So erkennen Sie ADHS bei Ihrem Kind!

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom verunsichert nach wie vor viele Eltern mit unkonzentrierten Kindern. Welche Symptome auf ADHS hinweisen und wie Sie Hyperaktivität bei Ihrem Kind erkennen, lesen Sie in unserem Artikel! 
Inhaltsverzeichnis

Symptome von Hyperaktivität

Allen Formen gemeinsam ist die Unaufmerksamkeit. Kinder mit ADHS können sich schlecht auf nur eine Sache konzentrieren bzw. nur für eine kurze Zeitspanne. Ein verändertes Aktivitätsniveau kann sich als Hyperaktivität mit ausgeprägter Unruhe (kann nicht still sitzen, springt immer wieder auf) oder als Verträumtheit äußern (starrt Löcher in die Luft, wirkt abwesend). Oft leiden die Kinder unter Schlafstörungen mit fehlender Traumerinnerung. Hyperaktive Kinder sind sehr impulsiv und handeln, ohne nachzudenken, können nicht (ab)warten und leben Gefühle sofort aus. Auffällig ist eine ausgeprägte Vergesslichkeit. Besonders alltägliche und/oder wenig spannende Dinge werden häufig vergessen, das Kind verliert öfter seine Sachen und hat ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. ADHS-Kinder wirken meist etwas chaotisch, sind sehr sprunghaft und können selbst relativ einfache Anweisungen oft nicht in der richtigen Reihenfolge ausführen. Regeln einhalten fällt ihnen sehr schwer. ADHS-Kinder sind sehr eigensinnig, wollen meist ihren Willen durchsetzen (Kleinkinder haben eine lange und heftige Trotzphase!) und diskutieren gerne über alles und jedes, was nicht nach ihrem Kopf geht (besonders elterliche Anweisungen!). Ausgeprägte Stimmungsschwankungen sind an der Tagesordnung. Gerade eben war noch alles eitel Sonnenschein, und bereits im nächsten Moment rastet das Kind wegen einer Nichtigkeit (aus Erwachsenensicht) förmlich aus. Es kann Enttäuschungen jedoch relativ gut wegstecken und ist auch nicht nachtragend. Das Sozialverhalten ist oft katastrophal. ADHS-Kinder können sich selbst, aber auch andere schlecht einschätzen. Dadurch treten häufig Missverständnisse auf. Die Integration in eine Kindergruppe (z. B. im Kindergarten) ist schwierig. Betroffene Kinder geraten oft in die Position eines Außenseiters und finden schwer Freunde. Dadurch ist ihr Selbstwertgefühl nicht selten „angeknackst“. Viele Ermahnungen durch Eltern und Erzieherinnen, häufige Missgeschicke und kleinere Unfälle tragen ein Übriges dazu bei. Zudem sind die meisten ADHS-Kinder hochsensibel, was die Problematik noch verschärft. Welche Anzeichen bereits im Kleinkindalterauf eine ADHS hindeuten können, zeigt Ihnen unsere Übersicht. Bitte beachten Sie, dass einerseits die genannten Zeichen auch bei ganz „normalen“ Kindern auftreten, andererseits ein ADHS-Kind z. B. im Säuglingsalter auch völlig unauffällig und zufrieden gewesen sein kann! Weist Ihr Kind jedoch nahezu alle der genannten Merkmale in starker Ausprägung auf, sollte zumindest an eine ADHS gedacht werden.

ADHS bei Babys und Kleinkindern erkennen:

Symptome im Säuglingsalter Symptome im Kleinkindalter
  • Schreibaby (schreit ungewöhnlich viel und ausdauernd, oft auch besonders schrill)
  • viel wach, unruhig, immer in Bewegung
  • schreckhaft
  • quengelig, reizbar, wird schnell wütend
  • kann auch nicht für kurze Zeit ohne Kontakt zur Mutter sein, will ständig getragen werden
  • schläft wenig und schlecht (vor allem Probleme beim Einschlafen), unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
  • lehnt Schmusen meist ab
  • motorische Entwicklung eventuell verzögert, Krabbeln wird nicht selten übersprungen
  • oft Schwierigkeiten beim Stillen oder Fläschchengeben
  • ausgeprägte und lange Trotzphase, wirft sich bei trotzanfällen häufig auf den Boden
  • weint schnell und viel, auch bei der geringsten Frustration
  • immer in Bewegung, kaum zu bremsen, hat anscheinend keine Angst, irgendwo herunterzufallen oder zu stürzen
  • braucht wenig Schlaf, gewöhnt sich bereits früh den Mittagsschlaf ab (ab dem 2. Lebensjahr)
  • ständig am Rockzipfel der Mutter, da Kind sich nicht allein beschäftigen kann
  • Spielzeug wird häufig zweckentfremdet, z.B. als Wurfgeschoss
  • Spielzeug, das Ausdauer und Planung erfordert (wie Lego, Puzzles), ist wenig beliebt, Bauwerke werden sofort wieder zerstört
  • redet fast ohne Unterbrechung, plappert dazwischen
  • motorisch oft ungeschickt: viele Stürze, verschüttet oft etwas, malt und zeichnet ungern, hält Stift verkrampft und drückt zu fest auf
  • stört häufig andere Kinder, kann nicht mit anderen spielen, findet schwer Freu

