Hildegard-Medizin: So hilft sie Ihrem Kind

Auch wenn Hildegard von Bingen im Mittelalter lebte – ihre lange in Vergessenheit geratenen Heilmethoden sind heute wieder hochaktuell. Lesen Sie hier, was Kräuterheilkunde, Ernährungslehre und Edelsteintherapie bewirken können. 

Inhaltsverzeichnis

Alternative Medizin

Die Nonne Hildegard von Bingen (1098–1179) war ihrer Zeit weit voraus und gilt bis heute als Vorreiterin im Bereich der Alternativ-Medizin. Sie entwickelte ein ganzheitliches Heilsystem, das auf fünf Grundpfeilern ruht und heute als Hildegard-Medizin bekannt ist:

  • Ernährungstherapie
  • Kräuterheilkunde
  • Ausleitungsverfahren
  • Edelsteintherapie
  • spirituelle Psychotherapie

Hildegard von Bingen kann somit als Begründerin der Psychotherapie gelten. Immer wieder betonte sie in ihren Schriften die Eigenverantwortung des Einzelnen, denn Gesundheit müsse täglich neu errungen werden.

Hildegard-Medizin: Ernährungslehre

Die gesunde Ernährung nimmt im Heilplan der Hildegard von Bingen einen hohen Stellenwert ein. Sie ist überzeugt davon, dass die Nahrung große Heilkräfte enthält.

Hildegard hebt besonders den Dinkel hervor. Es ist das „beste Getreide“, das Lebensenergie und Frohsinn schenken soll. Sie empfiehlt ihn für Gesunde und Kranke. Heute wissen wir, dass Dinkel neben hochwertigem Eiweiß, das viele lebenswichtige Eiweißbausteine (Aminosäuren) enthält, reich an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Magnesium und Eisen ist. Zudem ist er ausgesprochen robust und braucht weder chemisch gedüngt noch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt zu werden. Er hat sich als idealer Weizenersatz bei Allergien erwiesen.

Küchen-ABC der Hildegard-Medizin:

  • Äpfel sind gut für Kranke und Gesunde
  • Birnen reinigen den Magen
  • Bohnen(mehl) gegen Verdauungsbeschwerden
  • Edelkastanien(mehl) als Kräftigungsmittel und gegen Abwehrschwäche
  • Fenchel macht fröhlich, fördert Durchblutung und Verdauung
  • Himbeeren gegen Übelkeit und Fieber
  • Kichererbsen(mehl) heilt Fieber
  • Knoblauch stärkt die Abwehrkräfte und entgiftet
  • Kürbis wird für Kranke und Gesunde empfohlen
  • Mandeln gegen Kopfweh und Lungenkrankheiten (5 Stück täglich)
  • Möhren gegen Magen-Darm-Beschwerden
  • Rote Bete gegen Hautleiden
  • Sellerie für Blut und Kreislauf
  • Zwiebeln gegen Infektionskrankheiten

Fette, Eier und Fleisch sollten nur in Maßen gegessen werden. Laut der Hildegard-Medizin sind Butter, Geflügel, Fisch, Lamm, Ziege sowie Wild (Reh und Hirsch) zu empfehlen.

Alternative Medizin mit Küchengewürzen

Als Nonne kannte sich Hildegard mit der Anwendung von Heilkräutern aus, waren doch die Klöster zu der Zeit berühmt für ihre Kräutergärten. Eine wichtige Rolle in der Hildegard-Medizin spielen die Gewürze Galgant, Bertram und Quendel (Feldthymian), die möglichst täglich verwendet werden sollen.

