Wachstumsschmerzen bei Kindern: Typische Symptome und Ursachen!

Wenn Ihr Kind über Schmerzen klagt, steckt oft nichts Ernsthaftes dahinter. Häufig auftretende Wachstumsschmerzen können Sie selbst mit natürlichen Mitteln wirksam behandeln. Doch in manchen Fällen ist eine sofortige Behandlung erforderlich. Hier erhalten Sie die nötigen Informationen über Wachstumsschmerzen bei Kindern und ihren typischen Symptomen. 
Inhaltsverzeichnis

Wachstumsschmerzen bei Kindern

Manchmal ist man unsicher, wenn die lieben Kleinen beim Spazierengehen plötzlich nicht mehr weiter wollen, weil die Füße/Beine „soo wehtun“. Wollen sie nur getragen werden oder steckt wirklich etwas dahinter? In diesen Fällen empfiehlt sich erst einmal ein Blick auf Füße, Strümpfe und Schuhwerk: Ist ein Strumpf herunter gerutscht und drückt? Ist gar schon eine Blase entstanden? Drückt der Schuh oder sitzt er zu locker? Im zweiten Fall haben die Kleinen keinen Halt darin und die Fußmuskulatur ist schnell überanstrengt. Sind Aufschürfungen oder Rötungen (z. B. Druckstellen) zu sehen? Leider ist die Ursache von Schmerzen in den Beinen nicht immer so klar.

Diese Ursachen von Wachstumsschmerzen sollten Sie kennen

Knochen- oder Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen sind ernst zu nehmende Symptome.

Glücklicherweise selten sind die folgenden ernsthaften Ursachen wie:
Gelenkentzündungen im Rahmen von Infektionen (z. B. bei Borreliose, nach Darm- oder Harnwegsinfekten)
eitrige Gelenk- oder Knochenentzündung
dauerhafte Gelenkentzündung (z. B. kindliches Rheuma)
Durchblutungsstörungen (z. B. Hüftkopfnekrose)
Immunerkrankungen, Bluterkrankungen oder Gerinnungsstörungen Tumorerkrankungen

Wachstumsschmerz: Wann müssen Sie zum Arzt?

Grundsätzlich sollten Sie Klagen Ihres Kindes über Schmerzen immer ernst nehmen! Akut auftretende Schmerzen sind häufig durch Verletzungen bedingt. Sie sollten mit Ihrem Kind zum Arzt, um nichts zu übersehen. Das gilt insbesondere dann, wenn…

  • eine Gelenkschwellung oder ein größerer Bluterguss sichtbar ist,
  • eine größere blutende Wunde vorliegt,
  • die Sensibilität eingeschränkt ist (Ihr Kind spürt nicht mehr, wenn Sie es leicht in die große Zehe zwicken oder es kitzeln),
  • Ihr Kind nicht mehr auftreten kann oder
  • schon die passive Bewegung (wenn Sie das Bein Ihres Kindes bewegen) schmerzhaft ist.

Auch bei folgenden Symptomen ist ein sofortiger Arztbesuch angesagt:

  • anhaltende oder wiederholt auftretende Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken,
  • Überwärmung oder Schwellung in einem oder mehreren Gelenken,
  • Humpeln oder Bewegungseinschränkung in einem oder mehreren Gelenken,
  • Gelenkbeschwerden, die mit Fieber einhergehen.

Wichtig bei Wachstumsschmerzen

Auch wenn Wachstumsschmerzen häufig vorkommen und harmlos sind: Hinter den wiederholt auftretenden Schmerzepisoden Ihres Kindes könnte trotzdem eine ernsthafte Ursache stecken! Wachstumsschmerzen sind eine so genannte Ausschlussdiagnose. Das heißt, dass zuerst andere, ernste Ursachen für die Schmerzen ausgeschlossen werden müssen. Lassen Sie Ihr Kind also unbedingt vom Arzt untersuchen, wenn die nächtlichen Schmerzen länger als zwei Wochen anhalten.