Wie wird ADHS festgestellt?

Die Übergänge zwischen einem sehr lebhaften „normalen“ Kind und einem ADHS-Kind sind fließend. Nicht jedes sehr lebhafte und/oder „schwierige“ Kind hat ADHS! Leider gibt es keinen einzelnen, zuverlässigen Test oder eine bestimmte Messung bzw. Laboruntersuchung,mit der die Diagnose ADHS sicher gestellt werden könnte. Ein gängiges Hilfsmittel zur Diagnostik ist die Conners-Skala (siehe unten). Es ist die Summe der Einzelbeobachtungen mehrerer Bezugspersonen über einen längeren Zeitraum hinweg, die die Diagnose ADHS wahrscheinlich macht.
Mein Tipp: Erkennung von Hyperaktivität!
Ein erfahrener und guter Kinderarzt oder -psychiater stellt die Diagnose erst nach mehreren Sitzungen und einer gründlichen körperlichen Untersuchung inklusive einer Blutuntersuchung (Blutbild, Leber-, Schilddrüsenwerte, Blutzucker, Urinuntersuchung). Er beurteilt das Kind anhand standardisierter Tests bezüglich Intelligenz, Gedächtnis, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit.
Die Diagnose ADHS sollte nicht vor dem vierten Lebensjahr gestellt werden. Kleinkinder haben natürlicherweise einen starken Bewegungsdrang, machen eine mehr oder minder ausgeprägte Trotzphase durch und wollen natürlich alles ausprobieren, ohne dass es sich um eine ADHS handeln muss.

Conners-Skala zur Diagnostik von ADHS

Der Fragebogen nach Conners (siehe unten) dient sowohl der Diagnostik als auch der  Verlaufsbeurteilung bzw. des Therapieerfolges bei ADHS. Darin werden die wichtigsten Symptome von Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen abgefragt. Es ist sinnvoll, dass nicht nur Sie als Mutter oder Vater den Fragebogen ausfüllen, sondern – unabhängig vom Ergebnis Ihrer Beurteilung – auch Ihr Ehe- bzw. Lebenspartner sowie weitere Personen, die intensiveren Kontakt zu Ihrem Kind haben wie z. B. Kindergärtnerinnen oder die Tagesmutter.
Verhaltensbeobachtung Ausmaß der Ausprägung
überhaupt nicht (0 Punkte) ein wenig (1 Punkt) ziemlich (2 Punkte) sehr stark (3 Punkte)
rastlos, unruhig, dauernd in Bewegung O O O O
reizbar, impulsiv O O O O
stört andere Kinder O O O O
kurze Aufmerksamkeitsspanne, beginnt vieles und führt es nicht zu Ende O O O O
zappelt andauernd O O O O
unaufmerksam, leicht abzulenken O O O O
kann nicht warten, leicht enttäuscht, schnell frustriert O O O O
weint schnell O O O O
Stimmung wechselt schnell und drastisch O O O O
neigt ztu Wutausbrüchen, ist “explosiv” und unberechenbar O O O O

So testen Sie ob Ihr Kind an ADHS leidet!

Kreuzen Sie bitte jeweils an, wie stark die aufgeführten Verhaltensweisen auf Ihr Kind zutreffen, und addieren Sie dann die erzielten Punkte, die je nach Ausprägung des Verhaltens von „überhaupt nicht“ = 0 Punkte bis „sehr stark“ = 3 Punkte reichen.

Testauswertung:

Erreicht Ihr Kind 15 oder mehr Punkte, ist die Diagnose ADHS wahrscheinlich; sie muss jedoch durch weitere Tests bei Ihrem Kinderarzt, einem Kinderpsychiater oder Psychologen gesichert werden.