  • Galgant als alternative Medizin wirkt verdauungsfördernd, fiebersenkend (1 Messerspitze Galgantpulver in einem Glas Himbeersaft, einmal täglich getrunken, wirkt auch vorbeugend in der Erkältungssaison), schmerzlindernd, krampflösend und stressmildernd
Mein Tipp für die alternative Medizin:
Da Galgant scharf schmeckt, wird er von Kindern nicht gerne gegessen. Geben Sie Ihrem Kind lieber fünfprozentigen Galgant-Honig. Sie können diesen fertig kaufen oder selbst herstellen. Dazu im Wasserbad 100 Gramm Honig leicht erwärmen (oder von vornherein flüssigen Honig verwenden) und darin einen Teelöffel Galgantpulver verrühren.
  • Bertram wirkt reinigend und stärkend
  • Quendel fördert die Hautdurchblutung und wird gegen Neurodermitis und andere Hautausschläge empfohlen, außerdem soll sich damit „das Gehirn besser befinden“ (gibt einen klaren Kopf)

Koch- und Backrezepte aus der Hildegard-Medizin

Das richtige Frühstück besteht nach Hildegard von Bingen aus einem Dinkel-Habermus, das sie selbst als wichtigstes Rezept ihrer Ernährungslehre betrachtet.

Zutaten:

2 Tassen Wasser

1 knappe Tasse Dinkelschrot

1 klein geschnittener Apfel

je 1 Messerspitze Galgant- und Bertrampulver

2 Teelöffel Honig

Zimt

Zubereitung:

Dinkelschrot in kaltes Wasser einrühren und unter Rühren 5 Minuten vorsichtig aufkochen. Apfel, Galgant, Bertram und Honig hinzufügen. Bei kleiner Hitze 10 Minuten quellen lassen und mit Zimt bestreut warm servieren.

Das Dinkel-Kastanien-Brot wirkt aufbauend und kräftigend, schenkt mehr Lebensenergie.

Zutaten:

200 g Dinkelschrot

125 ml (1/8 l) Milch

125 ml (1/8 l) Wasser

40 g Hefe

200 g Dinkelmehl

2 Esslöffel Kastanienmehl

1 gestrichene Teelöffel Salz

je eine Prise Bertram und Galgant

Zubereitung:

Dinkelschrot mit Milch und Wasser anrühren und 1 bis 2 Stunden quellen lassen, gut durchrühren und die Hefe untermengen. 10 Minuten stehen lassen, Dinkelmehl, Kastanienmehl und Salz zugeben und gut durchmischen. Zudecken, warm stellen und aufgehen lassen, nochmals durchkneten und erneut gehen lassen. Zum dritten Mal durchkneten, in eine mit Butter ausgestrichene Kastenform geben und ein letztes Mal gehen lassen. Backofen bei Ober- und Unterhitze auf 250 Grad Celsius vorheizen , Teig mit Wasser bestreichen, ein paar Mal einschneiden und auf mittlerer Schiene einschieben. Nach 20 Minuten auf 200 Grad Celsius zurückschalten, Form auf unterste Schiene stellen und 1 Stunde backen. Ofen ausschalten und Brot noch 10 Minuten im Ofen ruhen lassen.

Besonders wertvoll für Kinder ist die Kalbsfußknochenbrühe, weil sie den Knochenaufbau im Wachstum, aber auch nach Knochenbrüchen fördert. Sie sollte zwei- bis dreimal wöchentlich auf den Tisch kommen.

Zutaten:

1 bis 2 Kalbsfüße, vom Metzger in Scheiben gehackt

2,5 l Wasser

Salz

2 bis 3 Möhren

¼ Sellerieknolle

1 Petersilienwurzel

1 Fenchelknolle

3 Knoblauchzehen

1 große Zwiebel, mit Lorbeer und Nelken gespickt

1 Teelöffel Beifuß

1 Teelöffel Ysop

½ Teelöffel Bertrampulver

½ Teelöffel Galgantpulver

½ Teelöffel Pelargoniengewürzmischung

2 Esslöffel Rotweinessig

Zubereitung:

Gemüse waschen und putzen. Kalbsfuß-Scheiben mit allen übrigen Zutaten in kaltem, leicht gesalzenem Wasser aufsetzen und 2 bis 3 Stunden ziehen lassen. Dann Brühe abseihen und mit Muskatnuss und Galgant abschmecken. Kann mit Grießklößchen, Nudeln oder als Gemüsesuppe serviert werden. Vor dem Essen frischen Schnittlauch und Petersilie aufstreuen.