In manchen Fällen kann der Kinderarzt nicht mehr weiterhelfen, dann muss ein Spezialist  eingeschaltet werden. Besonders erfahren in der Diagnostik und Therapie orthopädischer Erkrankungen bei Kindern sind spezielle Kinderorthopäden. Unter www.kinderorthopaedie.org im Bereich „Mitglieder“ können Sie eine Liste von kinderorthopäden in ganz Deutschland abrufen.

Typisch für Wachstumsschmerzen: Die nächtliche Plage

Treten bei Ihrem Kind immer wieder mal Schmerzen in den Beinen zur abendlichen Bettgehzeit oder auch mitten in der Nacht auf, sodass es davon aufwacht, handelt es sich meist um Wachstumsschmerzen. Die Schmerzen halten etwa 10 bis 15 Minuten, seltener auch mehrere Stunden an. Sie betreffen beide Beine, treten aber nicht unbedingt gleichzeitig auf. Am häufigsten schmerzen die Unterschenkel oder die Kniegelenke, jedoch können auch Oberschenkel oder Füße betroffen sein. Am folgenden Tag ist Ihr Kind typischerweise wieder quietschvergnügt und völlig schmerzfrei. Auch sind niemals irgendwelche äußeren Anzeichen wie Schwellungen oder Überwärmung eines Gelenkes zu beobachten.

Wachstumsschmerzen sind weit verbreitet: Ein Viertel bis die Hälfte aller Kinder zwischen drei und zehn Jahren leidet daran, oft zwei- bis dreimal im Jahr während einiger Wochen. Daher ist es erstaunlich, dass es in den Lehrbüchern der Kinderheilkunde so wenig Informationen darüber gibt. Folglich hat auch so mancher Kinderarzt keinen Rat für die geplagten kleinen Patienten und ihre mitleidenden Eltern – er kann lediglich beruhigen, dass die Schmerzen irgendwann von allein wieder verschwinden werden.

Gibt es wirklich Wachstumsschmerzen? Tut Wachsen tatsächlich weh?

Quatsch, normales Wachsen tut nicht weh, wiegelt so mancher Experte ab. Sonst müssten ja während des Wachstums auch andere Körperteile schmerzen. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn es ist bekannt, dass in der Zeit, in der solche Schmerzen typischerweise auftreten, besonders die  Extremitäten wachsen. Dabei sind speziell die kniegelenksnahen Wachstumsfugen zu zwei Dritteln am gesamten Beinwachstum beteiligt – kein Wunder also, wenn dort besonders häufig Schmerzen auftreten. 

Die genaue Ursache der Wachstumsschmerzen ist noch unbekannt. Vermutet wird eine Dehnung von Sehnen und Bändern, die nicht so schnell mitwachsen, wenn sich die Knochen während der nächtlichen Mini-Wachstumsschübe um 0,2 Millimeter pro Tag ausdehnen. Möglicherweise gehen die Schmerzen aber auch auf Überanstrengung oder eine Dehnung der schmerzleitenden Nerven in der nervenreichen Knochenhaut zurück.

Schüßler-Salze vertreiben die fiesen Wachstumsschmerzen

Wenn Ihr Kind abends oder nachts vor Schmerzen weint, braucht es als erste Hilfe viel Zuwendung und eine Wärmflasche auf die schmerzende(n) Stelle(n). Oft genügt das schon, um seine Schmerzen zu lindern. Wenn nicht, können Sie ihm mit einer der folgenden Maßnahmen sicher helfen:

