Freizeitgestaltung für Kinder: Wie viel kann mein Kind verkraften?

So unterschiedlich Kinder sind, so verschieden sind auch ihre Interessen. Manche können nicht genug bekommen und möchten am liebsten jeden Nachmittag einen anderen Kurs besuchen. Andere hingegen mögen es ruhiger und verbringen ihre Freizeit lieber zu Hause: allein oder mit Freunden. Doch wann ist ein Kind mit seiner Freizeitgestaltung überfordert? 

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Freizeitgestaltung für Kinder

ein bisschen Sportverein und vielleicht ein Schwimmkurs. Bei den meisten Kindern war’s das auch schon. Mit der Einschulung wird die Freizeit wichtiger, nicht zuletzt auch, weil der Freundeskreis wächst. Plötzlich gibt es ein großes Angebot im Nachmittagsbereich, das speziell auf Kinder zugeschnitten ist. Öffentliche und private Vereine bemühen sich verstärkt um Kinder, damit sie ihre Angebote durchführen können, schließlich wird der Nachwuchs in Deutschland knapp. Kampfsportarten, Musikinstrumente, Sprachen, Mannschaftssport und das bei Mädchen so beliebte Reiten oder eine Tanzform zählen zu den Rennern unter den Grundschulkindern. Parallel dazu steigen aber auch die Anforderungen in der Schule.

Kinder brauchen Zeit zum freien Gestalten

Nicht alle Kinder beherrschen die Lerninhalte spielerisch und machen die Hausaufgaben mit links. Ein Rundum-Angebot ist für sie einfach zu viel. Viele Jungen und Mädchen müssen sich auch nachmittags mit dem Unterrichtsstoff beschäftigen, haben also nicht unendlich viel Zeit für ihre Hobbys. Außerdem ist es auch wichtig, dass Kinder unverplante Zeit haben, in der sie ihren Gedanken nachhängen, träumen und sich erholen können. Um herauszufinden, in welchem Umfang Ihr Kind seine Freizeit mit Angeboten füllen sollte, haben wir eine praktische Checkliste entwickelt.

Geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich an die Schule zu gewöhnen

In den ersten Monaten des ersten Schuljahres haben fast alle Kinder sehr viel damit zu tun, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Zur gleichen Zeit auch mit einem neuen Hobby zu beginnen, ist keine gute Idee. Wichtiger ist, dass Ihr Kind seine Klassenkameraden kennenlernt und sich an die Regelmäßigkeit des Schulalltags und der Hausaufgaben langsam gewöhnt. Nach den Herbstferien, wenn langsam Routine eingetreten ist, sieht das schon anders aus. Bei der Wahl des Freizeitangebots sollten Sie sich trotzdem etwas Zeit lassen und darüber nachdenken, wo Ihr Kind gut aufgehoben ist.

Fragen bei der Wahl des Freizeitangebots für Ihr Kind:

  • Lassen sich die Termine problemlos mit dem Stundenplan und einer eventuellen Hausaufgabenbetreuung vereinbaren?
  • Beschränkt sich das Angebot auf einen Termin in der Woche oder sind zwei oder drei vorgesehen, zum Beispiel beim Fußballtraining?
  • Kommen zu den wöchentlichen Terminen noch spezielle Wochenend-Ereignisse hinzu, beispielsweise Turniere oder Wettkämpfe?
  • Fallen zusätzlich Fahrtzeiten an, weil das Angebot nicht vor Ort vorhanden ist?
  • Trifft Ihr Kind bei der Ausübung seines Hobbys Freunde oder muss es noch weitere Zeit einplanen, um Klassenkameraden zu treffen?
  • Ist das Freizeitangebot eher spielerisch, oder steht hier auch schon ein Leistungsgedanke im Vordergrund?
  • Kann Ihr Kind nach einer Testphase problemlos aus dem Freizeitangebot aussteigen, oder ist es durch einen Vertrag an eine lange Laufzeit gebunden?

