Achtung, Zucker!

Ihr Kind rührt ihn morgens in den Tee, schmiert ihn mit Marmelade großzügig aufs Brot und isst ihn ahnungslos mit, wenn es am Nachmittag einen Fruchtjoghurt verspeist: Zucker ist allgegenwärtig und wird von der Lebensmittelindustrie besonders gerne und großzügig in Kinderlebensmittel gemischt. So konsumieren Kinder viel mehr Zucker, als eigentlich gut für sie ist. Ich habe für Sie die größten Zuckerfallen enttarnt und erkläre Ihnen, wie Sie verhindern können, dass Ihr Kind zu viel davon isst. 

Inhaltsverzeichnis

Familie in Form

Wie viel Zucker ist okay? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Energiemenge in Form von Zucker aufzunehmen.Je nach Alter Ihres Kindes sind das zwischen 125 (Kleinkind) bis 240 (Teenager) Kilokalorien bzw. 30 bis 60 g Zucker pro Tag.Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät pauschal zu 5 Prozent der täglichen Energiemenge, also maximal 25 g Zucker pro Tag – eine Menge, die hierzulande oft um ein Vielfaches überschritten wird.

Mein Tipp: Die Sweety-of-the-day-Strategie

Lassen Sie Ihr Kind jeden Tag eine Süßigkeit wählen. Die Kinder lernen dabei: Süßigkeiten sind ungesund, es schadet aber nicht, wenn man sie in Maßen verzehrt. Süßes verliert dabei den Reiz des Verbotenen, weil es sie ja jeden Tag gibt – wenn auch nur in kleinen Mengen

Versteckter Zucker: So kommen Sie den Tricks der Lebensmittelindustrie auf die Schliche

Zucker steckt in sehr vielen Lebens – mitteln, nicht nur in Süßigkeiten und Keksen. Manche entpuppen sich erst beim ganz genauen Hinschauen als wahre Zuckerbomben, denn die Hersteller versuchen mit verschiedenen Tricks, den Zuckergehalt zu verschleiern.

Trick 1: Zucker auf viele Zutaten verteilen

Auf der Zutatenliste sind sämtliche Zutaten aufgeführt.Ganz vornesteht das,was

den größten Anteil in dem Produkt ausmacht.Doch obwohl zum Beispiel ein Kindermüsli sehr süß schmeckt, kann es passieren,dass Zucker nicht ganz oben auf der Liste steht.Der Trick: Nur Haushaltszucker, also Saccharose,muss als„Zucker“ ausgewiesen werden.Die Hersteller verwenden daher noch viele weitere Süßmacher wie Sirup,Malzextrakt oder andere Zuckerarten (z.B.Laktose,Maltose oder Dextrose). So wird der Zuckergehalt des Produkts auf viele Zutaten verteilt,und der Haushaltszucker muss nicht an oberster Stelle erscheinen. Wie viel Zucker wirklich drin steckt,ist für den Verbraucher nur noch schwer zu erkennen.

Trick 2: Vorsicht vor der Auslobung „weniger süß“!

Um den Zuckerkonsum Ihres Kindes zu verringern, brauchen Sie keine Produkte mit der Aufschrift„weniger süß“zu kaufen.Dabei handeltes sich um eine reine Geschmacksangabe. So wird beispielsweise in Kakaopulver Haushaltszucker durch eine weniger süße Zuckerart wie Maltodextrin ersetzt.Der Kakao schmeckt dadurch zwar weniger süß,es steckt aber genauso viel Zucker drin! Auch die Aufschrift„reduzierter Zuckergehalt“ bedeutet nicht, dass es sich um ein Produkt mit besonders wenig Zucker handelt.Gemeint ist, dass 30 Prozent weniger Zucker drinstecken als in anderen Lebensmitteln gleicher Art. Als Vergleich kann jedoch irgendein besonders zuckerhaltiges Produkt dienen.

Trick 3: Die Masche mit der „natürlichen“ Süße

Werbeversprechen wie„nur mit natürlicher Süße“,„ohne Zuckerzusatz“ oder „100 Prozent Frucht“sollen zuckersüßen Lebensmitteln ein gesundes Image verpassen und den Eindruck erwecken,es wäre gar kein Zucker enthalten. Leider muss ich Ihnen sagen: Das ist schlichtweg falsch. Zuckerzusatz ist nämlich nicht dasselbe wie Zuckergehalt.Die Süße stammt dann zwar nicht aus zugesetztem Haushaltszucker,sondern aus Früchten, Fruchtkonzentraten, Sirupen oder Dicksäften. Zucker ist das aber auch,eben nur ein anderer und leider auch nicht unbedingt gesünder.