  • Ein warmes Bad wirkt oft noch besser als eine Wärmflasche.
  • Erleichterung bringt auch eine sanfte, kreisende Beinmassage. Unterstützend können Sie dabei Johanniskrautöl (z. B. Jukunda-Rotöl) oder Arnikasalbe einmassieren.
  • Homöopathisch ist häufig Guaiacum D6 sehr hilfreich. Geben Sie Ihrem Kind abends 5 Globuli und, falls es aufgrund von Wachstumsschmerzen nachts aufwacht, ein bis zwei weitere Gaben nachts.
  • Erfolg versprechend ist auch eine Behandlung mit Schüßler-Salzen: Bei akuten Schmerzen geben Sie Ihrem Kind anfangs alle 15 Minuten, bei Nachlassen der Schmerzen bis zu ihrem Verschwinden dann stündlich 1 Tablette Calcium phosphoricum D6. Zur Vorbeugung können Sie mehrere Wochen lang täglich über den Tag verteilt 10 Tabletten Calcium phosphoricum D6 und 5 Tabletten Calcium carbonicum D6 geben. Reiben Sie Ihrem Kind abends vor dem Schlafengehen beide Beine mit Biochemischer Salbe Nr. 2 (enthält ebenfalls Calcium phosphoricum) ein und massieren Sie ihm eventuell die Beine anschließend noch für einige Minuten. 
  • Schmerztherapeuten der Vestischen Kinderklinik Datteln haben ein spezielles Stretching zur Dehnung der Oberschenkel- und Wadenmuskulatur entwickelt, von dem viele kleine Patienten sehr profitieren. 

Stretching gegen Wachstumsschmerzen

Machen Sie die folgenden Übungen abends im Bett mit Ihrem Kind. Wiederholen Sie jede Dehnung 20-mal (oder so lange Ihr Kind eben mitmacht) und halten Sie sie jeweils für 10 bis 20 Sekunden. Die Dehnübungen sollen Ihrem Kind nicht unangenehm sein, daher bitte vorsichtig drücken!

  1. Ihr Kind liegt auf dem Bauch. Drücken Sie seine Fersen nacheinander in Richtung Po (siehe Abbildung 1).
  2. Ihr Kind liegt auf dem Bauch und streckt die Unterschenkel senkrecht nach oben, sodass seine Fußsohlen Richtung Decke zeigen. Drücken Sie nacheinander  mit der flachen Hand auf seine Fußsohlen und überstrecken Sie sie leicht nach unten (siehe Abbildung 2).
  3. Ihr Kind liegt mit gestreckten Beinen auf dem Rücken. Drücken Sie nacheinander seine Füße in Richtung Körper (siehe Abbildung 3).
  4. Ihr Kind liegt auf dem Rücken. Drücken Sie abwechselnd jedes der gestreckten Beine in Richtung Brust (siehe Abbildung 4).

Schmerzhaft, aber harmlos: der Hüftschnupfen

Der so genannte Hüftschnupfen (Coxitis fugax = flüchtige Hüftgelenksentzündung) ist die häufigste Hüfterkrankung im Kindesalter. Er tritt vor allem bei Kindern zwischen drei und acht Jahren auf, kann aber auch Kleinkinder betreffen. Jungen erwischt es häufiger als Mädchen. Die genaue Ursache des Hüftschnupfens ist bislang unbekannt. Man vermutet, dass ein vorangegangener Virusinfekt (z. B. Erkältung oder Darminfekt) durch Immunprozesse zu einer vorübergehenden Entzündung der Hüftgelenkskapsel führt. Der betreffende Infekt kann zwei bis drei Wochen zurückliegen, sodass man sich nicht gleich daran erinnert. 