Kräuterschatz der Hildegard-Medizin

In der Hildegard-Medizin gibt es eine Reihe wirksamer Arzneien gegen viele Erkrankungen, unter denen besonders Kinder leiden, z. B. Infekte der Atemwege oder Ohrenschmerzen. Alle folgenden Heilmittel können Sie aus den genannten Zutaten selbst herstellen oder aber bereits fertig in der Apotheke kaufen. Sie sind, sofern sie eingenommen werden sollen, für Kinder ab drei Jahren geeignet, Rezepturen, die zum Auftragen oder Einatmen bestimmt sind, dürfen bereits bei Kindern ab einem Jahr angewendet werden. Achtung: Die meisten Rezepturen schmecken – gerade für Kinder – schlecht (meist bitter). Warnen Sie Ihr Kind vor und stellen Sie etwas Leckeres zum Nachtrinken bereit!

Alternative Medizin: Edelpelargonien-Mischpulver (Grippepulver, Pulvis pelargonii cp. H): Hilft gegen Erkältungen und Grippe, bestehend aus:

30 Gramm (g) Edelpelargonienpulver

20 g Bertrampulver

10 g Muskatpulver

Anwendung: Bei beginnendem oder mäßig starkem Schnupfen Pulver unter die Nase halten und den Duft einatmen. Bei Kopfschmerzen oder anderen Grippebeschwerden ein bis zwei Messerspitzen des Pulvers auf Brot mit etwas Salz einnehmen. Bei Magen-Darm-Grippe mehrmals täglich eine Messerspitze über das Essen streuen.

Alternative Medizin: Riechkräutlein (Species fumantes H): Helfen gegen schweren Schnupfen, aber auch Nebenhöhlenentzündung und Heuschnupfen, gemischt aus:

20 g Fenchelkraut

80 g Dillkraut

Anwendung: Zwei gestrichene Teelöffel der Riechkräutlein werden auf einer unglasierten Tonscherbe (von Blumentopf oder -untersetzer) auf der Herdplatte erhitzt und der Rauch eingeatmet. Die gerösteten Kräuter können anschließend auf Brot gestreut und gegessen werden. Anwendung einmal täglich, bis der Schnupfen abgeklungen ist bzw. maximal zwei Wochen lang.

Alternative Medizin: Andorn-Mischkräuter (Grippekräuter), sind ein wahres Zaubermittel gegen alle Erkältungsbeschwerden wie Husten, Heiserkeit, Halschmerzen und sind bereits ab dem zweiten Lebensjahr geeignet:

10 g Andornkraut

30 g Fenchelkörner

30 g Dillkraut

30 g Königskerzenblüten

Likörwein

Zubereitung: Drei Esslöffel der Kräutermischung werden 3 bis 4 Minuten in einem Glas Wein gekocht, abgeseiht und in einer Thermoskanne aufbewahrt. Der Alkoholgehalt des Weines verfliegt beim Kochen größtenteils.

Anwendung: Täglich ein bis zwei (Kinder unter drei Jahren) bzw. drei bis vier Teelöffel (Kinder über drei Jahren) einnehmen

Alternative Medizin: Ölige Rebtropfen (Guttae vitis oleosae rosatae H): Helfen gegen Ohrenschmerzen, bestehen aus:

40 Milliliter (ml) Rebstocksaft

60 ml Olivenöl

1 Tropfen echtes ätherisches Rosenöl

Anwendung: Vor Gebrauch gut schütteln! Bei Bedarf reichlich ölige Rebtropfen rund um das Ohr kräftig einmassieren, jedoch nicht ins Ohr hinein träufeln. Auch wirksam gegen Kopfschmerzen, dann schmerzende Stelle massieren.

