Ab wann braucht Ihr Kind Fluorid?

Wenn es um die Verabreichung von Fluorid-Tabletten geht, sind viele Eltern verunsichert. Schul- und Alternativmedizinern sowie Kinder- und Zahnärzte haben unterschiedliche Meinungen zur Verabreichung von Fluorid. Häufig wird Fluorid zur Kariesprophylaxe gegeben. Dies sollte zumindest als Zusatz in Zahnpasta lebenslang beibehalten werden. Wir haben in diesem Artikel die wichtigsten Fakten zu Fluorid für Sie zusammengefasst. 

Inhaltsverzeichnis

Verabreichung von Fluorid

Fluoride werden in Zähne und Knochen eingebaut und erhöhen (sofern sie nicht überdosiert werden!) deren Stabilität. Fluorid ist derzeit noch nicht als essenzielles (= notwendiges) Spurenelement anerkannt, findet aber bereits breite Anwendung. So senkt die regelmäßige Zufuhr die Karieshäufigkeit nachweislich um 50 bis 60 Prozent. Den Fluorid-Gegnern ist allerdings beizupflichten, dass Karies keine Fluorid-Mangelkrankheit ist. Trotzdem sind Fluoridgaben wirksam, da sie den Zahnschmelz härten, ihn widerstandsfähiger gegen schädliche Säuren machen und gleichzeitig die Säurebildung der Mundbakterien aus Zucker hemmen. Sind bereits beginnende oberflächliche Kariesherde vorhanden, fördert Fluorid die Einlagerung von Kalziumphosphat aus dem Speichel und damit die „Reparatur“ dieser Stellen. Bei ausgeprägtem Fluoridmangel in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr eines Kindes wurde ein verzögertes Wachstum beobachtet.

Worin ist Fluorid enthalten?

Muttermilch enthält mit 0,005 mg/l (Milligramm pro Liter) nur wenig Fluorid. Der Fluoridgehalt des Trinkwassers liegt in Deutschland zu über 90 Prozent unter 0,25 mg/l. Der Gehalt in Mineralwässern kann allerdings erheblich sein. Bitte beachten Sie: Mineralwasser mit einem Fluoridgehalt über 1 mg/l ist nicht für Ihr Kind geeignet, insbesondere nicht zur Zubereitung von Säuglingsnahrung! Mineralwässer, die als „geeignet zur Zubereitung von Säuglingsnahrung“ ausgewiesen sind, dürfen daher nur noch einen Fluoridgehalt bis 0,7 mg/l (früher bis 1,5 mg/l) aufweisen. Leider ist nur bei 30 Prozent der Mineralwässer der Fluoridgehalt auf der Flasche angegeben. Liegt der Fluoridgehalt über 1,5 mg/l,muss das Wasser als „fluoridhaltig“ gekennzeichnet werden. Die Fluoridaufnahme durch Nahrungsmittel ist eher als gering anzusehen. Reich an Fluorid sind vor allem Walnüsse, Fettfische (Makrele,Hering, Lachs) und Sojaprodukte (auch Säuglingsnahrung auf Sojabasis!).Am meisten Fluorid liefert fluoridiertes Speisesalz (0,25 mg pro Gramm Salz). Babynahrung auf Kuhmilchbasis ist – im Gegensatz zu so genannten bilanzierten Diäten (z. B. bei Stoffwechselkrankheiten)! – nicht mit Fluorid angereichert.

Ist Fluorid schädlich für Ihr Kind?

Das am häufigsten verwendete Natriumfluorid ist das Natriumsalz der Flusssäure; es ist – im Gegensatz zum reinen, gasförmigen Fluor – nicht giftig. Fluoride haben allerdings eine geringe therapeutische Breite, die Gefahr einer Überdosierung ist also recht hoch. Bei vermehrter Zufuhr tritt eine Fluorose auf. Weißliche Schmelzdefekte (Dentalfluorose), die nicht mit einer Erweichung des Zahnschmelzes einhergehen und somit ein kosmetisches Problem sind, treten bei Kindern ab einer langfristigen Zufuhr von 0,1 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (mg/kg/Tag) auf. Daher wird eine tägliche Fluoridzufuhr unter 0,05 mg/kg/Tag empfohlen. Eine Skelettfluorose mit übermäßiger Einlagerung von Fluorid in Knochen und Gelenke, erhöhter Knochenbrüchigkeit sowie Gelenkschmerzen ist erst ab einer Überdosierung von 10 mg und mehr über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren zu beobachten.