Plötzlich mag Ihr Kind nicht mehr gehen, weil es starke Schmerzen in der Hüfte oder im Knie hat. Auch wenn ausschließlich das Hüftgelenk betroffen ist, treten die Schmerzen nicht selten im Knie auf. Manche betroffenen Kinder lassen sich oftmals aufgrund der heftigen Schmerzen nur noch tragen oder beginnen wieder zu krabbeln, andere hinken deutlich sichtbar. Die Beweglichkeit der erkrankten Hüfte mit Hüftschnupfen kann eingeschränkt sein, insbesondere das Einwärtsdrehen des Beines. Trotz der heftigen Schmerzen ist das Allgemeinbefinden des Kindes gut, es hat in der Regel kein FieberBitte gehen Sie immer zum Kinderarzt, um keine ernsthafte Erkrankung zu übersehen! Der Arzt kann durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen, ob es sich tatsächlich nur um einen Hüftschnupfen handelt. Meist lässt sich – durch die Flüssigkeitsansammlung im Hüftgelenk – ein verbreiterter Gelenkspalt nachweisen.

Der Hüftschnupfen heilt ohne besondere Behandlung innerhalb weniger Tage folgenlos ab. Wichtig ist nur, dass Ihr Kind sich einige Tage lang schont und ruhig im Bett oder auf dem Sofa liegen bleibt. Daher kann es ungünstig sein, dem kleinen Patienten die Schmerzen mit einem Schmerzmittel zu nehmen. Tut nämlich das Bein nicht mehr weh, halten sich kleine Wirbelwinde natürlich nicht mehr ruhig. Schmerzlindernd wirkt folgende Schonhaltung: Lassen Sie Ihr Kind auf dem Rücken liegen. Das  schmerzende Bein wird im Knie leicht gebeugt seitlich auf einem Kissen oder einer  zusammengefalteten Decke gelagert, sodass das Knie etwas nach außen zeigt.

  • Wichtig bei Hüftschnupfen:

    Ein Hüftschnupfen sollte nach 10 Tagen abgeklungen sein. Ist das nicht der Fall, steckt oft etwas anderes dahinter! In Frage kommen unter anderem eine eitrige Hüftgelenksentzündung oder die nachfolgend beschriebene Hüftkopfnekrose. Auch ein kindliches Rheuma kann sich erstmals mit Beschwerden im Hüftgelenk äußern. Bestehen Sie auf einer diagnostischen Abklärung!

Absolut ernst: die Hüftkopfnekrose (Morbus Perthes)

Die Hüftkopfnekrose ist ein seltenes, aber schwerwiegendes Krankheitsbild, bei dem einer oder beide Köpfe der Oberschenkelknochen (auch als Hüftkopf bezeichnet) vermutlich aufgrund einer Durchblutungsstörung absterben. Am häufigsten sind Kinder im Alter zwischen vier und sieben Jahren betroffen, jedoch kann die Hüftkopfnekrose zwischen dem dritten und zehnten Lebensjahr beginnen. Jungen sind 4- bis 5-mal häufiger betroffen. Auf diese Warnzeichen sollten Sie achten:

  • Hinken oder Schmerzen in der Hüfte
  • deutlich eingeschränkte Beweglichkeit der Hüfte (insbesondere sind das Einwärtsdrehen und Abspreizen des betroffenen Beins eingeschränkt)
  • Symptome bestehen über mehrere Wochen

Achtung: Eine eindeutige Diagnose kann anfangs trotz Röntgenbild oft nicht gestellt werden, weil sich die typischen Veränderungen im Röntgenbild häufig erst einen Monat nach Beginn der Beschwerden nachweisen lassen!

Der Verlauf vom Beginn bis zum Endstadium der Erkrankung beträgt mindestens zwei Jahre. Es besteht ein erhebliches Risiko für eine spätere Arthrose (Gelenkverschleiß) von bis zu 80 Prozent. Die Arthrosebeschwerden zeigen sich immer erst nach dem Abschluss des Wachstums. Bei jüngeren Kindern verläuft das Krankheitsbild allerdings oft günstiger.

Je nach Schweregrad der Erkrankung sind intensive Krankengymnastik (über Jahre hinweg), entlastende Gehstützen oder auch Bettruhe erforderlich. Lässt sich damit die Zerstörung des Hüftkopfes nicht aufhalten, werden operative Maßnahmen erforderlich (eventuell sind sogar mehrere Operationen nötig).