ADHS im Alltag: 6 Tipps mit denen Sie Ihr Kind sinnvoll unterstützen

Der Alltag mit einem ADHS-Kind ist voll von Aufforderungen, Wiederholungen und Mahnungen. Normale Abläufe wie Aufstehen, Waschen, Anziehen, Essen, Aufräumen oder das abendliche Zubettgehen entwickeln sich regemäßig zu Kraftproben. Mit welchen Strategien Sie aus dieser Spirale wieder herausfinden und Ihr Kind im Alltag sinnvoll unterstützen, verrate ich Ihnen in diesem Beitrag. 
Inhaltsverzeichnis

ADHS-Kinder sinnvoll unterstützen

Eine klare Tagesstruktur ermöglicht es Ihrem Kind, sich zu strukturieren und damit selbst zur Ruhe zu kommen. Darüber hinaus fördern gemeinsame verlässliche Rituale (gemeinsame Mahlzeiten, vorlesen) die Beziehung zu Ihrem Kind. Meine Tipps:
  • Erstellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Tages- und einen Wochenplan mit einem festen Ablauf. Je nach Alter des Kindes kann das schriftlich oder in Bildern festgehalten werden.
  • Planen Sie genügend Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Ruhephasen ein.
  • Vereinbaren Sie feste Zeiten und Plätze für das Erledigen von Hausaufgaben und Pflichten.
  • Hängen Sie die Pläne an einem gut sichtbaren Ort auf.
  • Wenn Ihr Kind noch kein Zeitgefühl hat, kann ein Wecker bei der Umsetzung des Plans helfen. Er klingelt, wenn eine Phase des Tages abgeschlossen ist, z. B. nach 20 Minuten Hausaufgaben.

2. Stellen Sie klare Regeln beim Essen auf

Die meisten Kids ziehen eine Portion Pommes mit Ketchup einer gesunden Mahlzeit vor. Bei Kindern mit ADHS ist diese Auswahl meist noch extremer: Manche essen nur ein oder zwei Lebensmittel und verweigern alles andere. Auch die Situation am Esstisch ist für Kinder mit ADHS eine Herausforderung. Still sitzen, sich „benehmen“, mit Messer und Gabel umgehen und die Konzentration auf das Essen: All das fällt ihnen schwer. Meine Tipps:
  • Bauen Sie regelmäßige Essenszeiten in den Tagesplan ein.
  • Wenn Ihr Kind zu wenig gesunde Sachen isst, können Sie das Gemüse auch verstecken, z. B. pürierte Paprika in der Tomatensauce.
  • Machen Sie am Tisch feste Sitzplätze aus. Ihr Kind sitzt am besten neben Ihnen. So sind Sie ganz in seiner Nähe und haben alles im Blick.
  • Vereinbaren Sie feste Tischregeln. Dabei gilt: Lieber wenige Regeln, dafür aber konsequent eingehalten.
  • Verzichten Sie beim Essen auf unnötige Ablenkungen wie Fernseher, Telefon oder Radio.

3. Hausaufgaben: So helfen Sie richtig

Die Hausaufgaben sind für viele Kinder mit ADHS die stressigste Zeit des Tages: Langes Stillsitzen, „öde“ Pflichtaufgaben und ellenlange Zahlenreihen erscheinen ihnen schnell wie ein „unbezwingbares Grauen“. Auch für Sie als Eltern werden die Hausaufgaben schon bald zur Geduldsprobe: Ständiges Ermahnen, Aufpassen und Überwachen führen oft zu einem handfesten Streit oder den gefürchteten Wutausbrüchen. Meine Tipps:
  • Bleiben Sie in der Nähe, wenn Ihr Kind Hausaufgaben macht.
  • Ihr Kind sollte immer am gleichen Arbeitsplatz sitzen. Der Platz sollte schon am Abend zuvor aufgeräumt werden und möglichst leer sein.
  • Eine regelmäßige Hausaufgabenzeit – etwa nach dem Mittagessen – hilft, die Hausaufgaben als festen Tagestermin zur Gewohnheit werden zu lassen.
  • Vereinbaren Sie klare Regeln für die Hausaufgaben: kein Spielen, Essen, Telefonieren oder andere Ablenkungen während dieser Zeit.
  • Planen Sie feste Mini-Pausen ein, z. B. jede halbe Stunde 5 Minuten Pause. Nach einer Stunde sollte Ihr Kind eine längere Pause von 15 Minuten machen.
  • Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich bemüht und anstrengt, auch wenn die Ergebnisse vielleicht noch zu wünschen übrig lassen.

