Abwehrkräfte Ihres Kindes auf natürliche Weise stärken

Präparate zur Steigerung der Abwehrkräfte gibt es viele. Doch nicht alle sind für Kinder zugelassen. Und bei manchen ist die Wirksamkeit nicht zweifelsfrei belegt, dafür aber die Nebenwirkungen. Lesen Sie hier, was Sie Ihrem Kind unbesorgt geben dürfen. 

Inhaltsverzeichnis

Immunsystem stärken

Eine Empfehlung vorweg: Auch wenn viele der hier aufgeführten Arzneimittel schon Säuglingen gegeben werden dürfen, sollten Sie sich besser mit dem Kinderarzt absprechen, bevor Sie Ihr Baby oder Kleinkind damit behandeln. Insbesondere bei einem akuten Infekt sollten Sie Ihr Kind in den ersten drei Lebensjahren immer vom Arzt untersuchen lassen!

Echinacea zur Stärkung der Abwehrkräfte

Vielleicht wurden Sie im letzten Jahr durch Veröffentlichungen verunsichert, die marktschreierisch verkündeten: „Echinacea unwirksam gegen Erkältung“. Doch muss man hier etwas genauer hinsehen! Es gibt immerhin neun verschiedene Arten der Echinacea, von denen drei medizinisch eingesetzt werden:

  • purpurfarbener Sonnenhut (Echinacea purpurea)
  • schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia)
  • blassfarbene Kegelblume (Echinacea pallida)

Davon können jeweils das Kraut oder aber die Wurzel verwendet werden. Nachgewiesenermaßen wirksam sind nur das Kraut des purpurfarbenen Sonnenhutes (Echinacea purpurea herba) und die Wurzel der blassfarbenen Kegelblume (Echinacea pallida radix). Für alle anderen Zubereitungen ist die Wirkung nicht ausreichend belegt und es besteht teilweise zusätzlich ein erhöhtes Risiko allergischer Reaktionen.

In den Studien, die groß verkündeten, Echinacea sei unwirksam gegen Erkältungen, wurden z. B. Extrakte des schmalblättrigen Sonnenhutes eingesetzt (werden in Deutschland gar nicht mehr verwendet) – kein Wunder also, dass man keine Wirkung feststellen konnte.

Die meisten der in Deutschland verfügbaren, rezeptfreien Präparate mit Echinacea enthalten Frischpflanzen-Presssaft des purpurfarbenen Sonnenhutes (Echinacea purpurea herba) und sind vorbeugend zur Steigerung der Abwehrkräfte geeignet. Sonnenhut-Tees hingegen sind unwirksam, weil sie nicht genügend Wirkstoffe enthalten und haben somit keine steigernde Wirkung auf die Abwehrkräfte. Die meisten Fertigpräparate sind erst für Kinder ab zwei Jahren zugelassen.

Der alkoholfreie Saft ist jedoch schon für Kinder ab einem Jahr geeignet. Eine Zusammenstellung weiterer Fertigarzneimittel (teils homöopathisch), die die Abwehrkräfte stärken, finden Sie in Tabelle 1.

Bitte geben Sie Präparate mit Echinacea nicht länger als zwei Wochen hintereinander! Dann sind mindestens zwei Wochen Einnahmepause erforderlich. Ansonsten könnte die Wirkung umschlagen und das Immunsystem eher belastet werden.

Ob Sonnenhut-Präparate bei einem akuten Infekt wirksam sind, ist fraglich. Bei einer Auswertung mehrerer Studien, die dies überprüften, kamen einige zu einem positiven, andere hingegen zu einem negativen Ergebnis. In einer Studie z. B. war die Erkrankungsdauer bei einer akuten Erkältung unter der Einnahme von Echinacea leicht verkürzt: Die Studienteilnehmer mit Echinacea waren nach 5,8 Tagen wieder gesund, während die anderen unter Plazebo sich 6,3 Tage mit ihrer Erkältung herumplagten.

Fertigarzneimittel zur Steigerung der Abwehrkräfte

(alle rezeptfrei erhältlich in Apotheken), homöopathische Arzneimittel sind kursiv gekennzeichnet. Geben Sie keines der aufgeführten Arzneimittel ohne ärztlichen Rat länger als 14 Tage. Ist Ihr Kind in homöopathischer Behandlung, bitte keine Komplexmittel oder ätherische Öle verwenden.