Trick 4: „Fettarm“ heißt nicht automatisch „zucker- arm“

Wer denkt schon an Zucker,wenn ein Joghurt als besonders„fettarm“ angepriesen wird? Doch Vorsicht! Solche „Light-Produkte“enthalten oft mehr Zucker als das Originalprodukt. Der Grund: Wird ihnen der Geschmacksträger Fett entzogen,schmecken viele Milchprodukte nicht mehr so gut.Aus diesem Grund wird ein anderer Geschmacksträger zugegeben. Sie ahnen es? Zucker!

Trick 5: Mit der Portionsgröße verwirren

Bei vielen Produkten wird die Zuckermenge pro Portion angegeben – und es gibt keine Festlegung,wie groß eine Portion sein sollte.Das irritiert insbesondere bei Getränken,wenn die Portion nicht der Flaschen- oder Dosengröße entspricht. Trinkt Ihr Kind die ganze Flasche aus, kommt es schnell auf die empfohlene Tageshöchstmenge an Zucker.

Trick 6: Mit Comic-Helden und bunter Aufmachung Kinder ansprechen

Biene Maja, Mickey Mouse oder Wickie sollten für Eltern ein Alarmsignal sein – zumindest wenn diese Comic-Figuren auf Joghurts oder Fruchtschnitten locken.Denn leider sind gerade die vermeintlich für Kinder geeigneten Produkte besonders ungesund: Sie enthalten extra viel Zucker, der die Kinder an den süßen Geschmack gewöhnen soll.

Die 8 größten Zucker-Fallen plus gesunde Alternativen für Ihr Kind

1. Fruchtsaft

(10 bis 15 g Zucker pro 100 ml):

Mit durchschnittlich 10 g Zucker pro 100 ml nimmt Ihr Kind mit einem 0,2-Liter-Glas Fruchtsaft schon ein Drittel der empfohlenen Menge zu sich. Besonders zuckerreich ist Traubensaft mit etwa 16 g Zucker pro 100 ml. Mein Tipp: Fruchtsaft nicht zum Durst – löschen trinken,sondern ein Glas pro Tag, um beispielsweise den Vitamin-Coder Eisen-Bedarf zu decken.

2. Fruchtsaftgetränke

(10 bis 15 g Zucker pro 100 ml):

Fruchtsaftgetränke enthalten je nach Fruchtart nur 6 bis 30 Prozent Fruchtsaft, dafür Aromen und jede Menge zugesetzten Zucker. Zum Süßen wird häufig Glukose-Fruktose-Sirup eingesetzt. Mein Tipp: Mischen Sie Fruchtsaftschorle einfach selbst. Die einfachste Methode, den Zuckergehalt noch weiter zu reduzieren, ist den Saft im Verhältnis 1 zu 2 oder noch besser 1 zu 3 mit Wasser zu mischen (100 ml = 3 bis 5 g Zucker, also 50 bis 70 % weniger Zucker!).

3. Limonade

(8 bis 10 g Zucker pro 100 ml):

Limonaden bestehen meist aus Wasser, zugesetztem Zucker (8 bis 10 Prozent!), Aroma und Zitronensäure.Bedenken Sie: Eine Mitnahme-Flasche von 500 mlenthält 50 g Zucker – und damit schon deutlich mehr als die Tageshöchstmenge an Zucker für Kinder. Mein Tipp: Süß schmecken Limos immer noch,wenn man sie mit kohlensäurehaltigem Wasser verdünnt (1 Teil Limo und 2 Teile Wasser; 100 ml = 2,5 g Zucker, also 75 % weniger!).