4. Das Aufstehen ist eine besonders schwierige Prozedur

Für viele Kinder mit ADHS ist das Aufstehen eine besonders schwierige Prozedur. Denn gerade morgens muss Ihr Kind in kurzer Zeit viele Aufgaben erledigen. Meine Tipps:
  • Auch hier helfen feste Strukturen und ein „Morgenplan“. Überlegen Sie: – Was muss erledigt werden? (z. B. waschen, Zähne putzen, anziehen, frühstücken) – Wie viel Zeit braucht mein Kind dafür? (z. B. waschen und Zähne putzen: 10 Minuten, anziehen: 10 Minuten, frühstücken: 20 Minuten) – Wann muss mein Kind aufstehen? (Planen Sie immer noch etwas Zeitpuffer ein)
  • Gut sichtbar aufgehängt, kann Ihr Kind mit dem Morgenplan immer wieder kontrollieren, ob es noch gut „in der Zeit liegt“.
  • Versuchen Sie, den Zeitplan jeden Morgen einzuhalten. Wenn die Prozedur immer gleich abläuft, gewöhnt sich Ihr Kind daran und es fällt ihm leichter, die festgelegten Zeiten einzuhalten.
  • Bekommt Ihr Kind genügend Schlaf? Wenn es morgens müde und unausgeschlafen ist, kann ein guter Start in den Tag nicht klappen. Probieren Sie aus, mit welcher Schlafdauer es morgens ausgeschlafen erscheint, und planen Sie den Abend entsprechend.

5. Das Schlafengehen kann ein großer Problempunkt sein

Die meisten Kinder möchten abends lieber noch mit den Erwachsenen aufbleiben, anstatt ins Bett zu gehen. Bei ADHS-Kindern kann das Schlafengehen zu einem großen Problempunkt werden. Viele Kinder haben Schwierigkeiten, abends „runterzukommen“ und die nötige Ruhe zum Einschlafen zu finden. Meine Tipps:
  • Helfen Sie Ihrem Kind, das abendliche Ins-Bett-Gehen mit etwas Angenehmen zu verbinden. Führen Sie ein Abend-Ritual ein, das Ihrem Kind gefällt, z. B. eine Gute-Nacht-Geschichte oder eine Kuschelzeit.
  • Auch am Abend hilft es, den Ablauf zu planen und immer gleich zu gestalten. Überlegen Sie: – Wann sollte mein Kind eingeschlafen sein? – Was muss mein Kind vorher erledigen und wie lange dauern die einzelnen Dinge? – Wie lange soll das Abendritual dauern? – Rechnen Sie von der Schlafenszeit die benötigte Zeit zurück, und beginnen Sie dementsprechend früh mit dem abendlichen Zubettgehen.
  • Zu laut oder zu leise: Manche Kinder wachen vom kleinsten Geräusch auf, andere können Stille und Dunkelheit kaum aushalten. Je nachdem sollten Sie das Kinderzimmer gestalten. Bei einem reizempfindlichen Kind sollte der Raum dunkel und ruhig sein. Fällt Ihrem Kind dagegen die Reizarmut schwer, kann ein Nachtlicht oder eine Lichtlampe, die bewegliche Schatten wirft, helfen.

6. Geben Sie klare Anweisungen

„Zieh dir die Schuhe an“, „Mach deine Hausaufgaben“, „Beeil dich doch“: Wenn Sie sich einmal kritisch betrachten, sprechen Sie wahrscheinlich häufig in solchen Sätzen zu Ihrem Kind. Leider sind sie nur selten effektiv. Wie aber können Sie Ihrem Kind Anweisungen geben, die es dann auch befolgt? Meine Tipps:
  • klare Anweisungen geben Sicherheit und Orientierung. Überlegen Sie sich daher zunächst, was Sie genau von Ihrem Kind wollen.
  • Versichern Sie sich, dass Ihr Kind Ihnen wirklich zuhört. Stellen Sie Blickkontakt und eventuell auch Körperkontakt (z. B. leichtes Berühren am Arm) her.
  • Sprechen Sie freundlich und mit fester Stimme in klaren, kurzen Sätzen, die sich immer nur auf einen Auftrag beziehen sollten.
  • Benennen Sie genau, was Sie sich von Ihrem Kind wünschen („Ich möchte, dass du deinen Teller wegräumst“ oder „Ich möchte, dass du dir jetzt die Zähne putzt“).
  • Lassen Sie Ihr Kind die Aufforderung wiederholen.
  • Wenn Ihr Kind mault, gehen Sie erst mal nicht darauf ein, sondern warten Sie ab. Diskutieren Sie Ihre Aufforderung nicht.