Legende: TL = Teelöffel, Tr. = Tropfen, Tabl. = Tablette, Drg. = Dragee, ml = Milliliter

Wirkstoff(e)HandelspräparatAnwendung alsDosierung

(pro Tag)
ab dem Säuglingsalter geeignet
Echinacea,

Aconitum,

Eupatorium

(Komplexmittel)

Contramutan D Tabletten

oder Dragees;

Contramutan N Saft

Saft (enthält

3,6% Alkohol!);

Tabletten;

Dragees

Säuglinge ab 6 Monaten:

3-mal  1/2 TL Saft

Kinder ab 1 Jahr:

3-mal 1 TL Saft

oder 1 Drg./Tabl.

Apis, Atropin. sulf.,

Baptisia, Crotalus,

Echinacea, Hepar sulfuris,

Kalium bichromicum,

Kalium chloratum,

Lachesis, Mercurius

sulf. rubr., Silicea,

Spongia (Komplexmittel)
Hevertotax Erkältungs-

tabletten N
Tabletten

Säuglinge am 2 Monaten:

3-mal 1 Tabl.

Kinder zwischen 1

und 3 Jahren:

4-mal 1 Tabl.

Kinder ab 3 Jahren:

4-mal 2 Tabl.

Indigowurzel,

Echinaceawurzel

(E.pallida und purpurea),

Lebensbaum
Esberitox

Tabletten;

Tropfen (enthalten

29% Alkohol!)

Säuglinge: 3-mal 10 Tr.

Kinder ab 1 Jahr:

3-mal 15 Tr.

oder 1 bis 2 Tabl.

geeignet für Kinder ab einem Jahr
Purpursonnenhut-Krauttoxi-logesSaft

Kinder ab 1 Jahr:

2- bis 3-mal 5 ml

Kinder ab 4 Kahren:

2- bis 3-mal 10 ml

Calcium carb., Calcium

phosph., Calcium floratum,

Acidum silicium, Echinacea (Komplexmittel)

Infi-LymphectTablettenKinder ab 1 Jahr:

1- bis 2-mal 1 Tabl
geeignet für Kinder ab zwei Jahren
Purpursonnenhut-KrautEchinacea

Stada Junior
Saft

Kinder ab 2 Jahren:

1- bis 2-mal 1/2 Messlöffel

Kinder ab 6 Jahren:

2- bis 3-mal 1/2 Messlöffel

Abwehrkräfte natürlich stärken: Holunder

Wie Sie sicher festgestellt haben, sind viele Präparate zur Stärkung der Abwehrkräfte erst ab einem Alter von 12 Monaten geeignet und/oder enthalten Alkohol. Was aber können Sie tun, wenn Ihr Baby einen Infekt nach dem anderen bekommt, weil das ältere Geschwisterkind gerade in den Kindergarten gekommen ist und von dort jede Erkältung mit heim bringt?

Babys ab sechs Monaten können zur Immunstärkung einen Holunderbeerextrakt einnehmen. Dieser enthält antiviral wirksame Bestandteile, sodass sich auch beginnende Infekte damit behandeln lassen. Als Fertigpräparate sind Sambucol (auch zuckerfrei) sowie Börnocin (enthält zusätzlich Vitamin C und Zink, ist aber erst ab zwei Jahren geeignet) erhältlich. Als Nahrungsergänzung genügt jeweils ein Teelöffel pro Tag in Wasser, Saft oder in den essfertigen Brei, die Dosierung kann bei erhöhter Infektgefahr erhöht werden. Kinder unter zwei Jahren dürfen maximal zwei Teelöffel Sambucol erhalten, Kinder über zwei Jahren bis zu vier Teelöffel Sambucol oder Börnocin.

Schüßler-Salze zur Stärkung der Abwehrkräfte

Wenn Ihr Kind ständig erkältet ist, können auch biochemische Mittel nach Dr. Schüßler seine Abwehrkräfte wirksam unterstützen. Fangen Sie am besten sofort mit der folgenden Immunkur zur Stärkung der Abwehrkräfte an:

  • morgens 1 Tablette Ferrum phosphoricum D12 (Nr. 3)
  • mittags 1 Tablette Silicea D12 (Nr. 11)
  • abends vor dem Schlafengehen 1 Tablette Magnesium phosphoricum D6 (Nr. 7)

Führen Sie diese Immunkur im Herbst vier bis sechs Wochen lang durch und wiederholen Sie sie im Frühjahr.

