Hilfe, mein Kind isst kein Gemüse!

Das eine Kind rührt den liebevoll aus Bio-Zutaten gezauberten Brokkoli-Auflauf nicht an, quengelt aber eine Stunde später nach etwas Süßem. Das andere Kind braucht immer wieder eine „Extrawurst“, damit es überhaupt etwas zu essen beliebt. Und das dritte will zum Essen gar nicht erst am Tisch sitzen bleiben. Viele Eltern machen sich daher Sorgen, ob ihr Kind überhaupt genug Gesundes isst. 

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Tipps zum Thema gesunde Ernährung für Kinder

Bitten und Betteln bei Ihrem Kind wie „Ach, probier doch wenigstens ein Löffelchen!“, Drohungen wie „Wenn du deinen Gemüseauflauf nicht isst, gibt es auch keinen Nachtisch!“ oder gar Zwang wie „Du bleibst so lange hier am Tisch sitzen, bis du wenigstens einmal probiert hast!“ sind völlig nutzlos. Wahrscheinlich wissen Sie das längst. Doch was funktioniert dann, damit Ihr Kind genug isst?

Essen DARF man, deshalb sollten Eltern ihr Kind nicht dazu zwingen!

Bei Kindern im Wachstum kann die täglich benötigte Nahrungsmenge starken Schwankungen unterliegen. Vertrauen Sie Ihrem Kind: Bieten Sie ihm gesunde ausgewogene Mahlzeiten zu festen Zeiten an. Ihr Kind darf selbst entscheiden, ob es hungrig ist und, wenn es essen möchte, wovon. Ihr Kind isst einfach, so viel es mag von dem, was es zu den Mahlzeiten gibt und bekommt kein Extra- oder Ersatzessen. Kein gesundes Kind wird freiwillig vor einem vollen Teller verhungern! Wenn Ihr Kind zu den Mahlzeiten wenig oder gar nichts gegessen hat, darf es ruhig erfahren, wie es sich anfühlt, hungrig zu sein und auf die nächste Mahlzeit warten zu müssen. Natürlich darf es bis zur nächsten Hauptmahlzeit einen Zwischenimbiss bekommen, oder Sie ziehen diesen sogar zeitlich ein wenig vor. Bieten Sie aber nur Gesundes an und keine Süßigkeiten: in mundgerechte Häppchen geschnittenes Obst und Gemüse, Vollkornbrot, Dinkelstangen oder Reiswaffeln. Auch ein Naturjogurt mit frischem Obst wird gerne verspeist.

Gesundes Essen: So begeistern Sie Ihr Kind dafür

Kommen Sie Ihrem Kind nicht mit „Gemüse ist gesund“. Essen Sie selbst viel Obst und Gemüse – und das mit sichtlichem Appetit, denn das Vorbild der Eltern ist nicht zu unterschätzen. Predigten, wie „gesund“ dieses oder jenes ist, können Sie sich hingegen sparen.

Selbstgemachtes schmeckt am besten. Lassen Sie Ihr Kind deshalb beim Einkaufen und beim Kochen helfen oder führen Sie zumindest einen Tag in der Woche ein, an dem es sich das Mittagessen wünschen darf.

Verbote sind verboten. Sie wissen selbst, dass Verbotenes an Reiz gewinnt. Deshalb ist es besser, dem Süßhunger der Kleinen in Maßen nachzugeben. Rationieren Sie Süßes oder steigen Sie auf gesunde Süßigkeiten wie Trockenobst um. Oft hilft es auch, wenn es einmal in der Woche eine süße Mahlzeit oder zumindest einen süßen Nachtisch wie Milchreis mit Apfelmus gibt.

Teller leer essen ist out. Essen soll keine Pflichtübung sein, und Ihr Kind darf aufhören, wenn es satt ist. Schimpfen Sie nicht, auch wenn es wieder einmal genau das gesunde Gemüse auf dem Teller liegen lässt. Sonst entwickelt sich schnell eine Abneigung gegen das, was aufgegessen werden muss.

Kinder sind Puristen. Sie wollen die einzelnen Essensbestandteile noch eindeutig identifizieren können. Eine Vielfalt an Zutaten finden sie toll, so lange alles einzeln gereicht wird und sie selbst nach Belieben mischen und die Kleineren auch matschen dürfen.

Geben Sie nicht zu früh auf. Kinder essen bestimmte Lebensmittel nicht deswegen so oft, weil sie sie mögen, sondern sie mögen eine Speise, weil sie sie oft genug gegessen haben. Der Geschmack ist also reine Gewohnheitssache. Je öfter Sie unbekannte Speisen servieren, desto eher wird Ihr Kind bereit sein, sie doch einmal zu kosten. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie das Gericht mit großem Appetit verspeisen. Fordern Sie Ihr Kind also immer wieder auf zu probieren, aber zwingen Sie es nicht dazu.

Kinder essen mit allen Sinnen. Je mehr Sinne das Essen anspricht, umso intensiver wird das Geschmackserlebnis. So sind die Kleinen z.B. von einem Knuspermüsli begeistert, weil es beim Kauen so toll knuspert und knistert.

Mein Tipp, wie Ihrem Kind auch gesundes Essen schmeckt:  
Auch das Auge isst mit. Ein Apfel mit einer kleinen braunen Druckstelle wird deswegen oft ganz verschmäht. Der Renner ist meist, was nicht nur lecker schmeckt, sondern auch noch lustig aussieht, z. B. das Gemüsegesicht auf der Pizza. 



Probieren geht über studieren
. Wenn Ihr Kind einzelne Lebensmittel nicht mag, ist das kein Drama. Wenn Spinat „igitt“ ist, können Sie es vielleicht mit knackigem Brokkoli begeistern. Lassen Sie Ihrem Kind die Wahl, so lange es sich nicht auf einige wenige Speisen beschränkt.

Sorgen Sie für gute Stimmung bei Tisch. Ist die Atmosphäre fröhlich und entspannt, schmeckt das Essen gleich nochmal so gut. Auch ein hübsch gedeckter Tisch fördert die Freude am Essen.

Gemüse: Was Sie auf keinen Fall tun sollten, damit Ihr Kind mehr isst

Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Essen. Schieben Sie ihm niemals den Löffel gegen seinen Willen in den Mund. Absolut tabu: Nase zuhalten, damit der Mund aufgeht, um das Essen reinzubefördern!

Laufen Sie Ihrem Kind nicht mit dem Essen hinterher. Wenn Ihr Kind nicht mehr zum Essen sitzen bleiben will, war es entweder nicht hungrig genug, oder es ist schon satt.

Verzichten Sie auf Ablenkung jeder Art. Ihr Kind muss weder „bespielt“ werden, noch sollte nebenbei der Fernseher laufen oder Mama den Clown geben, wenn es den Mund nicht aufmachen mag.

Bieten Sie nicht verschiedene Speisen hintereinander an, sobald Ihr Kind die erste abgelehnt hat. Erstens verwirrt das die Kleinen nur, weil sie sehen, dass offensichtlich auch die Eltern nicht wissen, was gut für sie ist. Und zweitens erziehen Sie sich so nur einen heiklen Esser, dem Sie bald vier oder gar fünf verschiedene Speisen vorsetzen müssen, bevor er geruht, ein paar Löffelchen davon zu nehmen.

Sprechen Sie bei Tisch nicht über Essprobleme – weder mit Ihrem Kind noch über Ihr Kind mit anderen Familienmitgliedern.