Alternative Medizin: Dostmischpulver (Pulvis origani cp. H): Hilft gegen Schwerhörigkeit bei Erkältungen und Paukenerguss, bestehend aus:

6 g Wilder Majoran (Dost)

3 g Galgantpulver

1 g Aloepulver

6 g Pfirsichblätterpulver

Anwendung: Eine Messerspitze Pulver nach dem Essen einnehmen, nach einer Woche zusätzlich eine Messerspitze vor dem Essen. Wen Ihr Kind das Pulver trocken nicht nimmt, gesüßten Fencheltee dazu trinken lassen.

Alternative Medizin: Veilchensalbe (Unguentum viola cp. H): ist ein vielseitig verwendbares Mittel aus:

30 ml Veilchensaft aus Blättern und Blüten

10 ml Olivenöl

30 g Ziegenfett

5 Tropfen echtes ätherisches Rosenöl

Zubereitung: Die Zutaten im Wasserbad miteinander verrühren, vorsichtig zum Sieden bringen, wässrige Schicht abtrennen, abkühlen lassen und in einem sauberen Gefäß kaltstellen.

Anwendung: Bei Kopfschmerzen, offenen Hautstellen, Narben betroffene Stelle damit einreiben. Bei Pfeifferschem Drüsenfieber oder anderen Lymphknotenschwelllungen Lymphknoten in Richtung Körpermitte (Milz) mit der Creme einreiben und ausstreichen.

Hildegard-Medizin: Edelsteintherapie

Nach der Vorstellung von Hildegard von Bingen strahlen Edelsteine heilende Schwingungen ab und regen so die Selbstheilungskräfte des Menschen an. Die Heilenergie soll sich auf den Körper übertragen, wenn der Stein

  • am Körper getragen wird, z. B. als Schmuckstück, oder
  • wenn er angehaucht oder mit Speichel angefeuchtet und dann auf die Haut gelegt wird.

Alternativ kann aus dem Edelstein auch ein Elixier hergestellt werden. Dazu wird der Stein in ein Gefäß gelegt, mit reinem Quellwasser übergossen und mehrere Tage stehen gelassen. Anschließend kann das Elixier getrunken oder zu Waschungen verwendet werden. Da je nach Jahreszeit eine gewisse Verkeimungsgefahr besteht, ist bei Kleinkindern vom Trinken des Elixiers sicherheitshalber abzuraten.

Der passende Stein für häufige Beschwerden:

  • Achat gegen Konzentrationsstörungen und Insektenstiche
  • Amethyst gegen Blutergüsse, Schwellungen, Warzen
  • Bergkristall reinigt undstärkt die Lebenskräfte
  • Bernstein gegen Verdauungsbeschwerden, stärkt das Selbstvertrauen, gleicht gereizte Stimmung aus
  • Karneol gegen Erkältung und Nasenbluten
  • Onyx gegen Magenschmerzen und seelische Verletzungen
  • Rubin gegen Kopfschmerzen
  • Smaragd gegen alle Arten von Entzündungen (stärkster Heilstein der Hildegard-Medizin)
Bezugsquellen

ie Zutaten der angegebenen Rezepturen sowie fertige Mischungen erhalten Sie in der Apotheke oder z. B. über JURA Pharmazeutische Fabrik Gollwitzer KG, Nestgasse 2, 78464 Konstanz; Telefon 07531/314 87; www.hildegard.de. Heilsteine für die Edelsteintherapie erhalten Sie z. B. bei Edelsteine-Becker, Lange Gasse 6, 97633 Aubstadt; Telefon 09761/61 32; www.edelsteine-bachblueten.de (komplettes Set mit allen 27 Edelsteinen in einem Holzkästchen für 128,50 €).

Zum Weiterlesen: „Große Hildegard-Apotheke“ von Gottfried Hertzka und Wighard Strehlow (Christiana-Verlag 2005; 530 Seiten; 26,00 €)