ADHS-Kinder denken anders
Erstaunlicherweise finden sich bei Kindern mit ADHS Parallelen zur Denkweise hoch begabter Kinder. Wie sich dies auf Wahrnehmung und Informations-Verarbeitung auswirkt und was Ihrem Kind hilft, sich besser zu konzentrieren, lesen Sie hier.
ADHS bei Kindern
Jeffrey Freed, ein gefragter Kindertherapeut in den USA, arbeitet seit den 80er Jahren mit hoch begabten, aber auch ADHS-Kindern und kam zu dem Schluss, dass bei beiden Gruppen von Kindern eine Rechtshirndominanz vorliegt.ADHS: Was ist eine Rechtshirndominanz?
Dies bedeutet, dass die rechte Gehirnhälfte stärker aktiviert ist als die linke. Daraus ergibt sich ein visueller Wahrnehmungsstil. Rechtshirndominante Kinder denken räumlich und dreidimensional, speichern Informationen quasi in Bildern und haben sofort ein Bild vor Augen, wenn sie sich an etwas erinnern. Die Informationsverarbeitung ist intuitiv und weniger logisch als bei Kindern mit Linkshirndominanz. Deshalb sind rechtshirndominante Kinder auch eher unorganisiert (bis chaotisch), impulsiv und haben Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Regeln, sind dafür aber in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Oft ist es geradezu erforderlich, dass sie sich in Bewegung befinden, um aufmerksam sein zu können und Neues aufzunehmen! Sie sehen das Ganze und gehen erst dann ins Detail, während „Linkshirner“ sich von Einzelinformationen zum Ganzen vorarbeiten. Letztere profitieren von Schritt-für-Schritt-Anleitungen und lernen durch Versuch und Irrtum (z. B. beim Erlernen des Radfahrens), während „Rechtshirner“ am besten mit Abbildungen klarkommen und sich neue Fertigkeiten am leichtesten dadurch aneignen, indem sie anderen dabei zusehen. Rechtshirndominante Kinder sind sehr kreativ und oft ausgesprochen musisch oder künstlerisch begabt.ADHS-Kinder brauchen Unterstützung
Spätestens in der Schule, die eher eine Welt der Worte denn der Bilder ist und Informationen überwiegend akustisch vermittelt (also vorwiegend dem Wahrnehmungsstil linkshirndominanter Kinder entspricht), haben „Rechtshirner“ häufig mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Da sie außerdem sozusagen „auf allen Kanälen“ hypersensibel sind und weil Berührungsreize, optische und akustische Reize ungefiltert auf sie einströmen, werden sie von der sprichwörtlichen „Fliege an der Wand“ abgelenkt und können sich dann nicht mehr konzentrieren. Üben Sie keinen Druck auf Ihr Kind aus und treiben Sie es nicht zu besseren Leistungen an, da dies häufig zu einer Verweigerungshaltung führt.„Rechtshirner“ sind von Haus aus schon perfektionistisch veranlagt und versuchen, die in sie gesetzten Erwartungen bestmöglich zu erfüllen. Loben Sie seine Stärken und sehen Sie über Schwächen hinweg. Hat Ihr Kind z. B. als Erstklässler Schreibübungen zu machen, sieht vielleicht kein Buchstabe so aus wie der andere und schon gar nicht so wie die Vorlage – alle tanzen schief und krumm über die Seite. Suchen Sie den besten Buchstaben heraus und ermuntern Sie Ihr Kind z. B. so: „Dieser Buchstabe sitzt aber wirklich prima gerade auf der Zeile. Schreib doch bitte noch zwei so toll geradesitzende Buchstaben. Ich weiß, dass du das schaffst!“ Vermeiden Sie jede Ablenkung! Ihr Kind braucht einen ruhigen und eher „langweiligen“, also möglichst spartanisch eingerichteten, ordentlichen Raum, der ihm wenig Fremdreize bietet, die es von seiner eigentlichen Aufgabe ablenken. Erlauben Sie Ihrem Kind, sich beim Denken zu bewegen, da es so oft besser lernen und sich konzentrieren kann. Unterstützen Sie Ihr Kind durch Bilder oder farbige Markierungen. Beim Lesenlernen hilft ihm z. B. der Finger, sich auf die Stelle, die es gerade liest, zu konzentrieren.Mehr zum Thema
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