Vermeiden Sie Leistungsdruck in der Freizeit

Wenn Ihr Kind körperlich stabil ist, keine Leistungsprobleme hat und nach dem Unterricht nicht erschöpft wirkt, spricht nichts gegen ein breit gefächertes Freizeitangebot am Nachmittag, das aber rein spielerisch sein sollte. Gerade in der Grundschule ist es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich vielfältig zu betätigen, ohne unter Druck zu stehen. Das heißt natürlich nicht, dass Ihr Kind alle vier Wochen sein Hobby je nach Laune wechseln sollte.

Nach einer Schnupperstunde sollte ein Grundschulkind durchaus in der Lage sein, sich für mehrere Monate auf eine Freizeitbeschäftigung einzustellen. Stellt sich dann heraus, dass das Interesse Ihres Kindes geringer wird, sollte es sich nach einer angemessenen Zeit (etwa sechs Monate) ein anderes Hobby aussuchen dürfen. Hier müssen Eltern abwägen, ob ihr Kind stärker von der Vielfalt der ausprobierten Hobbys oder dem langfristigen Ausüben einer Freizeitbeschäftigung profitiert.

  • Beispiel: Samuel ist ein begabter Tischtennisspieler, der zweimal in der Woche im Verein trainiert. Sein Trainer hält ihn für so talentiert, dass er ihn für eine Fördergruppe empfiehlt. Samuel, der nach den Ferien in die 4. Klasse kommt, ist begeistert. Zusätzlich zu seinem Heimatverein besucht er nun einmal wöchentlich ein Begabtentraining in der nächstgrößeren Stadt. Am Wochenende kommen Wettkämpfe hinzu, sodass Samuel vier bis fünf Tage in der Woche mit seinem Hobby beschäftigt ist. Tischtennis wird für Samuel immer wichtiger, und oft hat er nicht mehr genug Zeit, sich auf immer schwierigere Klassenarbeiten vorzubereiten. Seine Noten werden schlechter.

Das Hobby muss sich den schulischen Anforderungen anpassen

In unserem Beispiel entwickelt das Hobby eine Eigendynamik, der sich die Familie kaum entziehen kann. Die sportlichen Erfolge sind toll, gehen aber zu Lasten der schulischen Leistungen. Wenn Samuel nicht aufpasst, könnte sein Hobby seinen schulischen Werdegang negativ beeinflussen. Bei einem Supertalent mag das akzeptabel sein, aber nur die wenigsten Kinder zählen zu solchen Ausnahmebegabungen. Möglicherweise ist es in diesem Fall sinnvoll, die sportlichen Aktivitäten wieder etwas zu reduzieren.

Anzeichen einer Überforderung Ihres Kindes

Manchmal entwickelt sich eine Freizeitbeschäftigung anders als erwartet. Vielleicht sind die Anforderungen eines neuen Trainers zu hoch, oder die Angst vor einer öffentlichen Präsentation des Könnens ist zu belastend. Dann sollten Sie jederzeit die Notbremse ziehen. Wenn Ihr Kind mehrmals in Folge keine Lust hat, wenn es über Bauchschmerzen oder Übelkeit klagt, einen bedrückten Eindruck macht oder auch aggressiver als sonst ist, könnte die Ursache in seiner Freizeitbeschäftigung liegen. Klären Sie diese Frage unbedingt mit seinem Trainer.

  • Achtung! Wenn Ihr Kind am Nachmittag kürzertreten soll, schieben Sie den Schwarzen Peter nicht der Schule zu. Sie bremsen damit möglicherweise die Motivation zum Lernen aus. Überlegen Sie sich lieber andere Argumente, die Ihrem Kind einleuchten. Vielleicht zu wenig Zeit für die Freunde, zu lange Fahrzeiten, oder locken Sie es mit einem weniger anstrengendem Alternativangebot.