Vorsicht, Falle! Schlaumacher-Pillen für Kinder
Sie tragen vielversprechende Namen wie Zappelex, Brain Effect junior, Omega iQ, OM3 junior oder Addy Plus Junior. Mithilfe von zugesetztem Fischöl, Omega-3-Fettsäuren oder Nachtkerzenöl sollen sie die kindliche Gehirnfunktion unterstützen und das Lernen erleichtern. Die Frage ist nur: Brauchen unsere Kinder solche Pillen? Und können sie sich dadurch in der Schule tatsächlich besser konzentrieren? Diese Fragen und mehr beantworte ich Ihnen im folgenden Beitrag
Auf welche Sie getrost verzichten können
Aktuelle Studien zeigen, dass die meisten Kinder mit Nährstoffen ausreichend gut versorgt sind. Experten warnen sogar vor künstlichen Nahrungsergänzungsmitteln und bezweifeln deren Wirkung.
Nachhilfe per Pille? Nichts als leere Versprechen!
Die Stiftung Warentest hat zwölf Nahrungsergänzungsmittel untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass keine dieser Softpastillen, Gel-Tabs oder Kaukapseln für Kinder geeignet sind. „Ihr Nutzen ist schlichtweg nicht belegt und wissenschaftliche Belege fehlen“, urteilen die Tester. „Zudem sind die meisten Produkte mit 57 Cent bis 1,33 € pro Tag ganz schön kostenintensiv.“
Achtung!
Nahrungsergänzungsmittel müssen im Gegensatz zu Medikamenten keine streng geregelten Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit durchlaufen. Um die Verbraucher zu schützen, darf laut der europäischen Health-Claim-Verordnung (= Gesundheits-Versprechen) allerdings nur noch das als Werbe Slogan genutzt werden, was wissenschaftlich tatsächlich nachgewiesen ist.
Mein Fazit: Am besten decken Sie den Bedarf Ihres Kindes ganz natürlich
Es gibt zwar Studien, die beweisen, dass Omega-3-Fettsäuren aus frischem Fisch die Gedächtnisleistung von Kindern verbessern können, ob das auch mit künstlichen Nahrungsergänzungsmitteln gelingt, ist wissenschaftlich bisher jedoch nicht belegt. Außerdem kann ich Sie beruhigen: Den Omega-3-Fettsäuren-Bedarf Ihres Kindes (250 bis 500 mg pro Tag) können Sie mit natürlicher Nahrung problemlos decken. Dafür reichen pro Woche zwei Mahlzeiten mit fettem Seefisch wie Lachs, Hering oder Makrele. Mag Ihr Kind keinen Fisch, können Sie auf kaltgepresste Pflanzenöle wie Hanf samen-, Lein- oder auch Rapsöl setzen und Ihrem Kind zwischendurch immer mal wieder Nüsse (z. B.Walnusskerne) zum Knabbern geben oder Chia Samen übers Müslistreuen.
Kinder erhalten Vitamine im Übermaß
Nach Angaben des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) in Dortmund erhält jedes fünfte Kind von seinen Eltern Nahrungsergänzungsmittel – an einem echten Vitaminmangel leiden jedoch die wenigsten.
Achtung!
Viele Kinderlebensmittel (z. B. Frühstückscerealien, Multivitaminsäfte oder ACE-Drinks) sowie Fertig-Produkte sind bereits übermäßig mit den immer gleichen Vitaminen und Mineralstoffen angereichert. Wenn Sie Ihrem Kind zusätzlich Vitaminpräparate geben, riskieren Sie so womöglich eine unkontrollierte Überdosierung. Das gilt vor allem für die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die sich im Gegensatz zu den wasserlöslichen Vitaminen im Körper anreichern können.
So verwundert es nicht, dass auch der Rotbäckchen-Saft Lernstark „mit Eisen und Vitamin-B-Komplex zur Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit“ in der Test-Untersuchung ein negatives Urteil erhielt.
Der Grund: Laut der Eskimo-Studie zur Kinderernährung des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind deutsche Kinder mit Eisen und B-Vitaminen im Normalfall eher über- als unterversorgt.