Empfehlungen zur sinnvollen Fluorid-Prophylaxe

Die Gabe von Fluoriden verursacht bei Einhaltung der korrekten Dosierung keine Schäden. Daher sollten Sie nicht zu viele verschiedene Methoden der Fluoridzufuhr miteinander kombinieren.Unter Einbeziehung aller derzeit von den verschiedenen Fachgesellschaften erstellten (und nicht immer übereinstimmenden!) Richtlinien empfehle ich Ihnen zur sicheren und praktikablen Fluoridprophylaxe folgendes Vorgehen:

Brauchen Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten Flurid: Nein. Bitte geben SIe Ihrem Kind in dieser Zeit noch kein Fluorid.  Karies entsteht kaum vor dem Zahndurchbruch. Und das Risiko für Zahnschmelzschäden ist  erhöht.

So viel Fluorid braucht Ihr Kind ab dem 7. Lebensmonat bis zum 3. Geburtstag: Geben Sie Fluoridtabletten bzw. Vitamin D plus Fluorid gemäß der Dosierung in der Tabelle unten. Der Vorteil: Bei Tablettengabe haben Sie die genaueste Kontrolle, wie viel Fluorid Ihr Kind bekommt. Ein Nachteil: Tägliche Tabletteneinnahme wird als normal empfunden. Putzen Sie bis zum Alter von 18 Monaten die Zähnchen nur mit Wasser, danach können Sie auch eine fluoridfreie Kinderzahnpasta verwenden. Fluoridhaltige Zahnpasten sind bei Kindern unter 3 Jahren nicht unproblematisch, da bis zu 60 Prozent der Zahnpasta verschluckt werden und in den als Kosmetikprodukt geltenden Zahnpasten der Fluoridgehalt nicht kontrolliert wird.

Ab welchem Alter brauchen Kinder Fluorid-Tabletten?
Alter des Kindesempfohlene Fluoridgesamtzufuhr in mg pro TagDosierung von Fluoridtabletten bei einem Fluoridgehalt des Wassers unter 0,3 mg/lDosierung von Fluoridtabletten bei einem Fluoridgehalt des Wassers von 0,3 – 0,7 mg/l
0 bis 6 Monate0,25
6 – 12 Monate0,500,25
ab 1 bis unter 3 Jahre0,700,25
ab 3 bis unter 6 Jahre1,100,500,25
ab 6 bis unter 8 Jahre1,101,000,50

Brauchen Kinder von 3. bis zum 6. Jahren zusätzlich Fluorid? Verwenden Sie im Haushalt fluoridiertes Speisesalz, darüber nehmen Kinder diesen Alters etwa 0,2 bis 0,3 mg Fluorid pro Tag auf. Enthält Ihr Trink- oder Mineralwasser mehr als 0,7 mg Fluorid pro Liter, verzichten Sie bitte auf fluoridiertes Salz. Lassen Sie Ihr Kind zusätzlich zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta (Fluoridgehalt 250 bis 500 ppm = 0,025 bis 0,05 Prozent) die Zähne putzen. Eine erbsengroße Menge Kinderzahnpasta entspricht etwa 0,13 bis 0,25 mg Fluorid. Nach dem Putzen soll Ihr Kind die Zahnpasta ausspucken.

Wie viel Fluorid braucht Ihr Kind ab dem 6. Geburtstag? Es gelten dieselben Empfehlungen wie für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Lediglich der Fluoridgehalt der verwendeten Zahnpasta sollte nun 1.000 bis 1.500 ppm (= 0,1 bis 0,15 Prozent) betragen. Wenn möglich, sollte Ihr Kind nun nach jeder der drei Hauptmahlzeiten die Zähne putzen.