Stuhlverhalt nach dem Sauberwerden – was tun?

Inhaltsverzeichnis

Mein Sohn wird jetzt bald drei Jahre alt und ist seit ca. zwei Monaten sauber. Das hat von Anfang an ganz gut geklappt, auch nachts. Allerdings hält er den Stuhlgang manchmal tagelang zurück. Die Folge ist, dass der Stuhl sehr hart wird und mein Sohn dabei Schmerzen hat, sodass er ihn noch länger zurückhält (bis zu fünf Tagen). Unser Kinderarzt hat gesagt, dass dies bei der Sauberkeitserziehung öfter vorkommt, und hat meinem Sohn ein Abführmittel (Lactulose) verschrieben. Daraufhin hatte er zwar einen etwas weicheren Stuhl (teils auch flüssig), aber das hat an seiner Einstellung nichts geändert. Ich versuche ihm auch zu erklären, dass es ihm nicht weh tut, wenn er jeden Tag etwas Stuhl hat. Aber das hat auch keinen Erfolg.Was gibt es für Möglichkeiten,meinem Sohn dabei zu helfen?

von Petra K.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Petra,

wie Ihnen Ihr Kinderarzt schon erklärt hat, kommen Probleme mit dem Stuhlgang im Rahmen der Sauberkeitserziehung nicht selten vor, insbesondere bei Jungen. Die Blasenkontrolle gelingt Ihrem Sohn bereits sehr gut, doch hält er den Stuhlgang zurück, obwohl dieser durch das Abführmittel nun weicher ist. Zunächst muss ergründet werden, warum Ihr Sohn den Stuhlgang zurückhält. Stellt er sich zum Wasserlassen hin und mag er beim Stuhlgang nicht auf der Toilette sitzen, weil er vielleicht Angst hat hineinzufallen? Experimentieren Sie mit einem Sitzverkleinerer oder einem Klo-Sitz mit integrierter Stufe. Probieren Sie aus, ob ihm das Töpfchen eher zusagt, oder fragen Sie ihn, ob er für einen begrenzten Zeitraum von vielleicht 14 Tagen nur für das „große Geschäft“ wieder eine Windel anziehen möchte. Er sollte Ihnen dann sagen, wann er „muss“, und bekommt für den Stuhlgang die Windel um, die danach sofort wieder entfernt wird.Wichtig ist jetzt nämlich, dass Ihr Sohn wieder Vertrauen bekommt, dass der Stuhlgang nicht weh tut. Bisher hat er durch den Stuhlverhalt recht harten Stuhlgang gehabt und ihn aus Angst vor Schmerzen weiter zurückgehalten, was das Problem noch verschärft hat. Manche Kinder geraten in einen Zwiespalt, wenn sie ihre mit Stolz produzierte „Wurst“ hinunterspülen sollen, und wollen sie deswegen möglicherweise nicht „hergeben“. Spülen Sie bitte nicht selbst, sondern überlassen Sie das Spülen immer Ihrem Sohn. Gestehen Sie ihm zu, dass er sein Geschäft genau ansehen darf.Werfen Sie deshalb auch erst dann das Toilettenpapier ins Klo, wenn Ihr Sohn Ihnen signalisiert hat, dass es für ihn o.k. ist. Möglicherweise müssen Sie auch jede „Wurst“ gebührend bewundern, wenn bloßes Loben, dass er sie in die Toilette gemacht hat, nicht ausreicht. Lassen Sie außerdem die Reflexe des Darmes für Ihre Zwecke arbeiten. Es gibt den so genannten „gastrokolischen Reflex“.Wenn der Magen nach dem Essen oder durch eine größere Menge Flüssigkeit gedehnt wird, führt dies zu einer Reflexbewegung des Dickdarmes, die den Stuhlgang weiterschiebt und oft auch für Stuhldrang sorgt. Besonders gut funktioniert das meist nach dem Frühstück. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Sohn zu einer bestimmten Tageszeit (zu der er früher meist Stuhlgang hatte, ansonsten nach dem Frühstück) möglichst regelmäßig auf die Toilette oder auf den Topf geht. Geben Sie ihm zuvor, sofern er nicht ohnehin gerade gut gegessen hat, noch ein Glas (200 bis 250 ml) Flüssigkeit zu trinken.Was er trinkt, spielt keine Rolle, Hauptsache, er leert das Glas möglichst vollständig. Damit wird der gastrokolische Reflex angeregt, und der Stuhlgang fällt ihm sicher leichter.

Ich wünsche Ihnen viel Geduld und Ihrem Sohn, dass das „große Geschäft“ bald problemlos klappt wie das Wasserlassen!

Ihre Andrea Schmelz