4. Instant-Kakaopulver

(75 g Zucker pro 100 g):

Kakao ist in den„kakaohaltigen Getränkepulvern“ nicht allzu viel enthalten. Dafür aber, Sie ahnen es schon, reichlich Zucker! Er macht bei vielen Produkten mindestens 75 Prozent des Pulvers aus.Kakaopulver ist gerade mal zu 20 Prozent enthalten, dazu kommen Emulgatoren,manchmal Aromen sowie zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe. Für eine Portion empfehlen die meisten Hersteller 15 g Pulver und 150 ml fettarme Milch.Das Getränk enthält dann knapp 20 g Zucker (zum Teil aus dem Milchzucker stammend). Mein Tipp: Mischen Sie den Kakao selbst. Für eine 150 ml-Tasse 2 Teelöffel reines Kakaopulver mit 1 Teelöffel Zucker mischen und dann in heiße Milch rühren (100 g Kakaopulver = 33 g Zucker, 55 % weniger!).Extra-Tipp: Manche reine Kakaopulver lösen sich nicht gut in kalter Milch auf.Rühren Sie den Kakao in wenig kochend heißem Wasser an und füllen Sie mit kalter Milch auf.

5. Frühstückscerealien für Kinder

(im Schnitt 28 g Zucker pro 100 g):

Im Supermarkt ist die Suche nach„Kindercerealien“, die weniger als die tolerierbare Menge von 12,5 g Zucker pro 100 g enthalten,wirklich schwierig.Über 30 g Zucker pro 100 g findet man jedoch in fast der Hälfte(47 Prozent) der Produkte! Mein Tipp: Wenn Ihre Kinder ab und zu bunt aufgemachte Flocken essen möchten,sollten Sie im Bio-Supermarkt nach wenig gesüßten Produkten suchen.Bei Bio-Cerealien ist der durchschnittliche Zuckergehalt in der Regel deutlich geringer als bei konventionellen Produkten (100 g = 19 g Zucker, 32 % weniger).

6. Obstmus im Quetschbeutel

(16 bis 18 g Zucker pro 100 g):

Seit Kurzem gibt es„Fruchtmus to go“, eine Obstportion im Quetschbeutel für unterwegs. Positiv ist, dass viele Produkte – daruntereine Produktreihe für Kinder – ohne zugesetzten Zucker auskommen (z.B.„Holle Frucht Pur Demeter Apfel & Banane mit Birne“ und „Babylove, So Fruchtig! Apfel & Pfirsich mit Banane“). Doch es gibt auch einige Hersteller, die trotz der Auslobung „Frucht für unterwegs“jede Menge Zucker unterrühren. So stecken beispielsweise im„Odenwald Pocket Fruchtmus Apfel, Erdbeere, Banane“stolze 17,7 g Zucker pro 100 g, das ist etwa so viel wie in zwei Milchschnitten (16,6 g) oder in einem 0,2- Liter-Glas Fanta (18,4 g) und sogar fast zwei Stück Würfelzucker mehr als in 100 g Fruchtzwergen (12,8 g). Mein Tipp: Frische Äpfel eignen sich bestens zum Mitnehmen und müssen auch nicht verpackt werden (100 g = 10 g Zucker, 40 % weniger).

7. Trinkfertiger Kakao

(8 bis 10 g Zucker pro 100 ml):

Milchdrinks enthalten etwa 10 g Zucker pro 100 ml und sind damit zuckerärmer als Getränke aus Instant-Kakaopulver, die auf etwa 20 g Zucker pro 100 ml kommen.Trotzdem stecken in einer Packung immerhin 200 ml,sprich 20 g Zucker! Mein Tipp: Mischen Sie die Kakaogetränke mit der gleichen Menge kalter Milch. Schmeckt immer noch süß (100 ml = 6 bis 7 g Zucker, 30 % weniger!).

8. Kinder-Milchprodukte

(11 bis 15 g Zucker pro 100 g):

Fruchtquark mit lustigen Comic-Figuren oder mehrfarbiger Pudding sind optisch und geschmacklich auf die Vorlieben der Kinder zugeschnitten.Durch Schokolinsen, Knisterzucker oder Cerealien zum Untermixen wird aus dem ansonsten gesunden Joghurt eine echte Zuckerbombe. Mein Tipp: Kinder lieben es, ihren (Natur-)Joghurt selbst zu mischen. Statt Schokolinsen sorgen Kakao-Nibs (DM, Bio-Supermärkte), Knuspermüsli, Bananenscheiben oder frische Beeren für Abwechslung (100 g = 7 bis 14 g Zucker, 5 bis 7 % weniger!).