
Wichtige Hinweise zur sicheren Anwendung der Akupressur
Bitten Sie Ihr Kind bei der Behandlung immer um Rückmeldung über Schmerz oder Unwohlsein, und passen Sie die Dauer und die Druckstärke dementsprechend an!

Während der Schwangerschaft, in der Stillzeit, bei hohem Blutdruck oder nach Alkoholkonsum darf Akupressur nicht angewendet werden.

Drücken Sie nicht direkt auf Wunden, Verbrennungen oder Venen.

Brechen Sie die Behandlung ab, wenn sich Ihr Kind schwach oder unwohl dabei fühlt.

So finden Sie die Akupressurpunkte

Die Akupressurpunkte liegen meist in kleinen Vertiefungen oder Mulden auf der Körperoberfläche. Vielleicht dauert es ein wenig, bis Sie die genaue Position des jeweiligen Punktes bei Ihrem Kind finden, da diese bei jedem Menschen etwas unterschiedlich sein kann. Suchen Sie die Akupressurpunkte zunächst bei sich, und „entdecken“ Sie dann gemeinsam mit Ihrem Kind die Stelle auf seinem Körper. Befolgen Sie hier für die Anleitung für die jewei – ligen Punkte, und tasten Sie die Stelle mit Ihrer Fingerspitze ab. (Bei Angaben der Fingerbreite richtet sich diese nach der Fingergröße Ihres Kindes.) Behandeln Sie die entsprechenden Punkte immer auf beiden Körperseiten Ihres Kindes.

Kleiner Druck mit großer Wirkung: die richtige Akupressurtechnik

Über die Jahre hinweg haben sich viele verschiedene Akupressurmethoden mit unterschiedlichen Techniken entwickelt. Für die Behandlung von Kindern eignen sich:

Drucktechnik

  • anhaltendes Drücken

    Drücken Sie mit dem Mittel- oder Zeigefinger bzw. Daumen auf den ausgewählten Punkt (siehe Tabelle auf Seite 11). Beginnen Sie mit mäßigem Druck und verstärken Sie diesen allmählich, bis Ihr Kind einen leichten Schmerz spürt. Verringern Sie den Druck, sobald der Schmerz zu stark wird, und verstärken Sie ihn dann langsam wieder, soweit Ihr Kind dies verträgt.
  • Drücken und Kreisen

    Drücken Sie den Akupunkturpunkt mit der Fingerkuppe, und führen Sie im Uhrzeigersinn kleine, kreisende Bewegungen aus (ca. 2 Bewegungen pro Sekunde). Verfahren Sie ansonsten wie beim „anhaltenden Drücken“.
  • Auflegen oder Streichen

    Legen Sie Ihren Daumen, einen Finger oder die Hand auf den Akupressurpunkt. Diese Technik wirkt beruhigend.

Dauer

  • Säuglinge bis 1 Jahr: nur sanftes Auflegen oder Streichen, Zeit pro Punkt: bis zu 30 Sekunden, Gesamtbehandlungszeit (bei mehreren Punkten): 1 bis 5 Minuten
  • Kleinkinder 1 bis 6 Jahre: pro Punkt 30 Sekunden bis 1 Minute, Gesamtbehandlungszeit: 3 bis 10 Minuten
  • Schulkinder ab 6 Jahre: Pro Punkt 1 bis 2 Minuten, Gesamtbehandlungszeit: 5 bis 15 Minuten
  • Bei akuten Beschwerden 2 bis 3 x täglich behandeln, bei chronischen Beschwerden (Heuschnupfen, Konzentrationsbeschwerden) 1 x täglich

Die 10 wichtigsten Akupressurpunkte für Ihr Kind

Im Folgenden habe ich 10 wichtige Hauptpunkte für Sie zusammengestellt, die Sie leicht finden und mit denen Sie Ihr Kind ohne Probleme selbst behandeln können. Die Punkte sind nach dem Meridian benannt, auf dem sie liegen.

BezeichnungLageWirkung
LG (Lenker gefäß) 20 „Hundert Übereinstimmungen“auf dem Scheitel, direkt oberhalb der Ohren und auf einer Linie mit der Nase       Gegen Angst, Unruhe und Reizbarkeit; fördert Konzentration und Gedächtnis.
Ex (Extrapunkt) 1 Yintangauf dem Kreuzungspunkt zwischen Augenbrauen, Nase und StirnLindert Nervosität und Kopfschmerzen, stärkt das Immunsystem. Wirkt beruhigend und schlaffördernd. Um Babys und Kleinkinder zum Schlafen zu verhelfen, streicheln Sie 10 bis 20 Sekunden ganz sanft den Bereich um den Extrapunkt Yintang.
B (Blase) 2 „Bambus sammeln“ in den Vertiefungen der Augenhöhlen am Übergang vom Nasenbein zur AugenbraueLindert Schmerzen in den Nasennebenhöhlen, Augenverspannungen, Kopfschmerzen und Heuschnupfenbeschwerden.
Dü (Dünndarm)1 „Der Palast des Hörens“in der kleinen Vertiefung vor dem Ohr – bei leicht geöffnetem Mund als kleine Einbuchtung zu fühlenLindert Ohrenschmerzen, verbessert die Hörfähigkeit, erleichtert den Druckausgleich (z. B. beim Fliegen)
Gb (Gallen – blase) 20 „Tore des Bewusstseins“unterhalb des Schädelknochens als 2 kleine Mulden an beiden Seiten des Nackens zu spürenBei steifem Nacken: lindert Verspannungskopfschmerzen. Hilft bei Erkältungen und Augenverspannungen. Wirkt gegen Schlaflosigkeit.
Pe (Pericard) 6 „Innere Pforte“in der Mitte der Innenseite des Unterarms, ca. 3 Fingerbreit über der HandgelenksfalteGegen Übelkeit, Angst und Reisekrankheit sowie bei Schmerzen in den Handgelenken.
Di (Dickdarm) 4 „Verbindung mit dem Tal“die weiche Stelle auf dem Handrücken zwischen Daumen und ZeigefingerBei Verstopfung, Verdauungsstörungen, Zahnschmerzen, Erkältungen, Nebenhöhlenentzündungen, Schulter- und Kopfschmerzen. Bringt Erleichterung bei allergischen Reaktionen.
Ma (Magen) 36 „Dreimeilenpunkt“4 Fingerbreit unterhalb der Kniekehle, 1 Fingerbreit neben der Kniekehle, wenn Ihr Kind den Fuß anzieht und wieder nach unten streckt, sollten Sie dabei die Muskelbewegung spürenEin Tausendsassa unter den Akupressurpunkten. Stärkt den Körper und das Immunsystem, fördert die Verdauung, lindert Übelkeit und Knieschmerzen. Gut geeignet zur Vorbeugung gegen Erkältungen (2 x pro Woche anwenden).
He (Herz) 7 „Tor des Geistes“ eine kleine Mulde innen am Handgelenk in einer Linie mit dem kleinen FingerHilft bei Schlaflosigkeit und Angst.
EG (Energiepunkt) 6 „Meer der Energie“2 Fingerbreit unterhalb des Bauchnabels sanft drücken oder reiben (bitten Sie Ihr Kind, dabei tief zu atmen)Bei Erschöpfung, regt das Immunsystem an, bei Verdauungsbeschwerden und Bettnässen.