Bezugsquellen: Börnocin gibt es in Reformhäusern oder Apotheken, 120 ml für 11,95 bis 14,99 €. Sambucol erhalten Sie teilweise in Apotheken, in jedem Fall über Internet-Apotheken, 120 ml. Schüßler-Salze gibt es rezeptfrei in der Apotheke unter der Bezeichnung Biochemisches Funktionsmittel Nr. 3 bzw. 7 bzw. 11, 80 Tabletten.

Umckaloabo für Kinder nur bei akuten Infekten

Der Extrakt der Kapland-Pelargonie (in Umckaloabo) wird eingesetzt bei Infektionen der Atemwege (Erkältung, Bronchitis) sowie bei Halsentzündungen. Neben seinem Status als „pflanzliches Antibiotikum“ wird dem Pelargonienextrakt auch eine immunstimulierende Wirkung zugeschrieben, weshalb er vom Hersteller auch zur Behandlung chronischer Krankheitsverläufe oder wiederholter Rückfälle empfohlen wird. Letzteres allerdings nur für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren.

Der Pflanzenextrakt enthält Cumarine – pflanzliche Stoffe, die eine Blutungsneigung begünstigen können. Deshalb kann es zu Zahnfleisch- oder Nasenbluten kommen. In letzter Zeit wurde außerdem über einzelne Verdachtsfälle berichtet, in denen Umckaloabo zu einem erheblichen Anstieg der Leberwerte geführt haben könnte, darunter der Fall eines zweijährigen Jungen, der keine anderen Medikamente erhalten hatte. Daher ist gerade für Kleinkinder eine wochenlange Gabe zur Vorbeugung von Infekten nicht zu empfehlen.

Bakterienextrakte: ungewisser Nutzen

Eigentlich eine ganz elegante Lösung: Um das Immunsystem anzuregen und ständigen Atemwegsinfekten vorzubeugen, werden kurmäßig mehrere Wochen lang Kapseln oder ein Granulat eingenommen, in welchen Extrakte abgetöteter Bakterien enthalten sind. Dadurch soll die lokale Abwehr der Schleimhäute in den Atemwegen gesteigert werden, sodass Viren und Bakterien schneller und effektiver abgetötet werden. Das soll die Häufigkeit von Atemwegsinfekten reduzieren und den Verbrauch von Antibiotika senken. Entsprechende Präparate sind z. B. Bronchovaxom Kinder (für Kinder ab 12 Monaten), Ribomunyl UnoBiomunyl Uno oder Luivac (alle geeignet für Kinder ab zwei Jahren). Alle Präparate sind verschreibungspflichtig und werden von den Kassen erstattet.

Leider sind die Resultate nicht wirklich überzeugend und der größte Teil der Studien wurde zudem mit Erwachsenen durchgeführt. In einer Studie mit Luivac, in der die Patienten angeben sollten, ob sich die Infekthäufigkeit gebessert habe, schnitt das Bakterienpräparat nicht besser ab als Plazebo. Auch der Verbrauch an Antibiotika sank dabei nicht. Andere Studien mit Bakterienextrakten kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. In einer Studie mit erwachsenen Patienten, die an Atemwegserkrankungen litten, traten unter Bronchovaxom 17 Prozent weniger Bronchitisschübe auf. Nach meinen eigenen Erfahrungen gibt es jedoch infektanfällige Kinder, die gut auf Bakterienextrakte reagieren und nach einer derartigen Kur für längere Zeit infektfrei sind.

Der ungewissen Wirksamkeit stehen Meldungen schwerer Nebenwirkungen (Einzelfälle) gegenüber, darunter Fieberreaktionen, Bluterbrechen, Leberentzündung und Blut im Urin, über die sich die Packungsbeilagen ausschweigen.

Meine Empfehlung
Eine Behandlung mit Bakterienextrakten sollte erst dann erwogen werden, wenn andere Maßnahmen keinen Erfolg gebracht haben, und Ihr Kind unter schweren Atemwegsinfekten (z. B. zweimal pro Jahr oder häufiger Lungenentzündung) leidet.